EM

Griezmann macht Frankreich glücklich

Frankreich hat nur eines der letzten 14 Länderspiele verloren (zwölf Siege, ein Remis)
© getty

Gastgeber Frankreich hat sich für das Viertelfinale der EM 2016 qualifiziert. Die Equipe Tricolore bezwang Irland in Lyon mit 2:1 (0:1) und trifft am kommenden Sonntag in der Runde der letzten Acht auf den Sieger der Partie zwischen England und Island (Mo., 21 Uhr im LIVETICKER).

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Vor 58.000 Zuschauern im Stade de Lyon gingen die Iren blitzschnell durch einen verwandelten Foulelfmeter von Robbie Brady in Führung (2.). Es war der schnellste Treffer bei dieser EM und der zweitschnellste in der Geschichte. Der Russe Dimitri Kiritschenko traf am 20. Juni 2004 im Gruppenspiel gegen Griechenland bereits nach 67 Sekunden.

Nach einer guten Stunde kamen die Franzosen durch den zweiten Turniertreffer von Antoine Griezmann zum Ausgleich (58.). Griezmann schlug nur drei Minuten später erneut zu und drehte die Partie zugunsten des Gastgebers. Für Irland war es das erste Spiel bei einer EM und WM, das nach eigener Führung noch verloren ging.

In der 66. Minute sah Irlands Shane Duffy die erste Rote Karte des Turniers. Im Viertelfinale muss Frankreich auf N'Golo Kante und Adil Rami, die beide ihre zweite Gelbe Karte während der Endrunde bekamen.

Die Reaktionen:

Antoine Griezmann (Frankreich): "In der Pause war es ganz schön laut. Wir haben uns angeschrien, weil wir wussten, dass wir besser spielen müssen. Ich bin nicht alleine der Retter. Wir haben es gemeinsam geschafft. Ich stehe stellvertretend für die ganze Mannschaft, die toll gekämpft hat. Darüber bin ich sehr glücklich - und das werde ich genießen."

Didier Deschamps (Trainer Frankreich): "Der Elfmeter war ein Schock für uns. Die Iren haben gut gespielt, aber wir hatten schon in der ersten Halbzeit gute Möglichkeiten. Es hätte viel eher klar sein müssen. Aber jetzt sind wir glücklich, das ist großartig für alle Franzosen."

Martin O'Neill (Teammanager Irland): "Am Ende ist es eine Enttäuschung nach der tollen Ausgangsposition durch den Elfmeter. Andererseits haben die Spieler alles gegeben und das Turnier war insgesamt großartig für uns und die Fans. Hätten wir die Tore später bekommen, wäre Frankreich vielleicht panisch geworden."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Deschamps lässt dieselbe Startelf wie im Eröffnungsspiel ran. Gegenüber dem 0:0 gegen die Schweiz rutschen Cabaye, Sissoko, Coman und Gignac aus der Startelf, für sie spielen Kante, Matuidi, Payet und Giroud. Keeper Lloris trägt zum 55. Mal die Kapitänsbinde und überholt damit seinen aktuellen Nationaltrainer.

O'Neill schickt die Startelf auf den Rasen, die zuletzt beim 1:0-Sieg gegen Italien begann. Die fraglichen Ward und Walters sind einsatzbereit.

2., 0:1, Brady (Foulelfmeter): Irland flankt von links in den Strafraum. Rami rutscht aus, der Ball segelt zu Long durch. Pogba rennt ihm in die Beine - Elfmeter. Brady knallt den Ball vom rechten Innenpfosten ins Tor.

12.: Aus dem rechten Halbfeld schlägt Griezmann eine Flanke mit Schnitt Richtung Tor. Im Zentrum rettet Duffy im letzten Moment per Kopf vor Giroud.

18.: Long foult Pogba, Freistoß für Frankreich. Aus dem linken Halbfeld flankt Payet mit Zug zum Tor. Griezmann verlängert per Kopf, doch erneut steht Randolph richtig.

21.: Halblinks im Sechzehner zieht Murphy aus der Drehung mit rechts ab. Da muss sich Lloris gewaltig strecken! Der Keeper erwischt die Kugel gerade noch. Den Nachschuss von Hendrick aus spitzem Winkel hat Lloris sicher.

24.: Pogba zirkelt einen Freistoß aus etwa 30 Metern auf den rechten Winkel. Randolph ist schnell genug zur Stelle und wehrt ab.

45.: Tohuwabohu im irischen Sechzehner! Eine Sagna-Flanke wird nicht richtig geklärt, danach passt Giroud zu Payet, doch Ward, Duffy und McCarthy werfen sich in seinen Schuss. Auch Griezmann kommt anschließend nicht durch.

48.: Einen Payet-Freistoß von halblinks verlängert Pogba im Strafraum an den langen Pfosten. Koscielny köpft aber knapp daneben.

52.: McClean kommt über links, flankt flach in die Mitte. Dort verpasst Murphy knapp. Vor dem am zweiten Pfosten auftauchenden Long fischt Lloris die Kugel mit der linken Hand weg.

