Wer braucht eigentlich Flutlicht?

Von Thorben Rybarczik
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Termalica Bruk-Bet Nieciecza

750 Einwohner. Viele Maisfelder. Eine Hauptstraße. Eine Kirche. Eine Pflastersteinfabrik. Eine Erstligamannschaft. Vier Flutlichtmasten auf einem winzigen Stadion. Was passt nicht in die diese Aufzählung? Richtig, die Flutlichtmasten. Denn die gibt es im kleinen Dorf Nieciecza nicht.

Eine künftige Erstligamannschaft dagegen schon - die polnische Ekstraklasa begrüßt ein neues Mitglied. Der Name: Termalica Bruk-Bet Nieciecza aus dem Osten des Landes. Nach einem 2:0 am vorletzten Spieltag über Pogon Siedlce ist der erste Aufstieg der Vereinsgeschichte perfekt, bei Spielern und Fans gibt es kein Halten mehr. Das gut 2000 Leute fassende Stadion bebt.

Erst Gott, dann Fußball

Das wird es in der nächsten Saison allerdings nicht tun, denn der Klub muss seine Heimspiele im rund 100 Kilometer entfernten Krakau austragen, das eigene Stadion ist zu klein und hat, wie bereits erwähnt, kein Flutlicht. Dies wiederum hat einen simplen Grund: Die Heimspiele Nieciczas finden traditionell sonntags nach dem Gottesdienst statt, der Pfarrer ist großer Fan. Und um diese Zeit ist es nun einmal hell.

Besitzer des Klubs ist Krzysztof Witkowski, Eigentümer der Bruk-Bet-Pflastersteinfabrik im Ort sowie Geldgeber und Erbauer des flutlichtlosen Bruk-Bet-Stadions. Witkowski hat ambitionierte Pläne, will seinen Klub nicht nur in der ersten Liga etablieren, sondern denkt langfristig schon an Europa. Ob er das ernst meint, sei mal dahingestellt - Fakt ist jedoch, dass die Pläne für den Ausbau des Stadions inklusive Flutlicht und Rasenheizung schon geschmiedet sind.

Klub unter Manipulationsverdacht?

Finanzielle Hilfe gibt es dabei von einem zweiten Unternehmen, ebenfalls Namensgeber des Vereins: Termalica. Es steht also ein massives finanzielles Grundgerüst, der Aufstieg kommt nicht von ungefähr: Der Klub spielt schon seit vier Jahren um die erste Liga mit, scheiterte bis dato aber immer knapp. Die Polen stehen dem "Projekt" aber eher kritisch gegenüber, sehen das ohnehin schon geringe Niveau der Ekstraklasa noch weiter sinken.

Zudem kursieren Gerüchte, dass der sportliche Aufstieg nicht so ganz sauber verlaufen ist. Die Klubverantwortlichen stehen unter Verdacht, in den vergangenen Saisons Spiele manipuliert zu haben. Es wäre nicht der erste Skandal dieser Art in Polen, Beweise gibt es aber nicht.

Den 750 Einwohnern werden die Umstände des Aufstiegs ohnehin egal sein, sie wollen in erster Linie die Erstligazugehörigkeit feiern - sofern sie bereit sind, dafür 100 Kilometer weit nach Krakau zu fahren.

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