Nachdem die Halbfinal-Niederlage gegen der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien bei der EM 2012 für bundesweite Enttäuschung gesorgt hatte, hagelte es Kritik von allen Seiten. Der überzeugende 6:1-Sieg in Irland beruhigte die Gemüter - der perfekte Zeitpunkt für Kapitän Philipp Lahm, um die EM-Schelte einzuordnen.
Selten zuvor unter der Ägide von Bundestrainer Joachim Löw gab es so viele negative Stimmen wie nach dem Halbfinal-Aus bei der EM in Polen und der Ukraine gegen Italien. Über die teils heftige Kritik meint Lahm im Rückblick gegenüber dem "Kicker": "Vieles sehe ich dabei auch als Lob, weil von uns viel erwartet und uns auch der Titel zugetraut wurde. Wenn man dann im Halbfinale ausscheidet, ist die Enttäuschung groß. Kritik ist da ganz normal."
Dennoch teilt der Spielführer keinesfalls die Meinung, dass das DFB-Team überschätzt worden ist. Vielmehr sieht er den Status "Titelkandidat" als logischen Schritt: "Wir haben wieder um den Titel mitgespielt, und es hängt oft an Nuancen, ob man ins Finale einzieht. Ob wir dann Spanien geschlagen hätten, weiß man nicht. Spanien ist eine Jahrhundertmannschaft, wahrscheinlich die beste Nationalmannschaft, die es je gegeben hat. Dass wir zu den Mitfavoriten zählten, war ganz normal, nach der Entwicklung der Vorjahre."
Widerspruch gegen Hoeneß
Uli Hoeneß hat sich zuletzt mit harschen Worten über die Leistung des Teams geäußert: "Unsere Nationalmannschaft war die gesamte EM hindurch nicht gut." Zu dieser Aussage erklärt Lahm: "Dieses Urteil akzeptiere ich nicht. Wir haben bei der EM vier Spiele gewonnen und Griechenland im Viertelfinale geschlagen. Wir wissen alle, das es wichtig ist, Ergebnisse zu erzielen. Diese Aussage von Uli Hoeneß kann ich nicht akzeptieren."
Das Erfolgsrezept für die Zukunft liegt seiner Meinung nach in der Organisation der Mannschaft: "Wir brauchen wieder eine bessere Ordnung, damit haben wir in Irland schon angefangen. Daran arbeiten wir tagtäglich. Die Grundlagen sind eine gute defensive Ordnung und Kreativiät nach vorne." Im Halbfinale sei der Gegner "taktisch cleverer" gewesen.
"Stimmung war schon mal besser"
Zustimmung gab es stattdessen für die Kritik von Bastian Schweinsteiger, der einige Tage zuvor die schlechte Stimmung bei der EM angesprochen hatte: Bei Toren seien nicht alle Ersatzspieler aufgesprungen. Dazu Lahm: Bastian hat als erfahrener Spieler [...] das gute Recht, Dinge, die ihm auffallen, anzusprechen. Das gehört dazu."
Die Meinung seines Teamkollegen vom FC Bayern kann er nachvollziehen: "Die Stimmung war schon mal besser als bei der EURO. [...] Man muss alles der Mannschaft unterordnen. Es gehört sicher dazu, dass Spieler unzufrieden sind, [...] aber man muss sich selbst hintenanstellen in einem Turnier."
Philipp Lahm im Steckbrief