"Pizarro ist nicht im Ansatz arrogant"

Von Interview: Kevin Bublitz/Mark Heinemann
Onur Ayik (Zweiter v. l.) erzielte in der vergangenen Saison elf Tore in 30 Drittligapartien
© Imago

Onur Ayik gilt als eines der größten Talente des 90er Jahrgangs bei Werder Bremen. In der letzten Saison markierte der offensive Mittelfeldspieler elf Tore in 30 Spielen für die Bremer Reserve in der 3. Liga. Seine Premiere in der ersten Mannschaft feierte der Deutsch-Türke beim 2:2 gegen Bayer Leverkusen im Februar dieses Jahres.

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Im Interview spricht der 20-Jährige über seine Chancen auf die Bundesliga, Claudio Pizarro, sein Verhältnis zu Thomas Schaaf und einen ganz besonderen Wunsch, den ihm nur Zinedine Zidane erfüllen kann.

SPOX: Herr Ayik, Sie haben im Sommer Ihre Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann abgeschlossen. Blieb da überhaupt Zeit, die WM zu verfolgen?

Onur Ayik: Ich habe die Ausbildung im Juni abgeschlossen, für die WM blieb aber schon noch Zeit. Ich bin in Deutschland geboren und habe unserer Nationalmannschaft die Daumen gedrückt. Favorit war für mich allerdings Argentinien, aber da lag ich wohl falsch. (lacht)

SPOX: Obwohl Sie in Deutschland geboren sind, haben Sie 2009 die U-19-EM für die Türkei bestritten. Besteht die Chance, dass wir Sie trotzdem noch im deutschen Trikot sehen?

Ayik: Darüber denke ich im Moment nicht nach, weil ich jetzt erstmal andere Ziele habe. Zunächst muss ich den Sprung in die Bundesliga schaffen. Sollte ich dann irgendwann eine Einladung erhalten, werde ich sicher überlegen. Ich würde mich aber sehr über eine Nominierung freuen.

SPOX: Sie sind in Walsrode bei Bremen geboren. Haben Sie diese typisch norddeutsche Mentalität?

Ayik: Das würde ich schon sagen. Ich würde mich nicht als zurückhaltend charakterisieren, aber doch als ruhigen Typ beschreiben. Ich muss nicht im Mittelpunkt stehen.

SPOX: Ihr Trainer Thomas Wolter sagt von Ihnen, dass Sie alle Voraussetzungen mitbringen, um in der Bundesliga Fuß zu fassen. Gibt so eine Aussage einen zusätzlichen Motivationsschub?

Ayik: Natürlich freut es mich, wenn der Trainer so positiv von mir denkt. Und es motiviert mich, noch intensiver an meinen Schwächen zu arbeiten und mich nicht auszuruhen.

SPOX: Ihnen fehlt laut Ihrem Trainer manchmal noch eine gewisse Lockerheit, wenn es mal nicht so läuft, wie Sie sich das vorstellen...

Ayik: ...aber was heißt eigentlich Lockerheit? Es ist ja so, wenn mal als junger Spieler Chancen bekommt, will man besonders gut spielen und viel versuchen. Leider tritt dann manchmal das Gegenteil ein, weil man sich zu sehr unter Druck setzt. Ich sehe es so, dass man mit der Zeit und der damit gesammelten Erfahrung einfach mehr Routine hat. Sollte ich mal acht Jahre in der Bundesliga gespielt haben, gehe ich sicher anders mit einer Drucksituation um, als man das als Debütant tut.

SPOX: Worin unterscheiden sich Thomas Wolter und Thomas Schaaf?

Ayik: Mit Thomas Schaaf habe ich ja noch nicht so oft trainiert, aber die Erfolge mit Werder Bremen sprechen sowieso für sich. Aber ich kann Ihnen sagen, dass beide wirklich klasse Trainer und Typen sind. Von Thomas Wolter habe ich ungemein viel gelernt und ich habe ihm einiges zu verdanken, denn er hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Er kommt von sich aus auf uns zu und spricht viel mit den jungen Spielern. Ich hätte keine bessere Ausbildung bekommen können.

SPOX: Trauen Sie sich den endgültigen Sprung aus der 3. Liga in die Bundesliga bereits zu?

Ayik: Ich habe letzte Saison ein paar Kurzeinsätze bekommen und gespürt, dass die Trainer mir diesen Sprung zutrauen. Und ich glaube selber an mich, kenne meine Qualitäten und traue mir das durchaus zu. Eines steht fest: Egal ob ich in der 3. Liga oder in der Bundesliga auflaufe, ich werde immer Vollgas geben und versuchen, mich für die erste Mannschaft zu empfehlen. Wenn ich dann die Chance bekomme, will ich die auch nutzen.

SPOX: Mit Pizarro, Almeida und Arnautovic haben Sie große Namen vor sich. Wo sehen Sie da Ihren Platz?

Ayik: Den klassischen Stürmer gibt es so eigentlich nicht mehr. Früher habe ich zwar meistens als Stürmer gespielt, aber in letzter Zeit bin ich eher ins Mittelfeld gerückt. Generell ist es aber egal, wo ich in der Offensive eingesetzt werde, weil wir auf allen Positionen klasse Spieler haben, gegen die ich mich durchsetzen muss. Ich weiß aber wie gesagt, was ich kann und werde alles dafür tun, mir meinen Platz in der Mannschaft zu erkämpfen.

SPOX: Auch die Konkurrenz aus dem Nachwuchs ist mit Felix Kroos, Kevin Schindler und Pascal Testroet, um nur ein paar Namen zu nennen, groß. Ellbogen raus oder fairer Wettkampf? Was liegt Ihnen mehr?

Ayik: Es sollte immer ein fairer Wettkampf sein. Wir werden alle gemeinsam Gas geben und wenn es am Ende für einen von uns reicht, dann ist das doch eine tolle Sache. Ich gönne es den Jungs, weil sie es genauso verdient hätten. Und wenn ich am Ende der Glückliche bin, dann freuen sie sich bestimmt auch mit mir.

SPOX: Mit Pizarro spielt ein Stürmer von Weltklasseformat bei Werder. Wie ist er im Umgang mit den Nachwuchsspielern?

Ayik: Piza ist sehr locker drauf und nicht im Ansatz arrogant, wie man es vielleicht von einem Spieler erwarten könnte, der so erfolgreich ist. Er kommt auf die jungen Spieler zu, spricht vernünftig mit uns und versucht auch zu helfen. Das habe ich aber bei der ganzen Mannschaft gemerkt, die mich übrigens sehr gut aufgenommen hat.

SPOX: Spielt Ihr großes Vorbild bei Werder Bremen oder woanders?

Ayik: Früher hatte ich Vorbilder wie Thierry Henry und Zinedine Zidane. Nur wenn man ein paar Jahre in diesem Geschäft ist, verliert sich das. Ich sehe mir zwar immer noch klasse Spieler wie Messi an, aber ein Vorbild in dem Sinn habe ich nicht mehr. Mit Zidane würde ich trotzdem gerne mal auf einen Bolzplatz gehen. (lacht)

Werder Bremen II - Der Kader im Überblick