Serie A
von Oliver Birkner
Der letzte Fußball-Romantiker:"Es gehört sich nicht zu jubeln, wenn man gegen sein Ex-Team oder gar Ursprungsland trifft": In diesem Diskurs, der bisweilen ja groteske Züge annimmt, gibt es sie offenbar doch noch, die letzten Romantiker des Fußballs. Fabrizio Miccoli hat nicht eine Partie für Lecce bestritten, aber aus seiner Leidenschaft für die Süditaliener nie ein Geheimnis gemacht. Er wuchs unweit der Stadt in Apulien auf und hält seit jeher zu Lecce. Derzeit spielt Miccoli für Palermo, die Kapitänsbinde ist allerdings gelb-rot wie Lecces Klubfarben und mit den Initialen UL versehen - Ultrà Lecce, mit denen er sich schon des öfteren die Partien in der Nordkurve des Stadions Via del Mare ansah. Am Sonntag traf Miccoli per herrlichem Freistoß Sekunden vor der Pause zu Palermos 1:1, und das nur wenige Meter von der Curva Nord entfernt. Auf seinen ersten Treffer in Lecces Arena reagierte der 31-Jährige zunächst mit hängendem Kopf und brach auf dem Weg in die Kabine in Tränen aus. Dort ließ er dem Schluchzen freien Lauf und bat den Trainer, in der zweiten Hälfte nicht mehr aufzulaufen. Ohne Miccoli siegte Palermo am Ende 4:2.
Italiens Korrektur-Markt: Am Wochenende bekam man einen Einblick, warum Italien das Winter-Transferfenster "Reparatur-Markt" nennt. Alessandro Matri hatte vor einer Woche noch zwei Treffer für Cagliari erzielt, nun schoss er Juve per Doppelpack zum Sieg über Cagliari. Auch Luca Toni, der aus Genua kam, freute sich über sein erstes Juve-Tor und kokettierte: "Das war für alle Kritiker, die mich seit vier, fünf Jahren regelmäßig totsagen. Die sollten sich mal meine Statistiken anschauen." Toni kommt jetzt immerhin auf 100 Serie-A-Tore. Überhaupt machten am 24. Spieltag ehemalige Bayern-Spieler von sich reden: Neben Toni traf auch Jose Ernesto Sosa zum ersten Mal (wie in München bleibt dem Argentinier aber auch in Neapel bloß eine Statistenrolle) und Mark van Bommels Schienbein leitete unfreiwillig Genoas Ausgleich gegen Milan ein.
Juves Qualitäts-Check: Juventus stoppte mit dem 3:1 in Cagliari zwar die Serie von drei Niederlagen in Folge, über die Qualität der Mannschaft herrschen in der Führungsetage jedoch unterschiedliche Ansichten. Kürzlich posaunte Coach Gigi Delneri etwas Realitätsfremd, das beste Team der Liga zu trainieren, wenn alle Spieler fit seien. Präsident Andrea Agnelli relativierte die Aussage mit folgender Bemerkung: "An einem Wochenende spielen wir wie Phänomene, am nächsten dann alle wie Arschlöcher." Auf Sardinien präsentierte Juve einen Mix aus beiden Extremen, was in Agnellis Terminologie zwangsläufig zu einem Prädikat führen müsste, das sich nun jeder selbst zusammenbauen kann.
Premier League
von Raphael Honigstein
Vermisstenanzeige für Wenger: Große Aufregung nach dem 4:4 von Newcastle United und Arsenal. Der französische Sender "France 2" berichtete am Sonntagabend, Interpol ermittele wegen des Verdachts auf Wett-Betrug. Tomas Rosicky, so hieß es, sei auch im Visier der Fahnder. Die Meldung entpuppte sich inzwischen als absolute Ente. Interpol weiß nichts von irgendwelchen Ermittlungen und bei den großen Buchmachern in Asien und Europa gab es keine Auffälligkeiten. So bleibt von dem auf der Insel als Jahrhundertspiel gerühmten Match nur Arsene Wengers Missmut ("Ich glaube nicht, dass das gute Werbung für die Premier League war"), Joey Bartons Ungezogenheit ("Wenn die Arsenal-Spieler keine Grätschen mögen, sollen sie Basketball oder Netball spielen") und ein (etwas müder) Gag übrig. "Ein Mann namens Arsene Wenger wird seit der zweiten Hälfte in Newcastle vermisst", sagte der Stadionsprecher vom FC Chelsea vor dem 0:1 gegen Liverpool. "Wer ihn gesehen hat, meldet sich bitte unter der Rufnummer 40-41-42-43-44". Witzisch, oder?
