Vor 25.674 Zuschauern in der zur DFB-Premiere ausverkauften Rhein-Neckar-Arena von Sinsheim brachte Bundesliga-Torschützenkönig Mario Gomez die Hausherren in Führung (20.). Schürrle schoss mit seinem ersten Länderspieltor das 2:0 (35.), ehe Uruguay durch Napolis Walter Gargano der Ehrentreffer gelang (48.).
Das DFB-Team in der Einzelkritik: Gomez gut, Klose blass
Für das DFB-Team war es der erste Testspielsieg seit Juni 2010 (3:0 gegen Bosnien-Herzegowina). In der EM-Qualifikation stehen demnächst die Spiele in Österreich (3. Juni) und in Aserbaidschan (7. Juni) an.
Reaktionen:
Joachim Löw (Trainer Deutschland): "Mir hat vieles sehr gut gefallen, vor allem in der ersten Halbzeit. In dem Spiel war viel Tempo, das konnte man nicht unbedingt erwarten. In der zweiten Halbzeit haben wir ein paar kleinere Fehler gemacht, da war der Spielfluss auch bedingt durch die vielen Wechsel nicht mehr so vorhanden."
Andre Schürrle (Deutschland): "Ich freue mich natürlich über mein Tor, aber wichtiger war der Sieg. Damit konnten wir wichtiges Selbstvertrauen für die kommenden Qualifikationsspiele mitnehmen."
Mario Gomez (Deutschland): "Wir haben gut angefangen, mit viel Tempo nach vorne. Wir haben zwei schöne Tore gemacht, hätten aber mehr machen müssen."
Benedikt Höwedes (Deutschland): "Ich habe mich riesig gefreut, dass ich mein Debüt geben durfte. Für mich war das der krönende Abschluss der Saison. Ein Kindheitstraum ist damit in Erfüllung gegangen."
Diego Forlan (Uruguay): "Deutschland hat seine Möglichkeiten einfach besser verwertet. Wenn du selbst deine Chancen nicht nutzt, verlierst du gegen ein solches Team."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Das DFB-Team im Vergleich zum letzten Test gegen Australien mit fünf Änderungen. Neuer kehrt ins Tor zurück, Kapitän Lahm spielt wieder hinten rechts. Kroos und Rolfes bilden in Abwesenheit von Schweinsteiger die Doppel-Sechs, Özil agiert hinter der Spitze Gomez. Hummels darf neben Friedrich wieder den Mertesacker-Ersatz geben. Badstuber, Podolski und Klose damit nur auf der Bank. Reus (Oberschenkelzerrung) und Khedira (Trainingsrückstand nach Muskelriss) stehen nicht im Kader.
Uruguay mit neun Mann, die schon beim Spiel um Platz drei der WM 2010 gegen Deutschland in der Startelf standen. Gargano und A. Pereira spielen im 4-3-3 an Stelle von Perez (Bank) und Fucile (verletzt). Vorne wirbeln Forlan, Cavani und Suarez.
20., 1:0, Gomez: Gomez schnappt Lugano halblinks nach einem ungenauen Rückpass den Ball weg, dribbelt an Godin vorbei und verlädt Muslera. Der Ball passt genau ins kurze Eck. 16. Länderspieltor.
30.: Suarez läuft von links parallel zum Strafraum und bedient Cavani auf rechts. Der trifft nur das Außennetz.
32.: Kroos "missglückt" eine Flanke von rechts - Muslera macht sich lang und kratzt den Ball aus dem linken Winkel. Nach der folgenden Ecke von Özil köpft Hummels aus sechs Metern rechts daneben.
35., 2:0, Schürrle: Özil spielt nach links auf Schürrle. M. Pereira und Lugano zu passiv. Schürrle nimmt Maß und zirkelt den Ball aus 18 Metern rechts unten ins Eck. Erstes Länderspieltor im dritten Spiel.
46.: Klose kommt für Özil - und damit zu seinem 109. Länderspiel. Löw probiert seinen Top-Stürmer also als "Zehner" aus.
48., 2:1, Gargano: Schmelzer zu passiv gegen Cavani. Friedrich bekommt den Ball nicht weg, Suarez schießt Lahm an. Gargano macht den Nachschuss aus zwölf Metern rein. Sein erstes Länderspieltor.
63.: Forlan kommt nach einem Doppelpass zum Abschluss. Schlenzer aufs rechte Eck, Neuer pariert stark.
66.: Höwedes kommt für Lahm - erstes Länderspiel für den Schalker.
74.: Starker langer Ball von Müller in den Lauf von Gomez. Der verzögert im Strafraum, spielt Muslera aus, wird nach rechts abgedrängt - und schiebt den Ball parallel zur Torlinie vorbei.
Fazit: Das DFB-Team ließ sein Können zweimal aufblitzen, ansonsten war Uruguay ebenbürtig. Die zweite Halbzeit gehörte nach vielen Wechseln sogar eher den Gästen.
Der Star des Spiels: Mario Gomez. Spielte für die Bayern schon besser in dieser Saison, holte sich durch sein gelungenes Tor aber viel Selbstvertrauen ab und war vor allem deutlich präsenter als Konkurrent Klose, der als Einwechselspieler total blass blieb. Punktgewinn Gomez mit Blick aufs Österreich-Spiel. Ebenfalls stark: Schürrle.
Der Flop des Spiels: Diego Lugano. Machte vorm 0:1 einen kapitalen Fehler ging beim 0:2 nicht auf Schürrle drauf. Das war letztlich ein Fehler zu viel.
Der Schiedsrichter: Olegario Benquerenca. Typisches Testspiel ohne die letzte Härte in den Zweikämpfen. Der Portugiese war deswegen wenig gefordert, pfiff unauffällig und damit gut. Bei Cavanis (41.) und Friedrichs (52.) Abseitstoren lag das Trio jeweils richtig.
Analyse: Das DFB-Team brauchte 20 Minuten, um nach dem Kurzurlaub wieder in den Wettkampfmodus zu kommen. Dann aber kombinierte sich die Löw-Elf, von Müller und Özil angetrieben, recht flüssig vors Tor von Muslera - auch wenn das Abwehrverhalten der Uruguayer, die prinzipiell sehr hoch standen, freundschaftlich passiv ausfiel.
Im Defensivzentrum zwischen Innenverteidiger und Sechser waren Abstimmungsprobleme dafür nicht zu übersehen: Die DFB-Hintermannschaft war durchaus anfällig für Konter, weil Forlan, Cavani und Suarez zwischen den Linien kaum behelligt wurden.
Nach Ballverlusten im Mittelfeld standen zudem bisweilen gleich sechs DFB-Spieler vor dem Ball, weil auch die Außenverteidiger ungewöhnlich hoch spielten. Schmelzer merkte man die Feier-Orgie mit Dortmund an, Rolfes spielte dagegen nach 17 Monaten ohne Länderspiel solide.
Mit der Herausnahme von Özil brachte die DFB-Elf nach dem Seitenwechsel kaum einen Angriff zu Ende - Klose ging als Zehner unter.
Da die Zweikämpfe im Laufe der zweiten Halbzeit mehr und mehr an die Gäste gingen, hatte Uruguay das Heft in Halbzeit zwei in der Hand. Ein sich steigernder Neuer und die oft in höchster Not klärende Innenverteidigung sorgten am Ende dafür, das Deutschland nach fast einem Jahr mal wieder ein Testspiel gewann.
Deutschland - Uruguay: Daten zum Spiel