EM

Ronaldo beglückt Portugal und Eusebio

SID
Ballkünstler: Cristiano Ronaldo führte seine Portugiesen ins Halbfinale der EM
© Getty

Erst wirbelte Cristiano Ronaldo die Abwehrreihe der Tschechen durcheinander, dann sorgte er beim anschließenden Medienansturm für regelrechtes Chaos. Die Journalisten stürzten sich auf ihn, ein Kamerastativ krachte auf den Boden und eine riesige Menschentraube folgte ihm jeden Zentimeter, kein Wortfetzen sollte im Getümmel verloren gehen. Dabei verkündete der 27-Jährige nur ein paar Fußballerfloskeln.

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Die Aussage von Portugals Fußball-Legende Eusebio zum Einzug der Seleccao ins Halbfinale war da schon von anderem Kaliber: "Ich danke Gott dafür. Ich bin ein glücklicher Mensch heute."

Für das Glück des Torschützenkönigs der WM von 1966 hatte der wohl bislang herausragende Spieler des Turniers gesorgt. Mit seinen Auftritten und Toren versetzte der Stürmer von Real Madrid die Fans bei dieser EM nach etwas schwerfälligem Beginn in Hysterie. Er ist der Star, nach dem man giert, der Star, den man hasst oder liebt.

Und nach dem Viertelfinale musste man ihn einfach lieben: Ronaldo schoss Portugal am Donnerstagabend im Warschauer Nationalstadion mit seinem Kopfballtor beim 1:0 (0:0)-Erfolg gegen Tschechien ins Halbfinale. "Jetzt müssen wir auf dem Boden bleiben und uns auf das nächste Spiel konzentrieren", sagte der Linksaußen, was speziell angesichts des Rummels um ihn selbst eine Herkulesaufgabe sein dürfte.

Antwort auf Pfeifkonzert

Bereits in den Tagen vor dem Spiel hatte sich alles um den zweifachen Torschützen vom Vorrunden-Sieg gegen die Niederlande gedreht. Portugals Trainer Paulo Bento ist inzwischen schon soweit, dass er Fragen nach Ronaldo mitunter gar nicht mehr beantworten möchte. Doch ihm wird wohl bis zum Ende des Turniers nichts anderes übrig bleiben. Was eben auch damit zusammenhängt, dass Ronaldo alles dafür tut, dass der löbliche Leitgedanke, dass das Team der Star ist, bei der Seleccao nicht gelebt werden kann.

Gegen Tschechien wurde Ronaldo ab der 8. Minute von den Fans fürchterlich ausgepfiffen. Der Grund war ein banaler: Er hatte sich über einen der vielen Fehlpässe seiner Mitspieler aufgeregt. Fortan kannten sie kein Erbarmen mehr mit ihm, jeden seiner Ballkontakte kommentierten sie mit einem Pfeifkonzert.

Doch wie das bei den ganz Großen eben so ist, fiel die Antwort Ronaldos eindrucksvoll aus. Zum ersten Mal in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, als er einen hohen Ball des starken Raul Meireles nahezu perfekt verarbeitete und aus der Drehung den Pfosten traf. Dann in der 50. Minute mit einem Freistoß - erneut an den Pfosten.

"So weit wie möglich kommen"

Die Entschlossenheit, die Ronaldo versprühte, ließ daher nur noch die Frage zu, wann er treffen, wann er es diesem undankbaren Publikum heimzahlen würde. Es sollte die 79. Minute werden. Joao Moutinho flankte von der rechten Seite und Ronaldo wuchtete den Ball mit dem Kopf ins Tor, sein dritter Treffer bei diesem Turnier.

Seit 2004 hat er bei allen fünf großen Championaten (EM 2004, 2008 und 2012 sowie WM 2006 und 2010) getroffen. Eine solche Serie schaffte kein Portugiese vor ihm. Er denke nicht an die Torjägerkanone bei der EM, sagte er danach. "Ich will nur, dass wir so weit wie möglich kommen."

Nun sind es nur noch zwei erfolgreiche Spiele, die die Portugiesen vom größten sportlichen Erfolg in der Geschichte ihres Landes trennen. Dabei hatte es zum Auftakt des Turniers noch viel Kritik an der Seleccao gegeben. Die Mannschaft sei nicht gut genug, ihr Wohl und Wehe hänge zu sehr von der Form Ronaldos ab, lautete der Tenor. Inzwischen dürften sie ganz froh sein, dass es so ist. Denn die Form von Ronaldo ist nach holprigem Start blendend.

"Ronaldo ist einer der zwei besten Spieler der Welt", sagte Tschechiens Torhüter Petr Cech. "Es ist so schwer, ihn zu verteidigen." Für die Tschechen endete in Warschau der Traum, nach 1996 erneut in ein Halbfinale einzuziehen. Damals hatten sie sich im Viertelfinale gegen die favorisierten Portugiesen noch durchgesetzt und waren am Ende sogar bis ins Finale gelangt. Am Donnerstag aber waren die Portugiesen speziell in der zweiten Halbzeit eine Nummer zu groß für die Mannschaft von Trainer Michal Bilek. Und Cristiano Ronaldo war gleich mehrere Nummern zu groß.

Tschechien - Portugal: Daten zum Spiel