FC Bayern München - Linda Dallmann im Interview: Equal pay? "Uns geht es um Rahmenbedingungen"

Von Justin Kraft
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Linda Dallmann über ihr Studium und die Zeit nach der Karriere

Viele Profispielerinnen studieren oder arbeiten in Vollzeit, trainieren aber genauso häufig wie die Männer. Sie haben an der Ruhr-Universität Bochum Sportwissenschaft studiert. Ist das immer noch der Fall?

Dallmann: Ich bin jetzt in einem ähnlichen Studiengang in Ismaning eingeschrieben, bei dem mir ein paar Scheine aus dem anderen Studium angerechnet wurden. Das läuft insgesamt gut, weil es mir die Uni leicht macht, Termine zu finden, an denen ich die Klausuren schreiben kann.

Wie viel Freizeit bleibt Ihnen zwischen Eichhörnchen, Profifußball und Studium noch für Familie und Freunde?

Dallmann: In manchen Wochen gar keine, aber es gibt auch Wochen, in denen es wieder ruhiger ist. Zum Saisonabschluss gibt es natürlich viele englische Wochen, viele Auswärtsfahrten. Aber diese wichtigen Spiele wollen wir ja unbedingt erreichen - etwa in der K.-o.-Phase der Champions League. Am Anfang der Saison hat man mehr Zeit, etwas durchzuatmen oder für Besuche von Familien und Freunden. Auch die Uni ist manchmal eine willkommene Ablenkung für mich, um den Kopf freizukriegen.

Lea Schüller hatte in einem Interview mal die Schwierigkeit angesprochen, nach der Spielerkarriere in einen anderen Beruf zu wechseln. Machen Sie sich auch Sorgen, dass der Einstieg in die Arbeitswelt aufgrund der durch Ihre Profikarriere fehlenden Berufserfahrung schwierig werden könnte?

Dallmann: Nein, Sorgen mache ich mir persönlich nicht. Ich sehe mich danach ganz klar weiterhin im Sport und auch im Fußball, weil ich hier bereits meine Erfahrungen mache. Da bin ich viel im Austausch, mit Athletiktrainern beispielsweise. Das ist die Branche, in der ich später arbeiten möchte. Wenn ich mein Studium fertig habe, werde ich deshalb entsprechende Praktika machen.

Linda Dallmann über die Allianz Arena und Giovane Elber

Am Dienstagabend werden Sie erstmals in der Allianz Arena auflaufen. Dem Stadion, in dem sich Ihr Idol Giovane Elber 2006 zumindest als Spieler vom FC Bayern verabschiedet hat. Was macht das mit Ihnen?

Dallmann: Das war in den vergangenen Wochen immer noch gefühlt eine Ewigkeit weit weg. Jetzt ist es aber plötzlich da und kam sehr schnell. Es ist der schönste Rahmen, den man sich für so ein Spiel wünschen kann, und für uns ist es eine Riesenchance, uns zu zeigen und Werbung für uns zu machen.

Elber war Stürmer und Torjäger, Sie spielen eher als hängende Spitze oder Zehnerin. Warum er?

Dallmann: Es hat mir einfach Spaß gemacht, nicht nur Giovane Elber, sondern dem FC Bayern insgesamt zuzusehen. Als Kind begeistern einen natürlich immer die Spieler, die auch die Tore schießen, deshalb war er ein Vorbild für mich. Später war es dann auch Claudio Pizarro, der viele Tore geschossen hat. Heute hat sich das bei mir ein bisschen verändert: Ich bin jetzt mehr Fan von Spielern, die das Spiel machen oder Buden vorbereiten.

In der Champions League hat es in einem K.-o.-Duell bisher noch nicht gegen einen großen Gegner gereicht. Warum ändert sich das in dieser Saison?

Dallmann: Mit jedem Jahr, in dem wir in der Champions League spielen und als Team zusammenbleiben, entwickeln wir uns weiter. Man sieht das auch in der Bundesliga, dass wir mit gewissen Situationen reifer umgehen. Das war in den vergangenen zwei Jahren oft nicht der Fall. Spielerisch haben wir uns ebenfalls weiterentwickelt und man hat im Rückspiel gegen Lyon (Gruppenphase Champions League, 1:0) gesehen, dass wir mithalten können. Mit einer Saki (Kumagai, Anm. d. Red.) oder einer Glodis (Viggosdottir, Anm. d. Red.) haben wir auch Spielerinnen dazu bekommen, die uns noch besser gemacht haben.

Sind die jüngsten 4:2-Siege trotz Rückständen gegen Hoffenheim und Frankfurt vielleicht der beste Beleg dafür?

Dallmann: Solche Spiele sind ganz wichtig für uns. Als wir die ersten Chancen im Spiel liegen gelassen haben, hatte ich schon so ein Gefühl, dass wir bald bestraft werden - und so kam es auch. Vor ein oder zwei Jahren hätten wir uns dadurch komplett verunsichern lassen. So ist es aber nicht mehr. Auch in vielen anderen Spielen haben wir die richtige Reaktion gezeigt. Als Vorbereitung für die nächsten Spiele und die Champions League sind solche Momente enorm wichtig, weil wir wissen, dass wir auch bei Rückschlägen immer noch genug Zeit haben, das Spiel zu unseren Gunsten zu drehen.

Sowohl gegen Chelsea in der letzten Saison als auch im Hinspiel gegen Lyon in dieser Saison gab es Phasen, in denen sich das Team an den eigenen Strafraum drücken ließ und auf Konter lauerte. Ist es der nächste Entwicklungsschritt, gegen solche Gegner selbst aktiver zu werden?

Dallmann: Jens (Trainer Jens Scheuer, Anm. d. Red.) ist ein Fan davon, dass wir das Spiel bestimmen, dass wir vorne anlaufen und Druck machen. Das macht uns immer sehr stark, finde ich. Deshalb bevorzuge ich diese Taktik auch. Aber man weiß auch, dass es immer mal wieder Spiele gibt, in denen man sich taktisch ein bisschen anders einstellen muss. Wie wir es gegen Paris oder andere Gegner dieser Kategorie machen, weiß ich jetzt noch nicht. Aber ich bin grundsätzlich ein Fan davon, dass wir unser Pressing und unser Spiel spielen.

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