Gerade war die Auslosung im Kulturpalast Warschaus beendet. Die Qualifikationsgruppen der EURO 2012 standen fest. Alle Trainer geben reihum ihr Statement ab und sprechen über das Los.
Deutschland-Trainer Joachim Löw, Spanien-Trainer Vicente del Bosque, England-Trainer Fabio Capello, selbst Fußballzwerg Kasachstan kommt in Person von Bernd Storck zu Wort. Nur der Trainer der Nationalelf der Türkei spricht aus gutem Grund nicht: es gibt ihn noch nicht.
Gespräche mit Hiddink
Und das schon seit Oktober 2009. Seitdem Fatih Terim nach der verpassten Qualifikation zur WM 2010 in Südafrika zurückgetreten ist, sucht der türkische Fußballverband nach einem Nachfolger für den "Imperator". Offenbar ist die Suche inzwischen beendet.
"Ich habe gehört, dass sie sich mit Guus Hiddink fast einig sind. In diesem oder nächsten Monat soll der neue Trainer kommen", sagt Deutschlands Ex-Nationalspieler und heutiger TV-Experte Mustafa Dogan bei SPOX. Mit dem Niederländer, der derzeit noch in Russland unter Vertrag steht, dauern die Gespräche schon länger an.
"Eine große Lösung"
Spekuliert wurde auch über Namen wie Giovanni Trapattoni, Joachim Löw oder zuletzt Mark Hughes. Genclerbirligi-Trainer Thomas Doll dagegen brachte Fenerbahces Christoph Daum ins Spiel: "Ein Nationaltrainer muss den Charakter eines Landes kennen. Vielleicht kann Christoph Daum diesen Job übernehmen. Er kann das vielleicht in einer Doppelfunktion machen." Der Verband favorisiert allerdings von Beginn an Hiddink. "Wir werden einen international anerkannten Mann verpflichten", sagt Verbandschef Mahmut Özgener.
Auch dessen Generalsekretär, Lütfi Aribogan, umriss am Montag das Profil des neuen Mannes genau: "Wir wollen mit einer Weltmarke arbeiten. Jemand, der die türkische Mannschaft mit seiner Klasse führen kann. Wir arbeiten in jeder Angelegenheit sehr penibel und machen das auch bei der Trainerwahl. Das wird eine große Lösung. Es wird nicht mehr lange dauern!"
"Hiddink wird sich in der Türkei wohl fühlen"
Alle deutet nun auf Hiddink hin. Für den Niederländer wäre es eine Rückkehr an den Bosporus. Zwischen 1990 und 1991 arbeitete der 63-Jährige für Fenerbahce, musste aber damals wegen Erfolglosigkeit schnell wieder gehen.
Türkei-Experte Dogan glaubt an eine erfolgreiche Ära Hiddink. "Er wird sich in der Türkei wohl fühlen. Istanbul ist eine sehr schöne Stadt. Der türkische Verband hat hier auch seinen Sitz. Jetzt ist er noch erfahrener und noch reifer. Er kann dem türkischen Fußball sehr helfen!"
Pläne mit Cetin und Tugay
Die erste Aufgabe des neuen Mannes wird es sein, wieder Ordnung in die zuletzt etwas außer Kontrolle geratene Nationalmannschaft zu bringen und sie auf die Qualifikation zur EURO 2012 vorzubereiten. "Die Türkei hat sehr gute Einzelspieler, aber Terim musste in der WM-Qualifikation ständig durchwechseln, weil es so viele Verletzte gab", sagt Dogan. "Für die Zukunft bin ich allerdings sehr zuversichtlich!"
Bei der EURO-Quali traut er der Türkei viel zu, sieht die deutsche Mannschaft aber im Vorteil: "Wir brauchen nicht erwähnen, dass Deutschland der Favorit ist. Die Türkei kann zuhause alle Gegner schlagen und hat gute Chancen, Zweiter zu werden. Die Türkei wird darüber hinaus viele Heimspiele haben, weil in Deutschland, Österreich und in Belgien zahlreiche Türken leben." Guus Hiddink wird's mit Wohlwollen aufnehmen...