Als RB Leipzig zum bisher einzigen Mal im DFB-Pokal-Finale stand, da waren die Rahmenbedingungen eines solchen Endspiels noch würdig: Knapp 74.000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion, Samstagabend nach dem Saisonende. Die Krönung der nationalen Fußball-Saison. Diesmal duellieren sich Leipzig und Borussia Dortmund an einem Donnerstagabend vor leeren Rängen - fünf Tage nach dem direkten Duell in der Bundesliga, drei Tage vor dem nächsten Ligaspiel.
"Weil wir in der Bundesliga erst am vergangenen Wochenende gegen Dortmund gespielt haben, ist die Konstellation diesmal ein bisschen anders", sagt Willi Orban. "Bei unserer ersten Teilnahme am DFB-Pokal-Finale vor zwei Jahren konnten wir den Fokus früher darauflegen, auch weil es nach und nicht in der laufenden Bundesligasaison stattfand."
Späterer Fokus also - und wegen der fehlenden Fans auch weniger Anspannung! "Bei mir ist die Anspannung vor großen Spielen definitiv geringer, wenn keine Fans involviert sind. Vor zwei Jahren haben wir erlebt, was für eine Euphorie so ein Pokalfinale an den Tagen davor und auch unmittelbar vor dem Spiel auslösen kann", erklärt Orban. "Wenn du auf dem Weg zum Stadion durch leere Straßen fährst und dich ohne Fans im Hintergrund aufwärmst, fehlt mir da eine gewisse Energie." Ohne Fans erreiche Orban erst mit dem Anpfiff den finalen Fokus.
Orban über Unterschiede zwischen Haaland und Lewandowski
Beim Finale vor zwei Jahren stand Orban in Leipzigs Startelf und verlor mit seiner Mannschaft auch wegen eines Doppelpacks von Robert Lewandowski mit 0:3 gegen den FC Bayern München. Diesmal wird es Orban mit dem anderen herausragenden Bundesliga-Stürmer zu tun bekommen: Erling Haaland, der nach überstandener Oberschenkelverletzung wohl rechtzeitig fit wird.
"Hinsichtlich ihrer generellen Qualität sind sie für mich beide auf einem Niveau: Weltklasse", findet Orban. Muss man sie unterschiedlich verteidigen? "Haalands größte Stärke ist seine Wucht und seine Dynamik bei Tiefenläufen. Am gefährlichsten ist er, wenn er an der letzten Linie lauert, den Ball fordert und dann in die Spitze sprintet. Lewandowski hat sich dagegen zu einem schwimmenden, hängenden Stürmer entwickelt. Er agiert nicht mehr als klassischer Mittelstürmer. Lewandowski muss man als Verteidiger eher folgen, bei Haaland vor allem aggressiv dagegenhalten und die Tiefe sichern."
Orban über Nagelsmanns Wechsel zum FC Bayern München
Ab der nächsten Saison wird Lewandowski in München von Julian Nagelsmann trainiert werden, der sich mit seinem Wechsel zum FC Bayern nach eigener Auskunft einen Lebenstraum erfüllte. "Wir wussten, dass das irgendwann passieren kann", sagt Orban. "Ich hätte gerne noch ein weiteres Jahr mit Julian zusammengearbeitet, aber jetzt werden wir alles reinwerfen, um die gemeinsame Zeit mit dem Pokalsieg zu krönen."
Mitgeteilt wurde der Mannschaft der Wechsel am Morgen des Verkündungstages - laut Orban ohne emotionale Ausschläge auf beiden Seiten: "Wir haben kurz gesprochen, dann aber wenig später ganz normal trainiert. Wir wussten ja, dass wir erstmal weiter zusammenarbeiten und noch wichtige Spiele gemeinsam zu bestreiten haben. Die Emotionalität wird vermutlich erst nach dem letzten Spiel kommen."