Die von Verletzungen gebeutelte deutsche Nationalmannschaft hat sich gegen Argentinien für seine starke Leistung in der ersten Hälfte nicht belohnt. Nach einer 2:0-Führung kommt das DFB-Team schließlich nicht über ein 2:2 hinaus. Bundestrainer Joachim Löw hat gute Ansätze gesehen, Kapitän Joshua Kimmich ist allerdings unzufrieden. Die Stimmen im Überblick.
Joachim Löw (Trainer Deutschland) über ...
... das Spiel: "Die erste Halbzeit haben wir sehr mutig gespielt, mit viel Tempo nach vorne. Die Umstellung hat uns nicht irritiert, sie haben gute Spieler eingewechselt, die viel neue Qualität gebracht haben. Uns hat ein wenig der Mut gefehlt, weshalb wir nicht mehr in die Zweikämpfe gekommen sind."
... die Vorbereitung: "Wir haben viel Videos geschaut, um herauszufiltern, was wir machen wollen. Wir konnten es zwar nicht über 90 Minuten halten, aber die Ansätze waren sehr gut."
... Serge Gnabrys Auswechslung: "Er ist natürlich wichtig für uns, sodass wir nichts riskieren wollten. Er hat einen unglaublich großen Schritt gemacht, sei es bei seinen Abschlüssen oder bei seinem Passspiel."
... das 2:2: "Wir sind eigentlich in Ballbesitz. Ich kann Serdar (Ballverlust vor dem Gegentreffer, Anm. d. Red.) keinen Vorwurf machen, es war insgesamt zu unruhig, weshalb das Tor ein bisschen in der Luft lag."
... die erneut verspielte Führung: "Grundsätzlich ärgert es einen immer. Aber man muss heute sicher ein bisschen Nachsicht haben. Wir haben auch einige junge Spieler eingewechselt. Aber insgesamt war es ein sehr guter Auftritt."
... Marc-Andre ter Stegen: "Er hat sehr viel Ruhe im Spiel gehabt und viele Bälle herausgespielt. An den Toren kann er nichts machen. Er hat die gewohnt gute Leistung gezeigt.
... Bastian Schweinsteigers mögliches Engagement beim DFB: "Ich kenne seine Pläne nicht, wenn er aber den Wunsch hat, kann er gerne bei uns reinschnuppern. Er hatte eine großartige Karriere. Er war einer der ganz Großen des deutschen Fußballs."
... Kontakt mit Schweinsteiger: "Ich hatte gestern kurz Kontakt mit ihm. Ich habe ihm für seine große Karriere gratuliert und meinen großen Respekt ausgesprochen."
... warum Kimmich als Kapitän auflief: "Jo ist ein Vorbild an Einsatz, in seiner ganzen Einstellung. Er hat eine gewisse Erfahrung, kann auch verbal eine Mannschaft führen, ist in der Organisation sehr klug, gibt Anweisungen und ist omnipräsent. Daher war klar: Jo wird es sein."
... die Debütanten: "Luca Waldschmidt war sehr gut unterwegs, hat viele Bälle behauptet, viele Wege gemacht, eine sehr gute Partie gespielt. Nadiem Amiri und Suat Serdar haben wenige Möglichkeiten gehabt, sich noch auszuzeichnen. Sie mussten viel nach hinten arbeiten, haben ihre Stärken aber im Spiel nach vorne. Aber man kann zufrieden sein, das sind Spieler mit sehr guten Ansätzen, da können wir schon noch was erhoffen."
... die ausgefallenen Spieler: "Timo Werner geht es besser, er soll am Freitag wieder voll einsteigen. Bei Ilkay Gündogan gibt es noch ein Fragezeichen, ich will keinen Druck aufbauen, muskuläre Verletzungen sind immer sehr diffizil. Bei Niklas Stark muss man abwarten, er hat eine Magen-Darm-Geschichte, die kann laut Arzt aber schnell vorbei sein. Und Marco Reus wird am Sonntag einsatzfähig sein."
... den Plan gegen Estland: "Estland ist ein ganz anderer Gegner. Sie spielen mehr zurückgezogen und verteidigen in allererster Linie ihr Tor. Da brauchen wir einen offensiven Spieler mehr auf dem Platz. Marco Reus kann ich mir vorstellen. Und wenn Ilkay fit ist, wird er auch spielen."
Joshua Kimmich über ...
... das Spiel: "Ich sehe unsere Leistung ein bisschen zweigeteilt. Die erste Halbzeit war sehr gut, wir standen gut. Dann haben wir in der zweiten Halbzeit zu früh die Bälle verloren und kriegen hinten raus die zwei Tore. Das passiert uns ins letzter Zeit öfters mit der Nationalmannschaft."
... den Spielverlauf: "Man hat das Gefühl, dass wir den Sieg verspielt haben, weil wir in der ersten Halbzeit 2:0 geführt haben und in der zweiten Hälfte hatten wir dann nicht mehr den Zugriff und haben dann hinten raus leider noch zwei Gegentore bekommen."
... Gnabry: "Serge tut uns immer gut. Mit seiner Dynamik, seiner Fähigkeiten im 1-gegen-1 und seinen Abschlüssen macht er dem Gegner immer Probleme. Er tut jeder Mannschaft gut.""
... ein mögliches Kopfproblem (verspielte Führungen): "Glaube ich nicht. Ich denke, dass keiner Angst davor hat, ein Gegentor zu bekommen. Es ist uns schwer gefallen, die Räume immer eng zu machen. Argentinien hat es dann einfach besser gemacht und uns in die Defensive gedrückt."
... das Kapitänsamt: Es ist natürlich ein besonderes Gefühl, die Binde in meinem jungen Alter tragen zu dürfen. Aber ich hatte heute die meisten Länderspiele im Team."
... über die neue Mannschaft: "Ich bin der Meinung, dass wir eine überragende Mannschaft auf dem Platz hatten, obwohl viele Spieler absagen mussten. Gerade in der ersten Halbzeit hat man das gesehen. In der zweiten Halbzeit mussten wir für meinen Geschmack zu viel verteidigen, aber trotzdem freue ich mich für all die Jungs, die heute ihr Debüt feiern durften."
Marc-Andre ter Stegen: "Für mich war es wichtig, die 90 Minuten zu spielen. Wenn du nicht spielst, kannst du dich nicht zeigen. Ich will immer weitermachen und arbeiten."
Kai Havertz: "Serge Gnabry hat mich überragend gesehen. Dann war es nicht mehr so schwer, den Ball reinzudrücken. Es ist schon ein Kindheitstraum, ein Tor in der Nationalmannschaft zu schießen."
Julian Brandt: "Wir hätten natürlich gerne gewonnen, aber am Ende hat man gemerkt, dass wir eine neue Mannschaft waren. Da kann noch nicht alles klappen. Schade."
Robin Koch: Habe es sehr kurzfristig erfahren - heute Mittag (Nachricht, dass er spielt, Anm. d. Red.). Für mich ist ein Riesentraum in Erfüllung gegangen. Ich habe mich voll auf das Spiel fokussiert und versucht, es zu genießen."