DFB-Team - Warum mehr Einfachheit dem deutschen Nachwuchsfußball guttun würde: Das Geniale liegt im Simplen

Oliver Maywurm
29. Juni 202307:59
SPOXimago images
Werbung

Straße und Intuition statt häufig viel zu kompliziertes Denken: Was im deutschen Nachwuchsfußball anders gemacht werden könnte.

"Ich glaube, uns fehlt so ein bisschen die Straßenkicker-Mentalität", sagte Kai Havertz, Champions-League-Sieger und einer der technisch feinsten deutschen Spieler, hinsichtlich des Nachwuchsfußballs in Deutschland kürzlich bei DAZN. "Lasst die Jungs ihr Ding machen, lasst sie am Ball Spaß haben und ihre Ideen ausprobieren. Lasst sie auch mal auf die Schnauze fallen mit den Sachen, die sie falsch machen. Gebt den Jungs Freiheiten. [...] Es ist extrem wichtig, wieder mehr dorthin zu kommen."

Freiburgs Vincenzo Grifo, der erst im zweiten A-Jugendjahr in ein Nachwuchsleistungszentrum kam, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Im Podcast kicker meets DAZN betonte er, dass er definitiv ein anderer Spieler geworden wäre, wäre er den Schritt in den Profinachwuchs schon früher gegangen. "Dann wäre mir vielleicht gesagt worden, wie ich den Ball in einer bestimmten Situation annehmen soll, dass es falsch sei, wie ich es mache oder dass ich nicht mit der Sohle spielen soll."

Auf seinem Weg habe ihm derlei Dinge bis zur U19 eben niemand gesagt - und deshalb konnte er der spektakuläre Spieler werden, der er heute ist. "Ich bin gottfroh, dass ich den Weg eingeschlagen habe. Meinen Spielstil konnte man mir mit 19 dann nicht mehr nehmen."

In den letzten zehn bis 15 Jahren hat die Entwicklung des Jugendfußballs im Spitzenbereich und damit eben allen voran in den Nachwuchsleistungszentren in vielen Aspekten eine fragwürdige Richtung eingeschlagen. Nicht nur, was das rein inhaltliche Arbeiten angeht, sondern auch im Hinblick darauf, wie gut man sich mit dem Fußball als Spiel identifizieren kann. Aussagen wie jene von Havertz und Grifo stützen diese Beobachtung.

Klar ist: Es muss sich etwas ändern. Und es ändert sich auch etwas. Die Trainer-Ausbildung wurde reformiert und ist nun deutlich praktischer ausgelegt, individuelles Training wird immer mehr forciert. Der lange Zeit viel zu hohe Stellenwert von mannschaftstaktischen Elementen im Nachwuchs soll deutlich reduziert werden. Das Eins-gegen-Eins wird wieder aktiver eingefordert und gefördert, der Mehrwert von Straßenfußball hervorgehoben.

Und dennoch bleibt der Eindruck, dass man diese Richtung noch viel stärker verfolgen könnte, dass man den Mut zu noch viel deutlicheren Veränderungen haben sollte - in mehreren unterschiedlichen Bereichen.

Werbung
Werbung
Werbung