Fenchel, Birnen, eckige Autoreifen

Von Oliver Birkner / Ben Barthmann
Ist er ein Fenchel? Oder doch eher Trainer bei Inter Mailand?
© getty

Im neuen Jahr will man sich ja möglichst gesund ernähren. Wie das funktioniert, macht die Serie A TIM vor - also zumindest ansatzweise. Auf der Insel ist's auch eher fifty-fifty und in Spanien gibt's beim kleinen Derby-Wochenende auch eher Grobgehacktes. Aber lest die Blitzlichter aus Europa doch einfach selbst.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Serie A

Von Oliver Birkner

Scheißdreck des Spieltags: Man hatte es inmitten der regelmäßigen Lethargie beinahe vergessen. Doch am Sonntagabend rief das offiziell 216. Mailänder Derby in Erinnerung, dass ein vollgepacktes, rumorendes San Siro fraglos zu den fantastischsten Arenen weltweit zählt. Und die Tifosi bekamen in der Scala des Calcio allerhand Spektakel geboten. Inter-Coach Roberto Mancini, kürzlich noch in der Rolle der selbsternannten Moralinstanz, stufte die Referees in die Kategorie "lächerlich" und wurde des Feldes verwiesen. Beim Gang in die Katakomben präsentierte er einigen Fans an der Balustrade den Mittelfinger und verteidigte sich: "Sie haben mich beschimpft und hätten dort eigentlich gar nicht stehen dürfen. Wo waren die Stewards?" Fans im Stadion in Rufweite, also wirklich. Nachfragen vom Berlusconi-Sender "Mediaset" beantwortete Mancini später sachlich: "Ihr quatscht euch wirklich völligen Scheißdreck zusammen."

Die Anhänger des 3:0-Siegers Milan blieben ebenfalls nüchtern. Als Mauro Icardi beim Stand von 1:0 einen Elfmeter an den Pfosten schoss, setzte Politiker Matteo Salvini auf der Ehrentribüne wiederholt zum "ombrello" an: eine flache Hand am Bizeps und den Arm per Faust zum Fuck off geschwungen. Vielleicht darf man von einem Rechtspopulisten keine feine Etikette erwarten, doch immerhin ist Salvini Parteisekretär und Abgeordneter im Europaparlament.

Coach Sinisa Mihajlovic feierte gleichzeitig an der Seitenlinie und verriet: "Beim Rutschen auf den Knien ist mir sogar meine Hose gerissen." Womöglich appetitlicher als Mancinis Menü der vergangenen zwei Wochen: Zunächst als Finocchio bezeichnet (Fenchel oder Schwuchtel), im nächsten Duell den späten Ausgleich durch Lasagna kassiert, dann drei "pere" (Birnen oder Buden) bei Juve kassiert und schließlich im Derby ein Gegentor von Bacca (Beere) hingenommen. Der kommende Gegner Chievo führt Gamberini und Pepe im Kader - bitteres Omen.

Clowns des Spieltags: Ziemlich pingelig erledigte der Referee in Genua seinen Arbeitstag. Dort stoppte Florenz-Coach Paulo Sousa einen Ball auf der Seitenlinie, um den Einwurf seiner Jungs zu beschleunigen, und sah deshalb Rot. Naja. Der Ex-Dortmunder nahm es mit Humor und schwärmte später: "Das war eine geniale Annahme, ich habe eben nichts verlernt." Vielleicht sollte die Fiorentina eine Funktion als Spieler-Trainer erwägen, denn mit den nötigen Defensiv-Transfers läuft es eher bescheiden. Eigentlich schien der Einkauf von Mammana fix, da meldete sich dessen River-Plate-Präsident D'Onofrio zu Wort: "Wir hatten uns auf neun Millionen Euro geeignet, plötzlich drückte Florenz deutlich seine Offerte und ich habe sie zum Teufel gejagt. Wir verhandelten mit echten Clowns." Ebenfalls ein genialer Stopp.

Und sonst? Wer vor dem kommenden Duell zwischen Juventus und den Bayern noch einen heißen Expertentipp für seinen Wetteinsatz benötigt, dem sei geholfen. Ex-Juventino Sergio Brio, der unter anderem vier Scudetti und alle drei Europapokale in Turin holte, legte sich fest: "Kurz nach der Auslosung gab ich den Bayern eine 55 Prozent Chance aufs Weiterkommen. Nach zwölf gewonnenen Spielen in Serie muss ich mich korrigieren: Juves Möglichkeiten sind auf 45 Prozent gestiegen."