"Ein Albtraumspiel. Es lief alles schief, was schief laufen konnte. Es war furchtbar, eine Katastrophe für uns. Das ist sehr, sehr bitter", sagte Hertha-Torhüter Alexander Schwolow bei Sky. Auch Trainer Bruno Labbadia war nach dem Ausscheiden restlos bedient, machte das jedoch nicht an der Leistung seiner MAnnschaft fest.
"Wir haben Moral bewiesen und vieles richtig gemacht, besonders im Spiel nach vorn. Aber gefühlt war jeder Schuss ein Gegentreffer, so etwas habe ich selten erlebt", sagte der Hertha-Coach.
Die Braunschweiger durften dagegen nach ihrem Zweitliga-Aufstieg ein weiteres Highlight feiern - was sie nach Schlusspfiff mit einer La Ola vor den zugelassenen 500 Zuschauern ausgiebig taten. "Wir haben Moral bewiesen. Wir haben immer nachgelegt, uns nicht versteckt", sagte der Braunschweiger Dreifach-Torschütze Martin Kobylanski. "Was die Primärtugenden angeht, waren wir heute groß. Wir wollten einen großen Fight liefern, wir waren aber auch sehr effektiv", sagte Trainer Daniel Meyer.
Schon nach 63 Sekunden war Alexander Schwolow nach einem Freistoß von Martin Kobylanski das erste Mal geschlagen. Der neue Hertha-Torhüter wehrte zwar in der 44. Minute einen Foulelfmeter von Kobylanski ab, doch der Kapitän der Niedersachsen traf im Nachschuss. In der 17. Minute hatte Maximilian Mittelstädt den Berliner Keeper mit einem Eigentor per Kopfball überwunden.
Dem hatten die Gäste in der ersten Halbzeit nur zwei Tore durch Dodi Lukebakio (23.) und Matheus Cunha (29.) entgegenzusetzen. Im zweiten Durchgang gelang Peter Pekarik zwar noch der zwischenzeitliche Ausgleich (65.), doch zwei Minuten später war Kobylanski ein drittes Mal erfolgreich. Suleiman Abdullahi (73.) für Braunschweig und erneut Lukebakio (83.) sorgten mit weiteren Treffern für ein Torfestival.
Vor 500 Zuschauern war zwar über weite Strecken die reifere Spielanlage des Bundesligisten zu erkennen, doch was Zweikampfhärte und Einsatzwillen anging, waren die Norddeutschen klar im Vorteil. "Ihr müsst mehr draufgehen", rief Hertha-Trainer Bruno Labbadia einmal fast flehentlich Richtung Spielfeld.
Bruno Labbadia wechselt erst spät
Nach dem Seitenwechsel nahmen die Herthaner die Zweikämpfe besser an, die Platzherren konnten kaum noch entlastende Angriffsaktionen starten. Aber lautstark dirigiert vom starken Schlussmann Jasmin Fejzic gelang es dem Team von Coach Daniel Meyer zunächst, der Berliner Offensive das Leben schwer zu machen.
Dennoch blieben Torchancen für den Erstligisten naturgemäß nicht aus. So musste Robin Ziegele in der 57. Minute für den bereits geschlagenen Fejzic klären, lediglich 60 Sekunden später traf Cunha mit einem verdecktem Schuss nur den rechten Außenpfosten.
Mit personellen Änderungen wartete Labbadia erstaunlich lange. Erst nach dem fünften Gegentreffer tauschte der Coach Teile des Personals aus. Doch die Wende gelang trotz eines weiteren Treffers nicht mehr.
Arbeitssieg gegen Havelse: Mainz kommt erst spät auf Touren
Auch der FSV Mainz 05 musste zumindest eine gute Stunde lang schon wieder eine Blamage fürchten. Der Bundesligist, der im Vorfeld von Corona-Problemen geplagt wurde, gewann in der ersten Hauptrunde nach einem Pausen-Rückstand aber letztlich deutlich 5:1 (0:1) gegen den Viertligisten TSV Havelse.
Jean-Philippe Mateta (57., 79., 90.), Adam Szalai (77.) sowie Robin Quaison (86.) trafen für die Rheinhessen, die im Vorfeld der Partie zwei Testspiele wegen positiven Tests innerhalb der Mannschaft absagen mussten. Gegen Havelse fehlten drei Profis wegen Corona-Infektionen. Noah Plume hatte die Niedersachsen in Führung gebracht (17.). Beim Liga-Auftakt wartet mit RB Leipzig ein ganz anderes Kaliber auf die Mainzer.
In der Vorsaison war der FSV in der ersten Runde beim Drittligisten 1. FC Kaiserslautern gescheitert. Von dieser Pleite erholte sich der Klub lange Zeit nicht. Im November wurde Trainer Sandro Schwarz entlassen, unter seinem Nachfolger Achim Beierlorzer mussten die Mainzer bis zum Saisonende gegen den Abstieg kämpfen.
Wie zehn andere unterklassige Klubs hatte Havelse sein Heimrecht abgegeben. Grund dafür waren die Corona-Auflagen, die von den Vereinen nicht umgesetzt werden können. Die Partie in der Mainzer Arena fand vor 1000 Zuschauern statt. Laut der neuen Corona-Ordnung des Landes Rheinland-Pfalz, die am Mittwoch in Kraft tritt, darf der FSV zukünftig vor rund 3000 Zuschauern spielen.
Robin Zentner neue Nummer Eins in Mainz
Die Mainzer, bei denen Robin Zentner den Torwart-Zweikampf gegen Florian Müller für sich entschieden hat, erarbeiteten sich in den ersten Minuten drei gute Chancen. Nutzen konnte der Erstligist aber keine der Möglichkeiten. Wesentlich besser machte es Plume auf der Gegenseite. Unmittelbar nach der Führung lag sogar das zweite Tor für Havelse in der Luft.
Der FSV war in dieser Phase völlig von der Rolle. Mehr als einen gefährlichen Freistoß von Daniel Brosinski hatte der Favorit nicht zu bieten (30.). Was die Mainzer in der ersten Hälfte zeigten, war insgesamt ganz schwach. Daran änderten auch die Chancen von Jonathan Burkhardt und Jean-Paul Boetius in der 44. Minute nichts.
Nach dem Seitenwechsel wurde es aus Sicht des Bundesligisten nicht besser. Zentner verhinderte gegen Yannik Jaeschke den zweiten Gegentreffer (48.). In der 51. Minute vergab FSV-Stürmer Mateta aus kurzer Distanz die Großchance zum Ausgleich. Sechs Minuten später machte es der Franzose besser. Schon vor dem Ausgleich wirkten die Niedersachsen etwas müde, der große Kampf zuvor hatte Kraft gekostet.
Nach einer Stunde stand der FSV ganz dicht vor der Führung. Die Gelegenheiten häuften sich. TSV-Torwart Norman Quindt hielt großartig. Eine Viertelstunde vor Schluss hatte das Unentschieden weiter Bestand. Der eingewechselte Szalai und Mateta brachten Mainz auf die Siegerstraße.