Vor 47.294 Zuschauern im Pariser Parc des Princes erzielte Luka Modric das Tor des Spiels. Türkei-Keeper Volkan Babacan sah bei der Volley-Abnahme des Superstars von Real Madrid nicht gut aus. Die Mannschaft von Fatih Terim brauchte etwas Zeit, um ins Spiel zu kommen.
In Durchgang zwei kristallisierte sich die Überlegenheit der Kroaten immer mehr heraus. An Torraumszenen mangelte es der Cacic-Elf nicht. Kroatien verpasste aber, den Sack zuzumachen.
Reaktionen:
Fatih Terim (Trainer Türkei): "Ich bin enttäuscht. Wir haben in der ersten Halbzeit gut gespielt, in der zweiten war Kroatien besser. Wir müssen zugeben, dass sie eine starke Mannschaft haben. Ich möchte den Kroaten gratulieren. Wir haben in der ersten Halbzeit zu viele Chancen liegen lassen. Aber wir sind noch immer im Turnier. Wir spielen gegen Spanien und Tschechien, darauf konzentrieren wir uns jetzt."
Ante Cacic (Trainer Kroatien): "Luka Modric hat es verdient, dass wir über ihn reden. Das war eines seiner besten Spiele für Kroatien. Er hat wirklich gut gespielt, er war unser Anführer und hat ein magisches Tor erzielt. Wir brauchen Luka in dieser Form. Wir haben gut gestanden, nach dem Tor waren wir wirklich aggressiv. Ich bin zufrieden. Es ist immer wichtig, das erste Spiel zu gewinnen."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Terim überrascht gleich beim Auftaktspiel mit einer Änderung in der Spitze. Statt Yilmaz startet Tosun. Ansonsten spielen die Türken so wie schon beim 1:0-Erfolg im letzten Vorbereitungsspiel gegen Slowenien.
Kroatien tritt mit zwei Änderungen im Vergleich zum Kantersieg gegen San Marino an. Corluka rückt für Schildenfeld in die Innenverteidigung, Brozovic ersetzt Pjaca auf dem rechten Flügel.
2.: Erste Großchance für die Kroaten. Die Flanke von Srna kann Rakitic nur mit dem Schienbein im Rutschen verwerten. Mandzukic kommt einen Schritt zu spät. Der Ball landet links neben dem Tor.
22.: Lange hat es gedauert, bis es wieder gefährlich wurde. Die Türken stehen im Mittelfeld ein wenig hoch. Kroatien hat Platz und kommt über rechts. Brozovic bringt mit dem Kopf jedoch zu wenig Druck hinter den Ball.
29.: Riesenchance! Die Türken kommen erstmals vor den Kasten von Subasic. Ozan Tufan wird bilderbuchmäßig aus dem rechten Halbfeld bedient. Aus kürzester Distanz köpft Tufan in die Hände des kroatischen Keepers.
32.: Corluka muss blutüberströmt vom Platz. In einem Zweikampfduell mit Tosun bekommt der Innenverteidiger den Ellenbogen an die Schläfe. Mit einem Verband geht es wenige Minuten später weiter.
41., 1:0 Modric: Führungstreffer der Marke "Traumtor": Nach einer weiteren Flanke der Kroaten schlägt Inan eine Kerze. Das Leder landet 20 Meter vor dem Kasten bei Modric. Der fasst sich ein Herz und haut das Ding volley ins linke Eck. Der Ball prallt kurz vor Keeper Babacan auf, der hier sehr unglücklich aussieht. Beim Torjubel schleicht sich ein Fan in die Spielertraube.
52.: Rakitic setzt zum Solo an und wird erst kurz vor dem Sechzehner per Foul gestoppt. Den anschließenden Freistoß setzt Srna an die Latte.
55.: Perisic setzt sich überragend auf links durch. Seine Flanke kann Babacan noch abwehren - jedoch etwas ungünstig zur Mitte. Srna kommt frei zum Nachschuss, verzieht aber nach rechts.
