SPOX: Herr Boateng, herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihrer Zwillinge. Da gerät wohl selbst eine Einladung zur Nationalmannschaft zur Nebensache.
Jerome Boateng: Danke! Die letzten Tage waren wirklich sehr aufgeregt. Die Geburt war der glücklichste Moment in meinem Leben. Alles ist gut gelaufen, unsere beiden Töchter machen sich sehr gut. Sie sind zwar noch im Krankenhaus, weil sie fünf Wochen zu früh auf die Welt gekommen sind, aber alles ist in Ordnung.
SPOX: Vermutlich gibt Ihnen das noch mal einen Schub.
Boateng: Ja klar. Ich laufe die ganze Zeit mit einem Lächeln im Gesicht durch die Gegend und bin bestens gelaunt. Ich freue mich einfach, dass die Kinder gesund zur Welt gekommen sind.
SPOX: Jetzt kommt ins Hause Boateng also so richtig Betrieb.
Boateng: Genau. Mit zwei auf einen Schlag hat man keine Ruhe.
SPOX: Vor kurzem waren Bilder von ihrem Haus in Manchester zu sehen. Das Anwesen scheint sehr ruhig im Grünen zu liegen.
Boateng: Die Spieler in Manchester wohnen mehr außerhalb, nicht in der Stadt. Dort ist es ländlicher. Es gibt da sieben, acht Vororte, dort wohnen die meisten Spieler. Vincent Kompany wohnt bei mir gleich um die Ecke, Patrick Vieira auch. Wayne Rooney lebt fünf Minuten von mir entfernt.
SPOX: Da können Ihre Zwillinge ab sofort so richtig Gas geben.
Boateng: Ja, da haben sie alle Freiheiten. Da können sie schreien und es hört nicht gleich jeder.
SPOX: Sie sind ein großer Schuhfan und besitzen mehr als 400 Paar Sneakers. Müssen die jetzt den Babysachen weichen?
Boateng: Die Babysachen sind jetzt wichtiger als meine Schuhe. Aber ich habe auch schon genug Schuhe für die beiden besorgt und geschenkt bekommen. (lacht) Ich bin vorbereitet.
SPOX: Wie verbringen Sie Ihre Freizeit in Manchester?
Boateng: Ich bin viel zu Hause, am Haus ist auch immer mal was zu machen. Ich habe es ja schließlich mitgeplant. Ansonsten mache ich viel mit Mannschaftskollegen. Wir gehen essen oder sehen uns Champions-League-Spiele an. Abends schaue ich DVD oder bin in meiner Sauna oder im Pool. In der Stadt bin ich nur selten, ab und zu mal zum Essen, aber eigentlich nur, wenn mein Vater oder Freunde da sind.
SPOX: Es war zu lesen, dass Sie sich gerade ein Heimkino einrichten lassen.
Boateng: Ja, wenn ich jetzt wieder zurückkomme, ist es fertig. Da wird alles verkabelt und dann reicht es, die Filme auf dem iPad zu haben, um sie im Kinoraum anschauen zu können. Das ist wirklich super.
SPOX: Einen Weinkeller haben Sie ebenfalls. Sind Sie Wein-Fan?
Boateng: Der ist nicht für mich, der war schon drin. Ich trinke keinen Alkohol. Mein Vater mag ihn umso lieber. (lacht)
SPOX: Haben Sie oft Besuch?
Boateng: Mein bester Freund und mein Vater sind oft da, Patrick Ebert hat mich auch schon besucht. Meine Freundin und die zwei Kleinen kommen von Berlin nach Manchester, sobald es geht. Die Babys dürfen noch nicht fliegen, vielleicht kommen sie mit dem Zug.
SPOX: Im Sommer haben Sie erzählt, dass sie mit Hilfe der Serie 'Two and a half men' Englisch lernen. Machen Sie das immer noch?
Boateng: Ja, das stimmt. (lacht) Charlie Sheen schaue ich immer noch an, aber nicht mehr zum Lernen. Mit Englisch habe ich keine Probleme mehr.
SPOX: Wer sind Ihre sportlichen Bezugspunkte innerhalb der Mannschaft?
Boateng: Mit Vincent Kompany und Nigel De Jong habe ich ja schon beim HSV gespielt. Sie kenne ich am besten, mit ihnen verstehe mich immer noch gut. Aber mit der Wichtigste ist Patrick Vieira. Er war in der Jugend mein Vorbild. Ich verstehe mich echt gut mit ihm. Ab und zu bin ich auch bei ihm und seiner Frau zu Hause beim Essen. Er ist einfach ein toller Mensch, überhaupt nicht abgehoben. Ein ganz ruhiger und sachlicher Typ. Mit ihm kann ich auch mal reden, wenn es mir schlecht geht.
SPOX: Es stimmt also, dass Vieira eine besondere Aura umgibt.
Boateng: Wenn er den Raum betritt, merkt man, dass er etwas Besonderes ausstrahlt.
SPOX: Mit seiner Erfahrung wird er auch innerhalb der Mannschaft sehr wichtig sein.
Boateng: Natürlich. Mit seinem Alter schafft er es nicht mehr, alle drei Tage zu spielen, aber man sieht, was er fußballerisch drauf hat. Vor allem den jungen Spielern hilft er mit seiner Erfahrung und Abgezocktheit weiter.