Nach dem Spiel ohne Sieger wollte jeder der Gewinner sein. Der 1. FC Kaiserslautern reklamierte wie Dynamo Dresden das 0:0 im Relegations-Hinspiel auf dem Betzenberg als Erfolg für sich. Der Kampf um die Deutungshoheit machte klar, dass im Rückspiel ein echtes Finale um den letzten freien Platz in der 2. Fußball-Bundesliga mit jeder Menge Brisanz wartet.
"Natürlich ist es ein Endspiel. Wir haben genauso die Chance wie Dresden. Wir wollen Dynamo einen großen Kampf liefern", sagte FCK-Trainer Dirk Schuster mit Blick auf die Partie am Dienstag (20.30 Uhr Liveticker): "Es ist überhaupt nichts passiert. Wir können mit dem 0:0 wunderbar leben und fahren mit breiter Brust nach Dresden. Wir sind gut gewappnet und optimistisch. Warum sollten wir dort nicht gewinnen?"
Nach dem Hinspiel stellt sich allerdings die Frage, ob überhaupt ein Team bereit für den Sieg ist. Schließlich konnten sich weder der Drittliga-Dritte bei der Premiere seines neuen Trainers noch der Zweitliga-Drittletzte echte Torchancen erarbeiten. Die Partie vor 46.895 Zuschauern im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion war trotz der elektrisierenden Atmosphäre ein einziger K(r)ampf.
"Es war kein Leckerbissen", gab Dresdens Chris Löwe, der früher in Diensten des FCK stand, unumwunden zu. Für seinen Trainer gab es eine einfache Erklärung für die verbissen geführte Begegnung ohne Höhepunkte. "Man sieht eben, was auf dem Spiel steht", äußerte Guerino Capretti: "Aber ich bin mit der Ausgangslage zufrieden. Wir gehen mit einem positiven Gefühl in das Endspiel, werden uns steigern - und gewinnen."
Damit streben die Sachsen allerdings etwas an, was ihnen 2022 noch nicht gelungen ist. Die Dresdner stellen nach wie vor die einzige Mannschaft im deutschen Profifußball, die in diesem Jahr noch kein Pflichtspiel gewonnen hat.
Tim Knipping: "Bei uns zu Hause wird es richtig brennen"
Löwe ist sich dennoch sicher, dass diese Negativserie am Dienstag reißt. "Das wird ein Hexenkessel", versprach der Routinier: "Wir haben gesehen, dass wir Lautern komplett limitieren können. Wir brauchen keine Angst zu haben." Ähnlich sieht es Verteidiger Tim Knipping: "Bei uns zu Hause wird es richtig brennen. Am Dienstag geht der eine Ball für uns rein - und wir machen den Deckel drauf."
Denselben Plan verfolgt der viermalige Meister aus der Pfalz. Die Roten Teufel wollen nach vier Jahren raus aus der ungeliebten 3. Liga, um sich das finanzielle Plus im zweistelligen Millionenbereich zu sichern.
"Es geht um sehr viel", sagte Geschäftsführer Thomas Hengen, der nach dem verspielten direkten Aufstieg den bisherigen Trainer Marco Antwerpen durch Schuster ersetzt hatte: "Wir werden uns etwas einfallen lassen, um dem Gegner wehzutun."
Einen echten Gewinner gab es am Freitag übrigens doch. Das Polizeipräsidium Westpfalz konnte ein weitgehend positives Fazit nach der als "Hochrisikospiel" eingestufte Partie ziehen: "Es gab für die Einsatzkräfte verhältnismäßig wenig Anlässe, um einzuschreiten."