SM-Spiele und ein Hintern voller Striemen

Oliver BirknerFrank OschwaldDominik Stenzel
10. April 201714:37
Moreno Torricelli säuselt Christian Vieiri schmutzige Dinge ins Ohrgetty
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Italien-Legende Christian Vieri kramt in Erinnerungen und packt wilde Geschichten über sein Liebesleben aus. Während Cristiano Ronaldo kleine Mädchen erschreckt, hat sein Teamkollege große Probleme mit einer Chipstüte.

Serie A

Von Oliver Birkner

Risiko des Spieltags: Eine der großartigsten italienischen Komödien erschien 1997. Das Komiker-Trio Aldo, Giovanni und Giacomo, alle übrigens eingefleischte Inter-Fans, drehte "Drei Männer und ein Bein" und in einer Szene wird darüber sinniert, dass man für wenig Geld eine Strandbar in Costa Rico eröffnen könnte. Freilich wäre es höchst riskant, alle Zelte abzubrechen, worauf Aldo mit der Frage konfrontiert wird, ob er im Leben überhaupt schon mal ein existenzielles Risiko eingegangen sei. Antwort: "Ja, ein einziges Mal: Im Toto habe ich bei Inter gegen Cagliari eine 2 angekreuzt." 20 Jahre später konnten sich ähnliche Inter-Hasardeure womöglich zumindest eine Eck-Kneipe in Costa Rica leisten. Einfach wie Aldo alles vogelwild riskieren, eine 1 bei Crotone gegen Inter ankreuzen, die restlichen Resultate erahnen und zack auf zu fernen Gestaden. Manch Interista nahm es mit Humor und kommentierte, dass wahnwitzige Pleiten daheim gegen Beer Sheva und bei Crotone ja auch nicht jeder erleben darf.

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Andere zwitscherten indes von sichtlicher Verbesserung: "Im letzten Spiel die zweite Halbzeit abgeschenkt, in Crotone die erste - das nenne ich Fortschritt." Trainer Stefano Pioli schien mit seinem biblischen weißen Bart um zehn Jahre gealtert und Sportchef Piero Ausilio wütete nach dem phlegmatischen 1:2-Auftritt: "Das Team war arrogant, abscheulich, anmaßend. Es wäre noch geschmeichelt zu sagen, unsere Leistung bewegte sich auf Kreisklassen-Niveau." Am besten der Klub schickt das Team kollektiv zu einer ehemaligen Flamme von Christian Vieri. Als man dem Ex-Interista letzte Woche in einer Talkshow die Bilder all seiner Eroberungen zeigte, schreckte er bei einer auf: "Oh Gott, die schlug und kratzte mich, ein Mal kam sie mit der Peitsche und verzierte meinen Hintern voller Striemen bis ich halbnackt aus der Wohnung geflohen bin." Manchmal muss man eben alles riskieren.

Zwei mal zwei macht fünf des Spieltags: Wie akribisch sich Profis auf den Gegner vorbereiten, bewies Stürmer Carlos Bacca. Der Kolumbianer schrieb am Sonntag in sein Facebook-Profil: "Heute 15 Uhr Milan gegen Fiorentina! 8.45 Uhr kolumbianischer Zeit. Eine harte Partie, in der der Sieg die einzige Option ist." Die Frühaufsteher in Kolumbien und auch Bacca mögen sich gewundert haben, als der Gegner plötzlich nicht in Viola auflief. Der Gast kam aus Palermo. Überhaupt schien etwas Wirres in der Luft des San Siro zu schwirren, denn der TV-Reporter erzählte später, dass "fünf Spieler am Boden liegen, zwei pro Team", und am Ende abschloss: "Morgen wird Milan zwei wichtige Tage erleben." Zwei mal zwei macht fünf, an zwei wegweisenden Tagen binnen 24 Stunden - wahrscheinlich gegen Florenz.