58., 1:1, Griezmann: Sagna hat rechts jede Menge Platz und flankt nach innen. Am Elfmeterpunkt steht Griezmann frei und köpft den Ball unhaltbar ins linke Eck.

61., 2:1, Griezmann: Langer Ball in die Spitze zu Giroud. Der zieht zwei Gegenspieler auf sich, gewinnt das Kopfballduell und legt stark in die Mitte zu Griezmann ab. Der stieß in den völlig freien Raum und schießt aus etwa 13 Metern mit links flach ins rechte Eck.

66., Rote Karte, Duffy: Griezmann geht auf und davon. Duffy hetzt hinterher. Die Grätsche in höchster Not erwischt kurz vor dem Sechzehner nur die Beine des Franzosen. Das gibt die erste glatt Rote Karte dieser EM.

77.: Doppelchance für den eingewechselten Gignac. Erst scheitert er halbrechts im Strafraum mit einem Schuss an Randolph, kurz darauf schlenzt er einen Ball vom linken Strafraumeck aufs lange Eck - Latte!

86.: Matuidi flankt von halblinks in die Mitte des Strafraums. Gignac drückt die Kugel mit rechts knapp links am Tor vorbei.

Fazit: Frankreich mit 45 Minuten zum Vergessen, nach der Pause aber wesentlich druckvoller. Irland nach dem Doppelschlag auch körperlich am Ende und damit letztlich der verdiente Verlierer.

Der Star des Spiels: Antoine Griezmann. Entschied nach einer schwachen ersten Hälfte in Durchgang zwei innerhalb von acht Minuten die Partie. Starker Kopfball zum Ausgleich, guter Laufweg und Abschluss beim 2:1. Dieselbe Bewegung wie bei der Führung führte zum Platzverweis für Duffy. Dazu mit Abstand gefährlichster Franzose in der Offensive (acht Torschüsse).

Der Flop des Spiels: Adil Rami. Sein Ausrutscher nach wenigen Sekunden ermöglichte Irland den Spielzug, der zum Elfmeter führte. Spielte im Aufbau einen fürchterlichen Ball ins Seitenaus, zudem körperlich arg am Kämpfen gegen die robusten Gegenspieler. Gewann nur knapp über 50 Prozent seiner direkten Duelle.

Der Schiedsrichter: Nicola Rizzoli. Sofort ein ziemlich intensiver Beginn für den Italiener, der den Mut aufbrachte, nach wenigen Sekunden bereits einen Elfmeter gegen den Gastgeber zu pfeifen. Mit dieser Entscheidung lag er aber trotz des Einfädelns von Long vollkommen richtig, auch in den hektischen Folgeminuten immer auf der Höhe. Insgesamt mit einer resoluten Linie, gerade bei den persönlichen Strafen (bereits vier Gelbe Karte nach 45 Minuten) war Rizzoli konsequent. Auch der Platzverweis war korrekt. Zudem mit einer teils großartigen Vorteilsauslegung. Versagte den Iren kurz nach dem französischen Ausgleich allerdings einen glasklaren Eckball.

Das fiel auf:

  • Der Traumstart für Irland hatte zur Folge, dass Frankreich kaum einmal Ruhe in den eigenen Spielvortrag bekam. Irland störte den Aufbau bereits früh und war physisch wie gewohnt enorm stark. Viele zweite Bälle landeten bei den Grün-Weißen, die Umschaltbewegung in die Defensive gelang vorzüglich.
  • Das holprige Spiel der Franzosen war zu sehr auf ihre Individualisten Pogba und Payet ausgelegt, mit zunehmender Spieldauer gerieten die Angriffe immer ungenauer. Nur selten wurde wirkungsvoll in die Breite gespielt, um die irische Defensive auseinander zu ziehen. Zudem stand die Truppe zu tief, um offensiven Druck zu erzeugen.
  • Irland fand eine gute Mischung aus defensiver Stabilität und schnellem Spiel ins letzte Drittel. Man konnte viele Konter fast bis zum Ende durchspielen, da Frankreichs Arbeit gegen den Ball zu wenig intensiv war. Durch diese Begebenheiten konnten die Iren viel Zeit von der Uhr nehmen.
  • Deschamps reagierte im zweiten Abschnitt und stellte Griezmann ins Zentrum. Zwar agierte die Equipe Tricolore weiterhin mit vielen langen Bällen ins vordere Drittel, doch durch die Hereinnahme von Coman suchte man nun häufiger den Weg über die Flügel und hatte bessere Anbindungen zu den anderen Offensivspieler.
  • Irland bisweilen zu passiv im sehr defensiv ausgerichteten 4-5-1, die Räume für Griezmann beim 1:2 und der Roten Karte wurden leichtfertig weggegeben. Die Schlussoffensive in Unterzahl war aussichtslos.

Frankreich - Irland: Die Statistik zum Spiel

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