Wahrscheinlich werden auch die Klub-Bosse rund um Oliver Kahn und Herbert Hainer gegen PSG im Stadion sein. Wünschen Sie sich diese Unterstützung noch häufiger außerhalb der Highlightspiele?
Dallmann: Ich persönlich habe hier schon immer hohe Wertschätzung für uns empfunden und die Unterstützung für uns nimmt seit Jahren stetig zu, im Stadion und auch darüber hinaus. Julian Nagelsmann war auch schon beim Training von uns, um nur ein Beispiel zu nennen. Die Unterstützung beschränkt sich keinesfalls auf die Highlightspiele, das wird nur gerne mal so dargestellt.
Gibt es da auch mal direkten Austausch mit Julian Nagelsmann oder den männlichen Profis?
Dallmann: Kontakt zu den Männern haben wir ab und zu. Durch Corona, aber auch dadurch, dass sie an der Säbener Straße und wir am Campus trainieren, finden nicht so viele Events gemeinsam statt. Wenn wir zum Beispiel mal Termine mit Adidas, Interviews oder Shootings haben, kommt es schon zum Austausch. Vielleicht wird das nach der Pandemie etwas mehr.
Mit der Nationalelf lief es zuletzt weniger gut. Ihre Kollegin Lina Magull wollte es im Gespräch mit SPOX und GOAL nicht zu sehr auf die vielen Ausfälle schieben, sondern auch auf fehlenden Rhythmus und fehlende Automatismen. Wie bewerten Sie die Situation beim DFB?
Dallmann: Ich finde es auch schwierig, das nur auf die Ausfälle zu schieben, weil wir trotzdem einen Großteil der Mannschaft mit dabei hatten. Meiner Meinung nach haben wir keine gute Leistung beim Arnold Clark Cup gezeigt. Insgesamt konnten wir in den vergangenen Monaten selten mit der gleichen Elf spielen. Das macht es schwierig. Es sind außerdem viele wichtige Testspiele auf einem Niveau ausgefallen, auf dem wir uns gerne messen würden.
Linda Dallmann über ihre EM-Chancen und die Meisterschaft in der Bundesliga
Die Konkurrenz auf Ihrer Position ist groß. Warum sollte sich die Bundestrainerin bei der Europameisterschaft im Sommer für Sie als Stammkraft entscheiden?
Dallmann: Die nächsten Wochen sind eine große Chance, sich auf höchstem Niveau zu zeigen. Ich finde, die Leistungen im Verein sollten immer die Grundlage für solche Entscheidungen sein. Das ist das Einzige, das ich beeinflussen kann. Da jetzt viele Top-Spiele anstehen, ist das eine große Möglichkeit für mich, mich zu beweisen.
Mit Bayern sind Sie in allen drei Wettbewerben gut dabei, mit der Nationalelf zählen Sie eigentlich immer zu den Mitfavoritinnen. Was sagt Ihr Bauchgefühl: Wie gut stehen die Chancen, dass Sie am Ende mehr als einen Titel in der Hand halten werden?
Dallmann: Die Deutsche Meisterschaft ist für mich das Wichtigste, weil es unser Alltag und auch dieses Jahr wieder sehr spannend ist. Alles andere, was dann dazu kommt, wäre für mich ein Bonus. Ich glaube, dass in allen drei Wettbewerben und auch mit der Nationalmannschaft alles möglich ist.
Die Spitze scheint in der Bundesliga sehr zusammengerückt zu sein. Ist es die spannendste Saison der bisherigen Geschichte?
Dallmann: Ich glaube, letzte Saison war die Konstellation an der Tabellenspitze relativ ähnlich. Zwischen Bayern und Wolfsburg ist es also keine große Veränderung. Die Plätze drei, vier, fünf oder generell die obere Tabellenhälfte sind aber enger zusammengerückt, was ich sehr spannend finde. Es ist schön, dass Vereine wie Frankfurt, Hoffenheim oder Potsdam die Qualität haben, oben anzuklopfen. Ich finde das super, diese Entwicklung ist sehr positiv. Man hat letzte Woche gesehen, dass auch der SC Sand ein sehr schwieriger Gegner sein kann (knappe 1:2-Niederlage gegen Spitzenreiter Wolfsburg, Anm. d. Red.).
Bei Ihrer Vorstellung haben Sie 2019 gesagt, dass Sie beim FC Bayern zu einer Top-Spielerin werden wollen. Sind Sie das heute?
Dallmann: Ja. Ich habe nochmal einen Schritt nach vorne gemacht habe. Vor allem persönlich habe ich mich weiterentwickelt, aber ich habe trotzdem noch Luft nach oben.
Wo können Sie noch besser werden?
Dallmann: Es gibt immer viele Dinge, die man noch besser machen kann. Ich kann ruhig noch selbstbewusster auftreten. Außerdem könnte ich noch ruhiger vor dem Tor sein. Im Training haut man Bälle locker rein, wo man im Spiel vielleicht ein bisschen zu schnell abschließt oder ein bisschen hektisch ist.
Ihr Vertrag läuft 2023 aus. Wo sehen Sie sich dann eher: Auf einem neuen Abenteuer im Ausland oder als Führungsspielerin beim FC Bayern?
Dallmann: Diese Position muss man sich beim Verein erarbeiten. Ich finde es immer schön, wenn man in einem Verein über Jahre konstant spielen und sich entwickeln kann. Dann bin ich auch immer ein Fan davon, diesen Weg weiterzugehen. Generell finde ich das Ausland aber auch nicht uninteressant. Für mich ist da jetzt kein Weg ausgeschlossen. In München fühle ich mich aber sehr wohl und bin hier längst angekommen.