BVB fliegt in Bremen aus dem DFB-Pokal: Ein Rückfall in aktuelle Zeiten

Der BVB ist bei Werder Bremen aus dem DFB-Pokal ausgeschieden.
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Nach dem 15-Tore-Rausch in den drei letzten Bundesligaspielen muss Borussia Dortmund mit dem Aus im DFB-Pokal bei Werder Bremen einen bitteren Rückschlag hinnehmen. Unter Trainer Lucien Favre scheint der BVB die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen nicht durchbrechen zu können.

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Wenn man bemessen möchte, was Borussia Dortmund am Dienstagabend mal wieder Erstaunliches zustande gebracht hat, dann kann man sich zum Beispiel auf die Statistik des Gegners berufen. Werder Bremen kriselt in der Bundesliga seit Wochen und Monaten vor sich hin, auch 2020 ist es bislang nicht wirklich besser geworden.

Zwei Törchen in drei Spielen gelangen den Werderanern in diesem Jahr erst, erzielt haben sie jeweils Spieler der Gegner. Es war also lange klar, dass der SVW gegen den BVB nicht mit breiter Brust auflaufen wird, aber es war genauso lange klar, dass Bremen den favorisierten Gästen einen zünftigen Kampf, in diesem Wettbewerb gerne auch Pokal-Fight genannt, liefern wird.

Am Ende hatte Werder angesichts des Dortmunder Chancenplus in Halbzeit zwei etwas Glück, nicht in die Verlängerung zu müssen, doch den 3:2-Sieg haben sich die Norddeutschen 60 Minuten lang regelrecht erarbeitet und damit auch verdient. Drei Tore gegen den BVB, die dazu alle noch höchstselbst erzielt wurden - für Bremen waren das so viele wie in den vorangegangenen sieben (!) Pflichtspielen zusammen.

BVB und die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen

Es sind Zahlen wie diese, die zugleich belegen, wo Dortmunds große Schwäche in dieser Saison liegt. Die Defensive ist und bleibt nicht sattelfest, das Umschalten in Richtung eigenes Tor mangelhaft. Hinzu kommt eine Diskrepanz zwischen glanzvollen Heimauftritten - unter Trainer Lucien Favre ging nur eines von 27 Spielen vor eigenem Publikum verloren - und hasenfüßigen Auswärtsspielen, die beträchtlich und schwer erklärbar ist.

So stehen in dieser Saison bereits sechs Pflichtspielniederlagen in fremden Stadien zu Buche, in den letzten drei Duellen vor gegnerischem Publikum kassierte Dortmund acht Gegentore. Nicht in München oder Barcelona, sondern in Hoffenheim, Augsburg und Bremen. Es sind die unangenehmen Auswärtspartien gegen individuell deutlich schwächer besetzte Teams, die kampfstarke Defensivbollwerke auf- und schnelle Konter fahren, mit denen die Borussia seit nunmehr über einem Jahr auf Kriegsfuß steht.

"Wir haben uns das selbst zuzuschreiben. Wir haben eine Mannschaft, die gerade sicherlich nicht vor Selbstvertrauen strotzt, nicht vor genügend Probleme gestellt und sie damit ins Spiel geholt. Wir haben es ihnen leicht gemacht, aggressiv zu verteidigen und ihr Publikum mitzunehmen", sagte Mats Hummels nach dem Abend im Weserstadion - es könnte das Fazit für all jene soeben angesprochenen Begegnungen sein.

Und wenn es der Charakter der BVB-Spieler ist?

Dieses vermeintliche Muster scheint Dortmund unter Favre schlichtweg nicht durchbrechen zu können. Auch nicht nach einem beispiellosen 15-Tore-Rausch, den die Westfalen in den ersten drei Bundesligaspielen des neuen Jahres erlebten und der für einen Anstieg des Selbstbewusstseins gesorgt hatte. Die Leistung in Bremen, beim ersten Charaktertest 2020, sie war gewissermaßen ein Rückfall in aktuelle Zeiten.

Doch woran liegt dieses Phänomen? Die Gründe sind gewiss vielschichtig und daher nicht leicht zu erörtern. Reflexartig könnte man die Mentalitätsdebatte beschwören, die in Dortmund mittlerweile Tradition hat und von Marco Reus bereits als "Scheiße" abgetan wurde. Und wenn es stattdessen vielleicht der Charakter der Spieler sowie eine schnell eintretende Selbstzufriedenheit ist?

Bemerkenswert ist jedenfalls, dass der BVB in diesen tristen Spielen, die schließlich nicht gewonnen werden, eher von seinen Youngstern getragen wird als von den gestandenen Persönlichkeiten des Kaders. Körpersprache, Aufopferungsbereitschaft, Wille, Gier - in Bremen beispielsweise verkörperten dies vor allem die U20-Kicker Jadon Sancho (19) sowie die beiden eingewechselten Erling Haaland (19) und Giovanni Reyna (17). Kapitän Reus oder Axel Witsel blieben blass.

Gerade seit Haalands Ankunft agiert der BVB beinahe wie verwandelt, sobald der Norweger nach einer Einwechslung das Feld betritt. Zwar ist es so, dass die Borussia in dieser Saison auch ohne den Stürmer schon mehrfach nach einem Rückstand zurückkam und Moral bewies. Dafür musste zuvor jedoch sozusagen immer erst etwas zu Bruch gegangen sein.

Hoffnung auf Weiterentwicklung verkümmert immer wieder

Wie eben auch in Bremen: "Unsere erste Halbzeit war überhaupt nicht gut. Wir waren nicht gut bei der Balleroberung, wir haben fast all unsere Zweikämpfe verloren. Wir haben mit zu wenig Tempo gespielt, waren immer zu spät", sagte Favre. Die Hoffnung auf eine positive Weiterentwicklung oder gar einen echten Lauf, erst Recht mit drei deutlichen Siegen im Gepäck, verkümmert so ein ums andere Mal.

Dortmund hat am Osterdeich somit die erste Titelmöglichkeit, noch dazu die mit dem kürzesten Weg dorthin, trotz der Leistungssteigerung in Halbzeit zwei leichtfertig weggeschmissen. Mit den kommenden fünf Partien, die innerhalb von 21 Tagen ausgetragen werden, wird nicht über Erfolg oder Misserfolg der BVB-Saison entschieden - doch sie werden richtungsweisend.

Mit Leverkusen und Frankfurt kommen nun die auf dem Papier bislang stärksten Gegner im neuen Jahr auf Dortmund zu. Danach braucht es in der Champions League gegen Paris Saint-Germain ein Ergebnis, das noch Chancen für das Rückspiel offenlässt. Für die Mannschaft des BVB sind dies weitere Gelegenheiten, um unter Beweis zu stellen, dass sie Charakter besitzt.

Fest steht jetzt schon: In zweieinhalb Wochen steht in dieser Hinsicht der interessanteste Vergleich an - beim Auswärtsspiel in der Bundesliga gegen Werder Bremen.

BVB-Spielplan: Nächste Gegner von Borussia Dortmund

DatumUhrzeitGegnerWettbewerb
8. Februar18.30 UhrBayer Leverkusen (A)Bundesliga
14. Februar20.30 UhrEintracht Frankfurt (H)Bundesliga
18. Februar21 UhrParis Saint-Germain (H)Champions League
22. Februar15.30 UhrWerder Bremen (A)Bundesliga
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