61.: Ein geklärter Einwurf der Kroaten landet bei Brozovic, der den Ball kurz mit der Brust annimmt und volley abschließt. Die Kugel fliegt links über den Winkel.
72.: Wieder kommt Kroatien über rechts. Diesmal flankt Mandzukic in die Mitte, wo Perisic frei zum Kopfball kommt. Vom rechten Fünfereck trifft Perisic aber nur die Latte.
83.: Rakitic schickt Perisic diesmal auf halbrechter Position in Richtung Tor. Der Inter-Star steht frei vor Babacan, der Winkel ist jedoch sehr spitz. Perisic schießt den türkischen Keeper an.
Fazit: Kroatien dominierte die Türken über weite Strecken und holte sich den verdienten Auftaktsieg.
Der Star des Spiels: Luka Modric. Sein Traumtor war lediglich die Kirsche auf der Torte. Der Spielmacher agierte extrem souverän aus dem defensiven Mittelfeld heraus und glänzte mit einer enorm hohen Passquote. Ebenso in der Defensive unverzichtbar, antizipierte meist richtig und stellte Passwege zu.
Der Flop des Spiels: Gökhan Gönül hatte enorme Probleme mit Ivan Perisic. Sah gerade in Durchgang zwei kein Land gegen den Flügelstürmer der Kroaten. Leistete sich zudem etliche Fehlpässe im Spiel nach vorne. Auch Torhüter Babacan erwischte nicht seinen besten Tag.
Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson brachte von Beginn an Ruhe ins Spiel, indem er den Dialog suchte. Hätte hier und da jedoch ruhig einmal mehr den gelben Karton zücken können - wie beispielsweise vor dem Freistoß von Srna in der 52. Minute. Die großzügige Linie wäre dem Schweden beinahe zum Verhängnis geworden.
Das fiel auf:
Die Terim-Elf begann abwartend. Auch, weil die Kroaten furios begannen und mit schnellen Tempowechseln die Nähe zum gegnerischen Tor suchten. Die hitzige Anfangsphase mit vielen kleinen Fouls nahm Modric und Co. im Mittelfeld dann den Spielfluss. Die Türken fanden ins Spiel. Gefährlich wurde aber - bis zur 29. Minute - ausschließlich der Gegner.
Den beiden Abwehrreihen der Türkei fehlte es in einigen Situationen an der Abstimmung. Oft attackierte das Mittelfeld auf gleicher Höhe an der Mittellinie. Die Verteidiger blieben jedoch ziemlich tief stehen, wodurch sich große Freiräume für die Kroaten auftaten. Oft waren so die Passwege zu Rakitic und Mandzukic frei. Inan wurde auf Seiten der Türken als Verbindungsstück etwas alleine gelassen.
Sobald die Kroaten das Mittelfeld überbrückt hatten, ging es über die Außen. In der Mitte lauerte dann Kopfballungeheuer Mandzukic. Die Flanken-Maschinerie von Perisic, Brozovic und Srna funktionierte zwar, ihr mangelte es aber oft an Präzision. Allein in Durchgang eins versuchte es das Team von Ante Cacic 18-Mal mit einer Hereingabe.
Bei Ballverlust schalteten die Kroaten sofort um. So lief die Türkei im Spiel nach vorne meist schon im Mittelfeld gegen eine Fünferkette an. Letztlich fehlten den Offensivkünstlern um Calhanoglu die Ideen. Zudem gewährten die Türken vor allem den ballsicheren Modric und Rakitic zu viel Freiraum. Hier mangelte es an konstantem Anlaufen.
Die Hereinnahme von Neu-Dortmunder Emre Mor in der 69. Spielminute verlieh der türkischen Offensive etwas mehr Flexibilität. Mit seiner Dribbelstärke eröffnete der Youngster seinen Teamkollegen mehr Freiheiten, indem er oft zwei Gegenspieler anzog. Die Durchschlagskraft im letzten Drittel verbesserte sich dennoch zu geringfügig.
Türkei - Kroatien: Die Statistik zum Spiel