Am Tag nach der Überraschung wurde in dänischen Medien nicht mit starken Worten gespart. Die Leistung Dänemarks beim 1:0 gegen die Niederlande sei "heroisch, nicht weniger", die Innenverteidiger Daniel Agger und Simon Kjar seien "Krieger" und "Gladiatoren".
Die gewählte Kriegsmetaphorik erscheint mit Blick auf die Ausgangslage der Dänen in der Gruppe B und dem Spielverlauf gegen den Vizeweltmeister jedoch passend. Denn das Stück David gegen Goliath kennen sie in Dänemark seit jeher auswendig, und sie gefallen sich in der Rolle des Underdogs, der sich mit Einsatz und Leidenschaft den vermeintlich Stärkeren entgegenwirft.
1:0 gewonnen, drei Zähler auf dem Konto und am Mittwoch die Chance, vorzeitig ins Viertelfinale einzuziehen. Es ist der nicht erwartete Traumstart für Dänemark. Dabei war das alles so gar nicht geplant. Die Nationalspieler hatten schon vergangenen Dezember nach der EM-Gruppenauslosung in Kiew schnell eine ganz eigene Rechnung aufgemacht: Gegen die Niederlande im Auftaktspiel irgendwie einen Punkt holen, dann die Portugiesen schlagen, um im abschließenden Spiel gegen Deutschland eventuell schon fürs Viertelfinale qualifiziert zu sein. Im kleinen Land im Norden Europas wussten sie jedoch, dass sie in jedem Fall etwas Glück brauchen würden. Davon hatten sie am Samstagabend dann gleich eine ganze Menge.
"Stolz und glücklich"
"Das ganze Jahr schießen sie viele Tore. Warum sie das heute nicht gemacht haben, weiß ich nicht", sagte Christian Eriksen mit Blick auf das vergebliche Bemühen von Robin van Persie, Arjen Robben oder Wesley Snijder. Dabei findet er die Antwort in seinem eigenen Team.
Denn die zuvor gescholtene Innenverteidigung um Daniel Agger und Simon Kjaer war gegen das stetige, aber phasenweise planlose Anrennen des Gegners konzentriert und wachsam. "Stolz und glücklich", war Kjaer dann auch nach dem Spiel.
Doch auch der 23-Jährige erkannte das Glück an, das seine Mannschaft trotz allen kämpferischen Einsatzes auf ihrer Seite hatte: "An einem normalen Tag in der Premier League hätte van Persie wohl ein paar Tore geschossen."
Olsens Plan geht auf
Doch es ist EM, keine Premier League, und der Sieg verschafft dem Außenseiter in der Gruppe B nun eine hervorragende Ausgangsposition. Morten Olsens Plan, mit extremer Laufarbeit und Disziplin den spielerisch und individuell stärkeren Teams der Gruppe den Zahn zu ziehen, ging bereits im ersten Spiel auf.
"Wir kennen die Holländer, sie können sehr dominant spielen", sagte der 62-Jährige. "Wenn man Angst vor ihnen hat, spielen sie sehr guten Fußball. Ich denke, wir haben in der richtigen Art gegen sie gespielt." Denn richtige Krieger, das weiß Olsen, haben einfach keine Angst.
Die EM-Gruppe B im Überblick