Drei ehemalige Stars des FC Bayern München und der abwanderungswillige Matthijs de Ligt: Top-Elf der Spieler, die bei der EM noch ohne Einsatz sind

Von Tim Ursinus
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Bei großen Turnieren bleiben meist einige Spieler auf der Strecke. Das ist auch bei der EM der Fall. SPOX hat deshalb eine Elf mit den Stars aufgestellt, die bislang noch ohne Einsatz geblieben sind - und die hat es in sich!

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Die Europameisterschaft in Deutschland befindet sich in der heißen Phase, einige Spieler verbringen diese aber nur auf der Bank. Nach den Achtelfinals ist die Startelf bei den meisten Nationen weitestgehend in Stein gemeißelt, nur kleinere Stellschrauben werden noch gedreht.

So ist es möglich, dass manch ein Star die EM ohne auch nur einen einzigen Einsatz beenden wird. Darunter sind auch Matthijs de Ligt vom FC Bayern München, drei ehemalige FCB-Profis und sogar ein Feldspieler der deutschen Nationalmannschaft.

SPOX hat eine hochkarätige Aufstellung mit den bisher arbeitslosen Stars der EM gewählt.

Marc-André ter Stegen, Julian Nagelsmann
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Tor: Marc-André ter Stegen (Deutschland, FC Barcelona)

Es hat mal wieder nicht sollen sein: Ter Stegen hat seinen Status als gefühlt schon ewige Nummer zwei der deutschen Nationalmannschaft auch bei der Heim-EM nicht verändern können.

Manuel Neuer bekam erneut das Vertrauen - und das, obwohl der Bayern-Kapitän nach einer langen Verletzung verspätet in die Saison startete und rund um den Turnierstart nicht immer der gewohnt sichere Rückhalt war.

Dabei zählt ter Stegen seit Jahren zu den Besten seines Fachs. 2022/23 wurde er sogar zum Spieler der Saison in Spanien gewählt - wohlgemerkt als Torhüter.

Nun muss sich der 32-Jährige mindestens bis zur WM 2026 gedulden, bis er als Stammkeeper in ein großes Turnier geht. Rivale Neuer wäre dann schon 40 Jahre alt, sollte er seine Karriere nicht ohnehin schon vorher beenden.

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Abwehr: Benjamin Pavard (Frankreich, Inter Mailand)

Nach vier Jahren beim FC Bayern München wechselte Pavard im Sommer zu Inter Mailand und überzeugte dort als Teil einer Dreierkette mit vielen starken Leistungen. Endlich in seiner gewünschten Rolle als Innenverteidiger.

Dass er diese Position auch in der französischen Nationalmannschaft spielen darf, war nicht unbedingt zu erwarten. Schon in den Wochen vor der EM hatte sich herauskristallisiert, dass Trainer Didier Deschamps auf zwei aus dem Trio Dayot Upamecano, William Saliba und Ibrahima Konaté setzen wird.

Doch dass Pavard in den ersten vier Spielen überhaupt keine Minute auf dem Platz stehen würde, ist angesichts seiner guten Leistungen in Italien durchaus überraschend. Das Problem: Auch hinten rechts ist kein Platz.

Dort überzeugt Jules Koundé vom FC Barcelona in allen Belangen. Bisher spielte er jede Partie durch - und hat damit maßgeblichen Anteil daran, dass Frankreich noch ohne Gegentor aus dem Spiel heraus dasteht.

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Ibrahima Konaté (Frankreich, FC Liverpool)

Konaté hat den Dreikampf mit Upamecano und Saliba am Ende verloren und muss sich ebenso wie Pavard mit einem Bankplatz zufriedengeben.

Und daran wird sich sehr wahrscheinlich nichts ändern, sollten sich Upamecano oder Saliba nicht verletzen oder eine Sperre kassieren. Deschamps hat für einen Wechsel schlichtweg keinen Grund.

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Robin Koch (Deutschland, Eintracht Frankfurt)

Der Innenverteidiger hatte sich nach seiner Nominierung vermutlich ohnehin keine großen Chancen auf Einsatzminuten ausgerechnet, eine kleine Resthoffnung auf einen Einsatz wird er aber sicherlich gehabt haben.

Zum Beispiel, als Antonio Rüdiger vor dem Achtelfinale fraglich und Jonathan Tah wegen einer Gelbsperre verhindert war.

Doch daraus wurde bislang nichts, Rüdiger wurde rechtzeitig fit und Nico Schlotterbeck gab den Tah-Ersatz. Koch ist sogar der einzige Feldspieler aus dem deutschen Kader, der für das DFB-Team bei der EM noch nicht einmal auf dem Platz stand.

