Für DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte die 0:6-Niederlage der deutschen Nationalmannschaft im vergangenen November in Spanien bei aller Enttäuschung auch etwas Positives. "Das war natürlich eine sehr hitzige, emotionale Diskussion danach, die mich auf der einen Seite ein bisschen gefreut hat, weil sie gezeigt hat, wie viel die Nationalmannschaft den Menschen noch bedeutet", sagte der 52-Jährige im Interview mit RTL/ntv, "aber wir müssen aufpassen, dass das keinen längeren negativen Effekt auf uns hat."
Bierhoff glaubt nicht, dass die anhaltenden öffentlichen Diskussionen die Arbeit von Bundestrainer Joachim Löw in der Vorbereitung auf die Europameisterschaft (11. Juni bis 11. Juli) beeinflussen. "Dafür sind wir zu lange in diesem Geschäft, sodass wir wissen, wie das geht", sagte der Europameister von 1996: "Schauen wir Jürgen Klopp (Teammanager des FC Liverpool, d.Red.) an, der hat vier Jahre eine Erfolgsgeschichte geschrieben und wird jetzt durch den Kakao gezogen. Das weißt du, wenn du in so einer Rolle bist, dass du heftigen Widerstand bekommst."
Bierhoff geht weiter fest davon aus, dass die wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschobene EURO im zweiten Anlauf stattfinden wird: "Wir wären sechs bis sieben Wochen in einer Blase. Ich glaube, das wäre relativ sicher. Aber man weiß natürlich nicht, wie die Situation im Juni ist."
Nach seinem Kenntnisstand plane die Europäische Fußball Union (UEFA) weiter mit zwölf Stadien. "Es scheint, dass acht Stadien Minimum sein müssen, damit man es auch terminlich und platztechnisch umsetzen kann. Wir planen entsprechend, wissen aber, dass sich das jederzeit wieder ändern kann", erklärte Bierhoff.
In der Diskussion, ob der Profußball sicht während der Corona-Pandemie immer weiter von der restlichen Gesellschaft entfernt hat, stellte Bierhoff klar: "Auf der einen Seite gibt es im Leben weitaus wichtigere Dinge als den Fußball, und wir müssen uns hinten anstellen. Auf der anderen Seite finde ich es gut, wenn eine Branche, ein Geschäftszweig alles in die Waagschale wirft, den Behörden auch anbietet, damit sein Betrieb wieder läuft - und das macht der Fußball."
Die Erfolge von Vereinen wie Sextuple-Sieger FC Bayern würden zumndest teilweise den Wind aus den Diskussionen nehmen: "Wenn Bayern München die Champions League gewinnt und alle feiern, ist es gar kein Thema, wie viel die Spieler verdienen."