Herr Brandt, wie haben Sie das Spiel erlebt?
Julian Brandt: Es war sicherlich nicht alles gut. Es gab Höhen und zwischendurch auch mal Tiefen. Aber wenn man gegen den Tabellenführer der Bundesliga das Spiel innerhalb von wenigen Minuten dreht, dann ist das für das Selbstbewusstsein sehr gut.
Wie bewerten Sie Ihre Leistung auf Ihrer bevorzugten 10er-Position?
Brandt: Ich hatte in der ersten Hälfte meine Schwierigkeiten. Aber gerade in der zweiten Hälfte war die Sicherheit da und auch die Routine. Dann kamen die Momente, in denen ich Chancen vorbereitet habe. Für mich war es extrem wichtig, mich selbst mal zu belohnen.
Lucien Favre klagte nach dem Jubel nach Ihrem zweiten Tor über Schmerzen. Haben Sie sich schon bei ihm entschuldigt?
Brandt: Mir wurde es auch nur erzählt. Ich habe mit ihm gesprochen und er sagte, dass es auch schöne Schmerzen waren.
Brandt: "Das muss man erst einmal verkraften"
Wie wertvoll ist es, nach einem Rückstand zurückzukommen?
Brandt: Ich überlege manchmal, was einer Mannschaft besser tut. Ob es ein souveräner 4:0-Sieg ist oder ob es nicht sogar mal ein Sieg in einem Spiel ist, in dem man in der Bredouille steckte. Nach 70 Minuten das 0:1 zu fressen, muss man erst einmal verkraften, um dann als Mannschaft so ein Spiel zu drehen. Ich glaube, dass das übertrieben zusammenschweißt und der Mannschaft gut tut. Dass das Selbstvertrauen nicht zu 100 Prozent da ist, sieht man ja momentan. Das muss man sich erarbeiten, indem man Spiele gewinnt.
Was ging Ihnen nach dem Rückstand durch den Kopf?
Brandt: Es ist noch einmal eine andere Situation. Druck ist immer da, aber wenn man 0:1 zurückliegt, hat man auch noch die Zeit gegen sich. Dann ist man erst einmal niedergeschlagen. Da war es gut, dass wir zu Hause gespielt haben. Auswärts wäre es deutlich schwieriger geworden. Du musst einfach weiter dran glauben. Beim BVB sind schon viele schräge Sachen passiert, hier glaubt man immer daran, dass man noch Spiele gewinnt oder drehen kann.
Brandt: "In diesem Punkt hat Favre einen schweren Stand"
Man sagt Trainer Favre nach, dass er nicht der emotionalste Typ sei. Zuletzt war er es an der Seitenlinie aber doch. Nehmen Sie eine Veränderung wahr?
Brandt: Viele wünschen sich hier einen Trainer, der mehr macht. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass man es bei der Lautstärke, die 80.000 Menschen im Stadion machen, eh nicht hört. Natürlich gibt es Spieler, die gerade mit Jürgen Klopp als Vorgänger jemanden hatten, der sehr viel mit Mimik gemacht hat, der das auch konnte. Aber er ist halt so, wie er ist. Es gibt viele Trainer, die ruhig und erfolgreich sind. Lucien Favre hat in diesem Punkt mit seinen Vorgängern hier in Dortmund einen schweren Stand. Aber ich glaube nicht, dass das ein Problem ist. Zumindest nicht für mich, ich komme damit gut klar.
Wie sieht es positionstechnisch mit Marco Reus aus, wenn er wieder fit ist?
Brandt: Das werden wir sehen. Man sieht, dass Marco auf dem Platz fehlt. Er ist ein sehr guter Spieler und natürlich schielt man auch mal darauf, gemeinsam auf dem Platz zu stehen. Die Konstellation kann ich aber nicht beeinflussen, weil ich nicht der Trainer bin. Aber nichtsdestotrotz werden wir in den nächsten Wochen eine Lösung finden. Wir haben noch so viele Spiele, da werden wir nicht alle Spiele immer dauerhaft durchhalten. Auch Mario Götze kann auf dieser Position spielen. Wir haben schon gute Kicker. Aber ich wünsche mir natürlich immer, dass Marco auf dem Platz steht.