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Matthijs de Ligt (Niederlande, FC Bayern München)

Derzeit erscheint es so, als hätte de Ligt die ganze Fußball-Welt gegen sich. Das Kapitel beim FC Bayern München ist allem Anschein nach beendetund bei der Niederlande hatte er bislang nicht den Hauch einer Chance auf Spielzeit.

Das liegt vorwiegend am überragenden Zusammenspiel des Trios aus den beiden Innenverteidigern Virgil van Dijk und Stefan de Vrij sowie des nominellen Linksverteidigers Nathan Aké, der im Ballbesitz den dritten Mann in der Abwehrzentrale gibt. De Ligt selbst zeigte sich davon, wenig überraschend, nicht begeistert.

Trainer Ronald Koeman hat jedoch genauso wenig wie Deschamps einen Grund, diese Konstellation aufzubrechen. Womöglich auch eine Folge davon, dass de Ligt in München zuletzt nur bedingt Stammspieler war.

Zwar spielte er in der Rückrunde meist von Beginn an. Doch so richtig überzeugt schien Ex-Trainer Thomas Tuchel nie von ihm gewesen zu sein, die vielen Berufungen in die Startelf sind zudem auch ein Produkt der schwachen Leistungen seiner Konkurrenz im Verein.

Bei der EM wird de Ligt somit also aller Voraussicht verpassen, sich selbst ins Schaufenster für einen neuen Top-Klub zu stellen. Dennoch gilt er als begehrt, Manchester United und PSG sollen großes Interesse zeigen.

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Ian Maatsen (Niederlande, Aston Villa)

Nach seinen guten Leistungen als Leihspieler des BVB in der Rückrunde wird sich Maatsen zur kommenden Saison Aston Villa anschließen. Stammklub FC Chelsea bekam dafür mehr als 40 Millionen Euro aufs Konto überwiesen.

Für den niederländischen Kader reichte es dennoch im ersten Anlauf nicht. Erst als sich Frenkie de Jong und Teun Koopmeiners verletzungsbedingt abmelden mussten, berief Koeman den Linksverteidiger in den Kader.

Maatsen, zu dem Zeitpunkt bereits im Urlaub auf Mykonos, reiste nach. Freilich mit dem Wissen, dass er seine Badehose nicht häufig mit dem Oranje-Trikot tauschen wird. Koeman verzichtete bislang sogar gänzlich auf seinen Spielertypen. Stichwort: Aké.

Einen Mehrwert im Training dürfte Maatsen dennoch bieten.

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Mittelfeld - Warren Zaïre-Emery (Frankreich, PSG)

Ein 18-jähriges Talent, das bei PSG in der vergangenen Saison Stammspieler war: Was willst du mehr? Mit dieser Frage wird in diesen Tagen auch Deschamps konfrontiert. Denn Zaïre-Emery spielt in seinen bisherigen Planungen überhaupt keine Rolle.

Stattdessen setzte sich das zentrale Mittelfeld bei der EM bislang meist aus N'Golo Kanté, Aurélien Tchouaméni, Adrien Rabiot oder Antoine Griezmann zusammen. Doch vor allem die Offensive der Équipe Tricolore, die Zaïre-Emery zweifellos mit guten Ideen bedienen kann, ist nicht weniger als eine der größten Enttäuschungen des Turniers.

Nur einen Treffer erzielte Frankreich bisher selbst - und zwar vom Elfmeterpunkt. Die anderen beiden der insgesamt (angesichts des Kaders lächerlichen) drei Tore stammen von einem Gegenspieler. Auf der anderen Seite haben die Franzosen - wie bereits erwähnt - aber auch noch kein Gegentor aus dem Spiel kassiert.

Doch die maue Ausbeute und vor allem die nicht vorhandene Kreativität im Offensivspiel kann den hohen französischen Ansprüchen schlichtweg nicht genügen. Womöglich fehlt es an frischem Wind, für den Zaïre-Emery wie kein anderer im Team von Deschamps steht.

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Denis Zakaria (Schweiz, AS Monaco)

Auf seine erfolgreiche Zeit in Gladbach folgten enttäuschende Jahre bei Juventus Turin und beim FC Chelsea, doch bei der AS Monaco hat sich Zakaria mit soliden bis guten Leistungen wieder zurückgekämpft.

