"Sehr fahrlässig", nannte Mertesacker die Entscheidung, Sancho und Rashford erst zum Elfmeterschießen zu bringen. Kramer stimmte zu, weil beide Spieler "in der Konstellation bei diesem Turnier nicht die richtige Wahl" gewesen seien, schließlich habe Southgate Sancho und Rashford bei der EM weitgehend "links liegen lassen".
Sancho war im Laufe des Turniers lediglich zweimal zum Einsatz gekommen, nur gegen die Ukraine stand er in der Startelf und spielte 90 Minuten durch. Rashford zählte hingegen kein einziges Mal zur Anfangsformation der Three Lions, wurde aber immerhin fünfmal eingewechselt (82 Einsatzminuten).
Die Spieler dann erst kurz vor dem Ende zu bringen mit dem Auftrag, einen Elfmeter zu verwandeln, sei "psychologisch einfach nicht gut. Sie haben sowieso kein gutes Gefühl, weil sie das ganze Turnier der Mannschaft nicht wirklich helfen konnten, weil sie nicht wichtig waren", sagte Kramer.
In England wurde besonders die Tatsache kritisiert, dass in Saka ein erst 19-jähriger Jungspund den letzten und entscheidenden Elfmeter schießen sollte. TV-Experte und Ex-United-Star Roy Keane zählte diesbezüglich besonders etablierte Kräfte wie Jack Grealish und Raheem Sterling an.
Grealish kontert Keane: "Ich wollte schießen!"
"Sterling und Grealish dürfen nicht dastehen und einen jungen Kerl wie Saka beim Elfmeterschießen den Vortritt lassen", sagte Keane bei ITV Sport: "Sowas geht gar nicht. Sie haben beide viel mehr Erfahrung. Sterling hat Titel gewonnen. Er muss schießen, bevor es ein Kind tun muss."
Zumindest Grealish wies die Vorwürfe von Keane zurück: "Ich habe gesagt, dass ich schießen will!", schrieb der Star von Aston Villa via Twitter. Southgate übernahm indes die Verantwortung für die Wahl der Elfer-Schützen: "Was die Elfmeter angeht, so ist das meine Entscheidung. Das liegt komplett bei mir. Es war nicht der Fall, dass erfahrene Spieler gekniffen hätten."
Für Sancho, Rashford und Saka hatten die Fehlschüsse fatale Folgen. Nach dem Finale wurde das Trio im Netz wüst und rassistisch beschimpft - und erhielt Unterstützung und Solidarität von allen Seiten. Die UEFA, die FA, Premierminister Boris Johnson und auch das Königshaus verurteilten die Vorfälle aufs Schärfste. In Manchester wurde gar ein Wandgemälde von Rashford, das sein soziales Engagement gegen Kinderarmut würdigen soll, beschmiert.