München - Die Kaffeesatz-Leserei ist endlich vorbei. Tagelang zermarterte sich die Fachwelt den Kopf, was wie wo und warum passieren muss, damit Deutschland bei der Auslosung der EM-Gruppen für die Alpen-Festspiele 2008 den vermeintlich unlustigen Lostopf 1 umgeht.
Wie muss Hinz gegen Kunz spielen? Darf Sodom gegen Gomorrha verlieren? Und wie hoch muss Dr. Jekyll gegen Mr. Hyde gewinnen, damit sich die Koeffizienten mit der Wurzel aus 357 zugunsten der DFB-Elf verschieben?
Seit Mittwochabend wissen wir nun endlich Bescheid. Deutschland wird bei der Auslosung am 2. Dezember in Luzern gemeinsam mit Spanien, Portugal und Rumänien in Topf 3 stecken. Auf diese drei Teams könnten Jogi Löws Männer also frühestens im Viertelfinale treffen.
Welche Szenarien sind in der Vorrunde möglich? SPOX.com hat eine pikante Auswahl getroffen.
Die Friss-oder-Stirb-Gruppe:
Deutschland, Niederlande, Italien, Frankreich
Der absolute worst case, vor allem beim Blick in die Vergangenheit. Seit 1996 (1:0) wartet Deutschland auf einen Sieg gegen die Niederlande, der letzte Pflichtspielerfolg liegt 17 Jahre zurück (2:1 bei der WM 1990). Gegen Italien gab's in sieben WM-/EM-Spielen keinen einzigen Sieg, gegen Frankreich immerhin zwei, der letzte datiert aber vom 25. Juni 1986.
Erzfeind Holland ist nur zu stoppen, wenn die selbstverliebte Schönspieler-Fraktion um Wesley Sneijder, Robin van Persie und Arjen Robben mit dem Ball schmust, Seele Clarence Seedorf verletzt ist und Bondscoach Marco van Basten Tormaschine Jan Klaas Huntelaar wie bei der WM 2006 zu Hause lässt.
Weltmeister Italien verzichtete beim 2:1 in Schottland auf die beliebte aber unsägliche Schauspielkunst aus dem Stück "Der sterbende Schwan" und offenbarte stattdessen eine bis dato unbekannte Kämpfer-Natur. Zäh wie zerkochte Frutti die Mare ist die Mannschaft von Trainer Roberto Donadoni.
Die Killer-Qualitäten eines Luca Toni sind über jeden Zweifel erhaben, Torhüter Gianluigi Buffon ist immer noch einer der Besten seines Fachs und von Freistoß- und Eckenspezialist Andrea Pirlo können Schweini und Co. noch viel lernen.
Frankreich hat zwar erneut keine überzeugende Quali gespielt, eine Elf mit Thierry Henry, Franck Ribery, Karim Benzema oder Florent Malouda schlägt man aber nicht im Vorbeigehen.
Die Pipifax-Gruppe:
Deutschland, Österreich, Schweden, Russland
Ronald Gercaliu, György Garics, Veli Kavlak, Sanel Kuljic,Yüksel Sariyar. Das sind keine prämierten Döner-Verkäufer, sondern Mitglieder der österreichischen A-Nationalmannschaft. Aufgefüllt wird Hickersbergers rot-weiß-rotes-Ensemble mit Standfest, Aufhauser, Manninger und Ibertsberger. Wow, eine Fußball-Truppe von Welt! Gegen Deutschland gibt's aber höchstens Backenfutter.
Schweden hat Zlatan Ibrahimovic. Das war's dann aber auch. Kapitän Freddie Ljungberg hat seine beste Zeit weit hinter sich und sortiert hauptberuflich Model-Angebote. Und Markus Allbäck konnte sich nicht einmal bei Hansa Rostock durchsetzen. Außerdem: Wie ging das Spiel bei der WM noch mal aus?
Russland schlug in der Quali England, aber was heißt das schon? Nur dank eines an Hässlichkeit nicht zu überbietenden 1:0 gegen die Weltauswahl von Andorra darf die Sbornaja mitmachen.
In dieser Gruppe käme die DFB-Elf auf neun Punkte und einen dicken Batzen geschossener Tore.
Die Sauf-Gruppe:
Deutschland, Griechenland, Italien, Russland
Wurstwassersaufen wie bei Thomas Gottschalk liegt diesem Trio fern. Die Spezialitäten lauten Ouzo, Chianti und Vodka und dürften im Juni 2008 von Genf bis Wien trichterweise fließen.
Die Griechen schlabbern ihre Anis- und Fenchelsamen-Plörre und trällern dazu Ohrwürmer von Nana Mouskouri. Herrlich!
Die Italiener trinken sich mit toskanischem Rotwein Mut an, um die hübschen Mädchen erst anzubaggern und später die Körbe besser verkraften zu können.
Vladimir, Anatoli und Dimitri schütten sich mit ihrem hochprozentigen Exportschlager die Birne zu und bezahlen alle Rechnungen in bar und großen Scheinen.
Die Deutschen können mit ihrem Bier aber auf jeden Fall mithalten.
Die Wiedersehen-Gruppe:
Deutschland, Niederlande, Tschechien, Polen
Niederlande und Tschechien waren schon bei der letzten EM Gruppengegner der DFB-Elf. "Dank" Fabian Ernst, der sich im Zweikampf an der rechten Eckfahne von Andy van der Meyde (wem?) abkochen ließ, musste sich Deutschland in seinem besten Spiel der EURO 2004 in Portugal gegen Holland mit einem 1:1 begnügen.
Tschechiens B-Elf besiegelte schließlich Deutschlands vorzeitiges Aus (2:1). Teamchef Rudi Völler warf am nächsten Tag die Brocken hin und macht nun lieber Olli "Schauma" Bierhoff aus dem Off rund.
Mit Polen verbindet die DFB-Auswahl dagegen schönste Erinnerungen. Mit Oliver Neuvilles Last-Minute-Siegtreffer im zweiten Gruppenspiel der WM 2006 begann das deutsche Sommermärchen. Und wer hätte 2008 nicht auf ein Revival Lust?