GFCO Ajaccio
Korsika und Frankreich - ein spezielles Verhältnis. Einst gehörte die Insel zu Italien, dann zu Frankreich, zwischendurch war England der Besitzer. Inzwischen haben sich die Franzosen als "Verwalter" etabliert und haben die Mission, die korsische Kultur zu zerstören - sofern man die Meinung einiger Korsen vertritt, die wiederum Autonomie anstreben. Diese gibt es bis heute nicht, weshalb korsische Fußballklubs nach wie vor dem französischen Verband angehören.
Korsische Fußballklubs, damit werden lange Zeit nur die Namen AC Ajaccio und SC Bastia in Verbindung gebracht. Emotionale Derbys um die Vorherrschaft auf der Insel sind die Tagesordnung, ein dritter Klub schafft es nie in die oberen Gefilde des Profigeschäfts. Das hat sich jetzt geändert, denn der GFCO Ajaccio spielt ab nächster Saison in der Ligue 1.
"Eine Stadt, ein Klub" - von wegen
Dabei erlangt der Klub erst 2012, nach dem Aufstieg in die Ligue 2, offiziellen Profistatus. Bis dahin vertritt der französische Verband die Politik "eine Stadt, ein Klub" - und der AC Ajaccio ist nun mal die größere Hausnummer. Gazélec hingegen erlangt beachtliche Erfolge im Amateurbereich, mehr scheint im Schatten der großen Brüder nicht möglich. Bis jetzt.
Zum ersten Mal im nationalen Rampenlicht steht der Klub 2012, als er in der Coupe de France bis ins Halbfinale marschiert und dort erst an Olympique Lyon scheitert. Die Heimspiele im Pokal muss der GFCO im Stadion des Rivalen AC austragen, das eigene Stade Ange Casanova mit 6000 Plätzen ist mehr als ungeeignet. Die schäbigen und heruntergekommenen Kabinen sind bei den Gegnern berüchtigt, der Platz an sich gilt als der schlechteste aller Profiteams.
Doch allen Umständen zum Trotz hat der Trainer Thierry Laurey mit bescheidenen Mitteln ein Team geformt, das seit November nur ein Spiel verloren hat. Seine Elf beherrscht viele Arten des Spiels, offensiver Ballbesitzfußball gehört genauso zum Repertoire wie das Lauern auf Konter.
Anders als bei Bournemouth' Callum Wilson lässt sich bei Ajaccio kein individueller Anführer herauspicken. Der beste Torschütze des Teams, der Tunesier Mohamed Larbi, hat nur acht Buden erzielt, hinter ihm konnten sich 13 weitere Spieler in die Torschützenliste eintragen.
Das Rentner-Team
Für die nötige Stabilität im Mittelfeld sorgt der 37-jährige David Ducourtioux, der mit Valenciennes schon acht Jahre in der ersten Liga gespielt hat. Mit Gregory Pujol, Jeremie Brechet und Julien Francois, allesamt 35 Jahre alt, bilden weitere "Dinos" wichtige Säulen, was in der deutlich schnelleren Ligue 1 zum Problem werden könnte.
Denn Geld für eine Kaderverjüngung oder auch für eine Stadionsanierung ist nicht vorhanden, daher wird das Abenteuer "Erstklassigkeit" ein Mammutprojekt. Mit einem Budget von rund zwölf Millionen Euro und der offenen Frage, wo sie ihre Heimspiele austragen, erscheint ein Klassenerhalt mehr als unrealistisch. Die Konkurrenz vom AC schaut trotzdem neidisch auf den kleinen "Ableger".
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