Der Star
Tobias Schweinsteiger stand lange im Schatten seines kleinen Bruders, Bayern-Star Bastian Schweinsteiger. Jetzt scheint der 29-jährige Stürmer seinen Weg gefunden zu haben - er spielt bei Tabellenführer Jahn Regensburg die beste Saison seiner Karriere.
Mit zwölf Toren führt er die Torjägerliste an, dazu stehen sechs Vorlagen zu Buche. Es könnte kaum besser laufen für den Perfektionisten, der sich in Regensburg zum unumstrittenen Führungsspieler entwickelt hat. Schweinsteiger verkörpert den aktuellen Erfolg seines Vereins wie kein Zweiter.
Am Saisonende läuft sein Vertrag aus, an Angeboten aus höheren Sphären dürfte es bei dieser Form nicht mangeln. Doch Wandervogel Schweinsteiger, der bisher noch nie länger als zwei Jahre bei einem Verein blieb, fühlt sich beim Jahn pudelwohl und könnte sich eine langfristige Zukunft vorstellen: "Wenn hier alles so positiv weiterläuft, dann liegt es auf der Hand, dass ich länger bleibe, wenn man sich einigermaßen einigt."
Die Trends
Achtung, die Kleinen kommen: Im vergangenen Jahr stiegen mit Hansa Rostock, Eintracht Braunschweig und Dynamo Dresden drei Klubs mit großer Geschichte aus der 3. Liga auf. In dieser Saison spricht alles für einen Trend in die andere Richtung: Während Traditionsklubs wie Arminia Bielefeld, Oberhausen oder Carl Zeiss Jena ums sportliche Überleben kämpfen, stechen Vereine hervor, die bisher kaum in Erscheinung getreten sind. Auch große Namen sucht man in den Kadern der Spitzenteams vergeblich.
Die Top-Platzierten Regensburg und Sandhausen sind da das beste Beispiel. Aber die Entwicklung setzt sich in der gesamten oberen Tabellenhälfte fort: Nur die Hälfte der Top-Ten-Vereine hat jemals in einer höheren Liga gespielt. Stattdessen sorgen Klubs wie der 1. FC Heidenheim, vor acht Jahren noch in der Verbandsliga beheimatet, für Furore.
Gedränge in der Mitte: Zwar ziehen der Jahn und der SV Sandhausen an der Spitze recht unbehelligt ihre Kreise, auch Rot-Weiß Oberhausen hat auf dem ersten Abstiegsplatz schon fünf Punkte Rückstand aufs rettende Ufer, dazwischen aber wird es eng.
Zwischen Platz drei und Platz 17 liegen zur Winterpause lediglich acht Punkte, rein theoretisch könnte mit einem Sieg der Zehnte Erfurt den Dritten Saarbrücken ablösen. Tabellenplätze werden da relativ. Was ebenso für die außergewöhnliche Ausgeglichenheit der Liga spricht: Mehr als ein Drittel der bisherigen 208 Spiele endete unentschieden.
Die Geschichten
Von der Bank an die Spitze: Eigentlich hatte Daniel Ischdonat schon für die Zeit nach der Karriere vorgesorgt und sich einen Job für die nächsten Jahre gesucht - Torwarttrainer beim SV Sandhausen sollte er werden. Doch als Stammkeeper Frederic Löhe im vergangenen Jahr verletzt ausfiel, fand er sich plötzlich erneut zwischen den Pfosten wieder. Mittlerweile ist Ischdonat 35 Jahre alt, die Nummer eins beim SVS und in der Form seines Lebens: Auch weil er in dieser Saison schon acht Mal zu Null spielte, darf Sandhausen vom Aufstieg träumen.
Stefan Krämers Glücks-T-Shirt: Stefan Krämer, Trainer von Arminia Bielefeld, hat einen ganz besonderen Glücksbringer: ein schwarzes T-Shirt. Solange die Arminia nicht verliert, steht Krämer in diesem Shirt an der Seitenlinie - egal, bei welchen Temperaturen. Das 3:4 gegen Jena nahm er dabei ausdrücklich aus, bei drei Elfmetern gegen die Arminia konnte wohl nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein. Bislang hilft es, Bielefeld ist im Aufwind.
Alexander Kotuljacs Blitzstart: Eigentlich wollte man Alexandar Kotuljac in Osnabrück gar nicht mehr haben. Der Vertrag des Stürmers wurde nicht verlängert. Im September durfte er dann doch wieder in den Kader - und Kotuljacs Wiedereinstieg konnte sich sehen lassen: In seinen ersten drei Spielen erzielte er zwei Siegtreffer. Macht vier Punkte für den VfL - beide Seiten dürften also zufrieden sein.
Offenbacher Kicker rettet Leben: Unerwartet wurde Kai Hesse von den Kickers Offenbach zum Lebensretter. Auf dem Rückweg vom Training sah Hesse im Rückspiegel, wie ein fremder Autofahrer auf der Bundesstraße 448 am Steuer einen Krampfanfall erlitt und die Kontrolle über das Gefährt verlor. Geistesgegenwärtig ließ er den Mann auf sein Auto auffahren, bevor Schlimmeres passierte - und leistete anschließend noch Erste Hilfe. Dafür gab's ein Extralob von Polizei und Rettungskräften.
Benjamin Försters Absturz: Mit 25 Toren schoss Benjamin Förster den Chemnitzer FC fast im Alleingang zum Aufstieg. Mehrere Angebote aus der Bundesliga hatte der 22-Jährige vorliegen, wollte sich aber zunächst in der 3. Liga beweisen. Das gelang nicht: Der einstige Torjäger hat bisher nur ein mickriges Tor in der neuen Spielklasse zu verzeichnen. Hartnäckige Rückenprobleme hinderten ihn daran, zu seiner alten Form zu finden. War die vergangene Saison nur ein Strohfeuer?
Die 3. Liga im Überblick