Torres nur ein blondes Sternchen: Fernando Torres' missglücktes Debüt im Dress der Blues war auf der Insel natürlich auch ein großes Thema. Vor dem Match hatten die mitgereisten Fans an der Stamford Bridge allerhand böse Plakate mitgebracht. "Einst warst du im Herzen rot, jetzt bist du tot. Du lügender Judas", hieß es auf einem, "He who betrays will always walk alone" (Betrüger müssen stets alleine gehen) auf einem anderen. Das größte Banner war zugleich auch das obskurste. "Breaking News: Ihr habt für 50 Millionen Pfund Margi Clarke gekauft", stand darauf. Margi Clarke, 56, ist eine Liverpooler Schauspielerin, die für ihre wasserstoff-blonde Frisur und den Achtziger-Jahre-Hit "Letter to Brezhnev" bekannt ist. Ob sie auch gut kicken kann, ist nicht verbrieft.
Ancelotti in den Sturm! Liverpool-Trainer Kenny Dalglish war hinterher in glänzender Form. "Torres war kein Ansporn für uns, wir wollten nur die drei Punkte", sagte der Schotte im Pressezimmer. "Jeder muss wissen, was er mit seinem Leben macht." Als ein Reporter die Frage nach dem ehemalige Mitspieler wiederholte, blieb Dalglish seiner Linie treu. "Uns ist egal, wer für Chelsea spielt. Von mir aus hätte auch Carlo Ancelotti im Sturm spielen können". Das wäre angesichts der Nicht-Leistung von Torres, Didier Drogba und Nicolas Anelka vielleicht sogar die taktisch bessere Variante gewesen.
Primera Division
von Paula Villamarin Temperan
Träumen erlaubt: 9., 12., 17., 11., 13., 8. Die Endplatzierungen von Athletic Bilbao in der Primera Division der letzten Jahre waren selten zufriedenstellend für die Basken und ihre heißblütigen Fans. Was sich in dieser Saison abspielt, speziell 2011, lässt Träume reifen. Mit dem 3:0 gegen Sporting Gijon gewann Bilbao zum ersten Mal seit 13 Jahren wieder vier Ligaspiele in Folge. Damals qualifizierten sich die Löwen für die Champions League. Das soll in diesem Jahr zum zweiten Mal passieren. "Wir waren nie besser! Lasst uns diese Serie fortsetzen und in der nächsten Saison ganz Europa das Fürchten lehren", sagte ein leicht euphorisierter Präsident Fernando García Macua. Zu Platz vier fehlen aber noch sechs Punkte. Aber immerhin kann Athletic das ständige Wechseltheater um Fernando Llorente ausblenden. Der Stürmerstar sagte nach seinem 13. Saisontor gegen Gijon: "Liverpool wollte mich, aber Bilbao will mich nicht verkaufen." Weise Entscheidung, einen wie Llorente braucht man ja in der Champions League.
Gerangel um Don Alfredo: Quique Sanchez Flores hat sich in Lionel Messi verliebt. Natürlich rein platonisch. Der Trainer von Atletico Madrid verglich el Pulga (der Flo) mit einem der Allergrößten. "Messi ist der Alfredo di Stefano des 21. Jahrhunderts", sagte Flores nach der 0:3-Pleite der Rojiblancos im Camp Nou. Real Madrid konterte umgehend. Einen Spieler aus Barcelona mit der Legende Di Stefano zu vergleichen sei Blasphemie! Di Stefano ist Real Madrid, Real Madrid ist Di Stefano. Seit 2000 ist der gebürtige Argentinier Ehrenpräsident der Königlichen und bei jeder Vorstellung von Neuzugängen dabei. Jorge Valdano sah es als seine Pflicht an, diesen heiligen Namen nicht beschmutzen zu lassen. "Nicht Messi, Cristiano Ronaldo ist der Alfredo Di Stefano des 21. Jahrhunderts. Sie tragen das gleiche Trikot", sagte Reals Generaldirektor nach dem 4:1 gegen Real Sociedad. Anyway: Di Stefano bleibt unantastbar!
Da geht doch was, Gerard! Gerüchte gibt es schon lange, dass Gerard Pique, derzeit wohl bester Innenverteidiger der Welt, mit Shakira anbandelt. Einen ersten Beweis für den bevorstehenden Aufriss lieferte der Barca-Spieler höchstpersönlich. Auf seiner Facebook-Seite postete Pique ein Foto seiner Geburtstagsparty. Madame Waka Waka wackelt dabei strahlend mit den Hüften vor ihm. Carles Puyol durfte auch mit aufs Foto, allerdings in unmittelbarer Nähe seiner Ehefrau. Glotzen verboten!