Wer braucht eigentlich Flutlicht?

Von Thorben Rybarczik
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FC Carpi

In Italien haben es gleich zwei Provinzklubs erstmalig in die Serie A geschafft: Der FC Carpi ist einer davon.

Die Situation vor 15 Jahren bei Carpi, einer 70.000-Einwohner-Stadt zwischen Bologna und Parma, lässt die Aufstiegsgeschichte noch einmal unwirklicher erscheinen, als sie sowieso schon ist. Kurz vor der Insolvenz stehend ziehen die Verantwortlichen die Notbremse und gründen den Verein kurzerhand neu - aus dem AC Carpi wird der FC Carpi 1909, der in der Saison 2009/10 noch in der bedeutungslosen fünften Liga spielt.

Es folgt der Doppelaufstieg in die dritte Liga, nur zwei Jahre später kommt das Debüt in der Serie B. Auch dort dominiert das Team beinahe nach Belieben, holt sich mit 80 Punkten souverän die Meisterschaft und tritt nun den Gang in die Serie A an.

Erfolg durch Leiharbeiter

Den Kern des Kaders bilden junge Leihspieler von etablierten Klubs aus dem Oberhaus, bei denen Carpi einen guten Ruf als Ausbildungsverein genießt. Das hat aber zur Folge, dass am 30. Juni dieses Jahres gleich neun Spieler zurück zu ihrem Stammklub müssen, die teilweise Leistungsträger waren. Der Kader für die kommende Saison muss nahezu komplett umgekrempelt werden, am Konzept wollen die Verantwortlichen aber nichts ändern. Können sie auch gar nicht, denn das Budget des Klubs beträgt gerade einmal drei Millionen Euro.

"Wir werden unsere Philosophie nicht verändern", erklärt Sportdirektor Christian Giuntoli gegenüber goal.com. "Wir werden uns auf junge Spieler fokussieren. Wir werden in die Serie A aufsteigen mit Spielern, die noch niemand zuvor gesehen hat." Dazu gehört auch Lorenzo Pascuiti, der 2009 nach Carpi wechselte. Um den Transfer zu ermöglichen, kaufte er sich mit rund 26.000 Euro aus seinem Vertrag mit Biellese frei - um zum FC in die fünfte Liga zu wechseln. Seitdem hat er Flügelspieler in allen Ligen geknipst - gelingt ihm das auch in der Serie A?

"Man sollte es verbieten"

Geht es nach Claudio Lotito, seines Zeichens Präsident von Lazio, dann sollte er gar nicht erst die Möglichkeit dazu bekommen. "Man sollte es verbieten, dass solche Vereine aufsteigen!" - das ist seine Meinung dazu. Es ziehe die Liga noch weiter runter, der Zuschauerschnitt breche noch mehr ein, die maroden Stadien werden nicht nur sanierungsbedürftiger, sondern auch kleiner.

Das Stadio Sandro Cabassi in Carpi fasst 4700 Zuschauer, viel zu wenig für die Serie A. Ein Umbau ist zwar schon im Gange, doch eine rechtzeitige Fertigstellung ziemlich fragwürdig, ein Ausweichen nach Parma oder Modena gilt als wahrscheinlicher. Dennoch dient Capri als gutes Beispiel dafür, dass mit einem stabilen Umfeld oder einem soliden Management mit flachen Hierarchien einiges möglich ist, allen Umständen zum Trotz: "Unser Aufstieg ist nicht einfach nur Glück. Es ist die Realisierung eines Projektes, das Stück für Stück gewachsen ist", sagt Giuntoli.

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