Für einen Platz beim Überraschungsteam aus der Schweiz reichte es bislang jedoch nicht. Den Vorzug im 3-4-3 von Trainer Murat Yakin bekommen zwei andere: Wenig überraschend ist Granit Xhaka einer davon, sein Partner ist der bisher ebenfalls glänzende Remo Freuler.

Doch auch als Einwechselspieler ist Zakaria noch nicht in Erscheinung getreten. Wohl auch der Tatsache geschuldet, dass Freuler und Xhaka meist durchspielten und er die ersten beiden Partien noch angeschlagen verpasste.

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Ryan Gravenberch (Niederlande, FC Liverpool)

Der nächste im Bunde mit Bayern-Bezug, der sich etwas mehr bzw. überhaupt Spielzeit erhofft hat. Nach den bitteren Ausfällen von de Jong und Koopmeiners hat Koeman allerdings eine Zentrale aufgebaut, die inzwischen wunderbar funktioniert.

Jerdy Schouten sichert im defensiven Mittelfeld für seine Vorderleute ab. Vertreten wird er von Joey Veerman, wenn die Puste nachlässt. Tijjani Reijnders gibt den kreativeren Part daneben und versucht, die Löcher zwischen Zentrum und Offensive mit Laufwegen und schlauen Pässen in die Tiefe zu schließen.

Ein Konzept, welches vor allem gegen Rumänien im Achtelfinale vollends aufging. Bitter für Gravenberch, der vor allem Reijnders ersetzen könnte. Nur eine unwahrscheinliche Umstellung auf ein Dreier-Mittelfeld könnte ihm vermutlich noch einen Platz in der Startelf bringen.

Dabei hatte sich Gravenberch nach seiner enttäuschenden Zeit in München beim FC Liverpool in der abgelaufenen Saison durchaus für höhere Aufgaben empfohlen.

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Angriff - Joshua Zirkzee (Niederlande, FC Bologna)

Dass Zirkzee von Koeman völlig links liegen gelassen wird, gehört vielleicht zu den größten niederländischen Überraschungen bei der EM. Nach seiner bärenstarken Saison bei Serie-A-Überflieger Bologna hatte er es zunächst nicht einmal in den Kader geschafft.

Klar: Die Nachnominierung folgte aus demselben Grund wie bei Maatsen, eine Joker-Rolle wäre ihm dennoch zuzutrauen gewesen.

Besonders mit dem Hintergrund, dass zahlreiche Top-Klubs beim einstigen Bayern-Talent Schlange stehen. Manchester United und die AC Milan gelten als Favoriten auf einen Transfer.

Womöglich kommt Zirkzees Zeit ja im Viertelfinale, wenn Memphis Depay, Cody Gakpo oder Donyell Malen Ladehemmung haben sollten.

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Noah Okafor (Schweiz, AC Milan)

Lange ist es nicht her, dass Okafor als eines der vielversprechendsten Talente Europas galt. Das brachte auch Milan auf den Plan und die Rossoneri überwiesen für den vielseitigen Angreifer 2023 immerhin 14 Millionen Euro an RB Salzburg.

Doch bis auf ein paar kleinere Ausreißer nach oben will es für Okafor in Mailand noch nicht so richtig klappen. Zudem bremsten ihn Verletzungen aus.

Dennoch wird er sich angesichts seiner technisch unbestritten hohen Anlagen und seiner Flexibilität - Okafor kann auf beiden Flügeln und im Sturmzentrum spielen - für die EM sicher mehr erhofft haben.

Stattdessen heißt es, wie auch in Teilen für Xherdan Shaqiri, Bankdrücken. Gegen Italien lautete die offensive Dreierreihe Fabian Rieder, Ruben Vargas und Breel Embolo. Aber auch Kwadwo Duah, Renato Steffen, Dan Ndoye oder eben Shaqiri stürmten bereits für die Schweiz. Nur für Okafor war bislang kein Platz.

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EM: Spieler ohne Einsatz - Honorable Mentions

  • Tor: Gregor Kobel (Schweiz, Borussia Dortmund)
  • Tor: Guglielmo Vicario (Italien, Tottenham Hotspur)
  • Abwehr: Luke Shaw (England, Manchester United)
  • Abwehr: Axel Witsel (Belgien, Atlético Madrid)
  • Mittelfeld: Adam Wharton (England, Crystal Palace)

EM 2024: Das Viertelfinale im Überblick

DatumUhrzeitSpiel
05. Juli18 UhrDeutschland - Spanien
05. Juli21 UhrPortugal - Frankreich
06. Juli18 UhrEngland - Schweiz
06. Juli21 UhrNiederlande - Türkei