Kevin Kuranyi ist nach dem Wochenende wieder etwas zuversichtlicher gestimmt. Der erste Saisonsieg von Dynamo Moskau im Stadtderby gegen Lokomotive (3:2) hat seiner sensiblen Sportlerseele nach fünf Niederlagen in Serie in der russischen Premier Liga sehr gut getan.
Vor dem Rückspiel in den Playoffs zur Europa League am Dienstag gegen den VfB Stuttgart (18 Uhr im LIVE-TICKER) traut der 30 Jahre alte Stürmer seinem Klub wieder zu, nach dem 0:2 im Hinspiel doch noch die Gruppenphase erreichen zu können.
"Wir glauben wieder an uns", sagte Kuranyi, der gegen Lok wegen einer Sperre nur zuschauen durfte. Als Kapitän der Mannschaft kommt ihm vor dem Spiel gegen seinen Ex-Klub dennoch auch außerhalb des Platzes eine tragende Rolle zu. Mit einem Mannschaftsabend hat er zuletzt schon das Wir-Gefühl zu stärken versucht. In Moskau fühlt sich Kuranyi mit seiner Frau Vicky und den beiden Kindern mittlerweile schon sehr wohl. Nur mit dem Russisch haperte es noch, doch dafür hat er ja seine Gattin: Vicky beherrscht die Sprache fließend.
Labbadia glaubt an Auswärtstor
Etwas ins Stocken ist nach dem 0:1 im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg dagegen das Spiel des VfB Stuttgart geraten. Nach den beiden Siegen im DFB-Pokal und in der Europa League war der Optimismus groß, dass auch der Start in die Bundesliga erfolgreich gelingen würde.
Doch es kam anders. Trainer Bruno Labbadia und Manager Fredi Bobic sind daher bemüht, erst gar keine Missstimmung aufkommen lassen vor dem Spiel am Dienstag. "Wir sind ein gefährlicher Gegner für Moskau", sagte Labbadia selbstbewusst, "weil wir immer für ein Tor gut sind."
Bobic: Chance Europa League nutzen
Gegen Wolfsburg wollte dieser Treffer nicht gelingen. Ausgerechnet Vedad Ibisevic, der bis dahin - einschließlich Vorbereitung - in jedem Spiel getroffen hatte, brachte es fertig, zwei Minuten vor Spielende beim Stand von 0:0 zweimal grandios zu verschießen. Zunächst scheiterte er mit seinem Elfmeter an Diego Benaglio. Und anschließend an seinem Unvermögen, als er beim Nachschuss das leere Tor aus drei Metern verfehlte.
Mit Nachkarten und Schuldzuweisungen wollten sich die Stuttgarter Verantwortlichen allerdings nicht lange aufhalten. Zu bedeutend ist dieses Spiel in Moskau für die weitere Entwicklung des fünfmaligen Deutschen Meisters, der seine Personalkosten von 50 Millionen auf 40 Millionen hatte senken müssen. "Wir haben ein Jahr dafür gekämpft, dass wir in die Europa League kommen", sagte Bobic, "diese Chance wollen wir jetzt unbedingt nutzen."
Bobic fordert mehr Risiko bei Spielerkäufen
Neben der internationalen Reputation ist es vor allem der finanzielle Spielraum, der sich durch die Teilnahme an der Gruppenphase mit weiteren drei Heimspielen vergrößern würde. Bobic hat jüngst in einem Interview mit der "Stuttgarter Zeitung" angemahnt, dass der VfB bei neuen Spielern auch mal wieder in Vorleistung gehen sollte. Es tue weh, sagte Bobic, die Vorgaben des Klubs immer erfüllen zu müssen, vor allem dann, wenn er bei Spielern gewisse Optionen nicht ziehen könne und sie dann für immer verloren seien.
"Investitionen in die Zukunft sind wichtig, auch wenn sie mit einem Minusergebnis verbunden sind, erklärte Bobic.
Deshalb würde sich VfB-Präsident Gerd Mäuser als oberster Sparer auch leichter tun, einem Spielerkauf zuzustimmen, wenn die Stuttgarter die Gruppenphase erreichen. Die Europa League werde erst von der K.o.-Runde an richtig profitabel, heißt es oft. Dennoch will Bobic nicht ausschließen, dass schon ein Sieg gegen Moskau die Möglichkeit für einen Zukauf eröffnen würde. Die Transferperiode endet am 31. August. "Bis dahin", sagte Bobic, "ist vieles möglich."
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