Joseph S. Blatter legt die Pläne für eine Fußball-WM in der Wüstenhitze von Katar auf Eis. In aller Deutlichkeit sprach sich der Präsident des Weltverbandes für eine Verlegung der Endrunde in die kühleren Winter-Monate aus.
"Davon gehe ich aus. Wenn man Fußball spielt, muss man die wichtigsten Akteure schützen. Und das sind die Spieler", sagte der Schweizer kurz vor dem Eröffnungsspiel des Asien-Cups in Doha. Eine WM im Winter wäre ein Novum in der Fußball-Geschichte.
Im Sommer 50 Grad
Derzeit herrschen in Katars Hauptstadt Temperaturen um die 25 Grad, im Sommer kann es im Emirat am Persischen Golf 50 Grad heiß werden. Mediziner warnen zudem vor der hohen Luftfeuchtigkeit. Das große Problem: Für eine Winter-WM müsste der internationale Spielkalender angepasst werden, was eine riesige logistische Herausforderung wäre. "Wir haben dafür noch elf Jahre Zeit. Ich halte den Januar oder das Jahresende für einen geeigneten Zeitraum", sagte Blatter.
Der Ball liegt nun bei den Gastgebern. "Erst einmal müsste Katar den entsprechenden Wunsch äußern. Sie haben es in der Hand. Sollte eine entsprechende Anfrage kommen, so wird diese im Exekutivkomitee behandelt. Bislang hat es sie noch nicht gegeben", sagte FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte nicht zuletzt Franz Beckenbauer, der schon kurz nach der Vergabe Kritik übte. Auch die Nationalspieler Philipp Lahm und Thomas Müller sprachen sich klar gegen eine Austragung im Sommer aus. "Bei diesen Temperaturen zu spielen, ist grenzwertig", sagte WM-Torschützenkönig Müller, der wie Lahm derzeit mit seinem Klub Bayern München in Katar ein Trainingslager absolviert.
Joachim Löw ist skeptisch
Bundestrainer Joachim Löw sieht das mit Blick auf die deutschen Fans anders. "Wenn 2022 die WM im Winter stattfindet, dann wird kein Fan bei minus fünf Grad auf der Straße sein. Bei der WM 2006, bei der EM 2008 oder WM 2010 waren Millionen von Menschen auf den Straßen. Was hier passierte, war unglaublich. Das sind Emotionen, die im Fußball dazugehören", sagte Löw.
Katars großer Vorteil ist die lange Vorbereitung. Elf Jahre hat das kleine Land am Persischen Golf Zeit, um sich für alle Eventualitäten zu rüsten. Bis 2022 sollen alleine neun Stadien neu gebaut werden, drei weitere werden runderneuert.
Unter anderem auch das Khalifa-Stadion, in dem am Freitagabend die Asienmeisterschaft mit dem Spiel der Gastgeber gegen Usbekistan eröffnet wurde. Der Aufwand für die Bauvorhaben liegt nach derzeitiger Planung bei vier Milliarden US-Dollar, umgerechnet 3,05 Milliarden Euro.
Schon jetzt erinnert die Hauptstadt Doha mit seiner futuristischen Skyline ein wenig an New York. Und an jeder Ecke entstehen im Wüstensand neue imposante Wolkenkratzer aus Glas und Stahl mit gewagten Entwürfen. Zudem haben die Kataris "The Pearl" - eine künstliche Halbinsel, die aus der Luft betrachtet die Form mehrerer nebeneinander liegender Austern mit Perlen in der Mitte hat. Edelboutiquen, Luxusvillen, schicke Restaurants und ein Yachthafen gehören zum Inventar. 2013 soll das 20-Milliarden-Dollar-Projekt, das an "The Palm" in Dubai erinnert, fertig sein.
Noch kein WM-Fieber
Noch allerdings ist in Doha wenig vom WM-Fieber zu spüren. Bestes Beispiel ist der alte Hafen: Ein paar Menschen, keine Luxus-Schiffe, ein Pier, der längst das Zeitliche gesegnet hat - ansonsten gibt es nicht viel zu sehen.
Noch ist nicht einmal ansatzweise zu erahnen, welch gewaltiges und beeindruckendes Projekt in der Bucht von Doha im arabischen Golf in unmittelbarer Nähe des berühmten "Islamic Art Museums" entstehen wird: das Doha Port Stadion. Eine Arena, die die Welt beeindrucken soll.
Ob mit oder ohne Kühlsystem, bleibt abzuwarten.