Die hundertprozentige Chance zur Führung und damit zum Einzug ins Viertelfinale hatte Spaniens Kapitän Casillas dem 24-Jährigen beim 0:1 (0:0) gegen Titelverteidiger Spanien vereitelt. Sauer aber war niemand auf Pechvogel Rakitic.
Die "Feurigen" und vor allem Trainer Slaven Bilic verlassen die große EM-Bühne trotz des finalen K.o. durch Jesus Navas (88.) erhobenen Hauptes - und mit der berechtigten Hoffnung auf eine rosige Zukunft unter dessen Nachfolger Igor Stimac.
Bilic stolz auf sechs Jahre Entwicklung
"Dieses Team hat Zukunft und ist noch nicht am Ende der Entwicklung. Ich bin stolz und habe jeden Moment dieser sechs Jahre genossen", sagte der scheidende Bilic, konnte seine Gefühle auf dem Podium der Arena von Danzig aber nur schwer in Worte fassen.
"Ich werde nie mehr so stolz sein wie im jetzigen Job, denn Nationaltrainer zu sein, ist etwas ganz Besonderes", gab der 43-Jährige unter dem Eindruck des beherzten und kampfstarken Auftritts gegen den Titelverteidiger zu. Irgendwie sah man seinem leeren Blick aber auch an, dass er tatsächlich an Kroatiens Chancen bei dieser EM geglaubt hatte.
Große Töne hatte das kroatische Lager während des gesamten Aufenthalts im Hotel "Sielanka" in Warka von sich gegeben. "Zu Recht: Wir haben ein Spitzenspiel abgeliefert", sagte der Wolfsburger Mario Mandzukic. Vor allem ein Spiel, das Mut für die anstehende WM-Qualifikation gibt. Die hungrigen Protagonisten wie Luka Modric, Mandzukic und Sturm-Talent Nikica Jelavic sind im besten Fußballeralter.
"Wir waren nah dran, wir hätten gewinnen und sie stoppen können heute Nacht", sagte der Trainer, schimpfte aber nicht auf Rakitic, sondern auf den deutschen Schiedsrichter Wolfgang Stark.
"Der Weltmeister bekommt eben Hilfe vom Unparteiischen", sagte er. Auch die kroatische Presse hatte den Bankkaufmann in seinem zweiten EM-Einsatz wegen eines nicht gegebenen Elfmeters als Buhmann ausgemacht.
Pranjic: "Vorbild für alle, die noch gegen Spanien spielen"
"Das Aus ist schwer zu akzeptieren nach drei phänomenalen Spielen. Es ist ein schwacher Trost, dass wir gegen den Weltmeister ausgeschieden sind", sagte Rakitic. Schon 2008 war Kroatien unglücklich gescheitert, aber erst Viertelfinale.
Als genauso selbstbewusst, mit genauso großem Kämpferherzen geht die Mannschaft von Bilic in die Geschichte dieser EM ein. Ein unangenehmer Gegner, der ein Spiel zerstören - und eigentlich auch den entscheidenden Stich setzen kann.
"Rakitic hat in der Szene eigentlich alles richtig gemacht, aber da war noch Casillas", sagte Bilic, schon wieder ein wenig schmunzelnd. Und Daniel Pranjic brachte es auf den Punkt, als am Montagabend Blitz und Donner über Danzig niedergingen: "Wir waren ein Vorbild für alle, die jetzt noch gegen Spanien spielen", sagte der ehemalige Bayern-Spieler. Und das war kein Galgenhumor.
Slaven Bilic im Steckbrief