Altro? Viel wird in diesen Wochen über anstehende Trainerabschiede gemunkelt. Luciano Spalletti in Rom oder auch Juves Max Allegri, der sich schon seit Wochen über die Kritik beschwert, seine Turiner würden keinen attraktiven Calcio liefern. "Wenn ihr eine Show wollt, geht in den Zirkus", ätzte Allegri am Wochenende, und könnte den Kritikern aus der Heimat demnächst nach England entfliehen. Neapels Maurizio Sarri findet die Trainerwechsel-Gerüchte hingegen absolut begründet: "Irgendwann ist der letzte Kniff ausgereizt. Ein Coach ist wie ein Fisch - es kommt der Tag, an dem er anfängt scheußlich zu stinken." Napoli hofft, dass Sarris Rasierwasser noch mindestens eine Saison seine Aufgabe erfüllt.

Primera Division

Von Frank Oschwald

Definitivster Wechsel des Spieltags: Wir haben ja in Zeiten von Social Media schon einiges erlebt. Da drückst du als aktiver Spieler einmal an der falschen Stelle "Gefällt mir", schon hast du laut Medienberichten einen Neun-Jahres-Vertrag ohne Ausstiegsklausel bei einem neuen Verein unterschrieben. Kennen wir ja schon. Die Sache mit Isco geht jetzt allerdings noch einen Schritt weiter. Der Real-Mittelfeldspieler postete unter der Woche ein Bild von seinem Balkon. Es zeigt den Spanier gemeinsam mit seinen Kumpels beim Essen. Nur wenige Minuten später überschlug sich das Internet. Denn den Instagram-Nutzern mit Detektiv-Ausweis aus dem Yps-Heft fiel eine Chipspackung mit einem Barca-Logo auf dem Tisch auf.

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Uiiii! Hat er uns nun so seinen neuen Klub verraten? Das haben doch sowieso schon so viele spekuliert und jetzt futtert er auch noch Kartoffelsnacks des Erzfeindes! Wenn das mal kein eindeutiges Zeichen für einen Wechsel ist?! Schließlich machen das alle Kicker nach einem Transfer so: Millionen-Vertrag unterschreiben, ab in den Supermarkt und Chipstüte mit dem Logo des neuen Vereins kaufen. Altbekannte Muster eben. Freunde, Freunde, vielleicht sollten wir alle mal wieder ein wenig entspannter werden. Isco löschte den Post übrigens, lud das gleiche Bild ohne Chipstüte erneut hoch und schrieb: "Ich werde nicht zu Barca gehen. Mit dem Foto wollte ich sagen, dass wir sie mit Chips als Beilage futtern werden. Hala Madrid."

Teamkollegen des Spieltags: Eigentlich hört sich alles nach einer Szene aus einem wilden Actionfilm an: Atleticos Koke wurde in der vergangenen Woche von einem maskierten Räuber aufgelauert und beim Verlassen seines Autos mit der Pistole bedroht. Angeblich soll der Unbekannte den Mittelfeldspieler auf einem Motorrad verfolgt haben und es auf die 70.000-Euro-Uhr abgesehen haben. Koke wedelte schnell mit der weißen Fahne, übergab die Uhr und kam letztlich ohne Chronographen, aber mit dem Schrecken davon. Dennoch war die ganze Szene natürlich zunächst mal ein Schock für Koke. Doch Gott sei Dank fällt der Spanier bei seinen Teamkollegen in ein Netz voller Empathie, Zuneigung und Verständnis. Unter einem aktuellen Instagram-Post ("Wir müssen kämpfen") drückten speziell Filipe Luis und Saul Niguez ihre volle Unterstützung aus und kommentierten: "Hey Koke, wie viel Uhr ist es?"

Algo mas? Es ist keine bahnbrechende Neuheit, dass Cristiano Ronaldo die ein oder andere Macke hat. Beim Betreten des Spielfeldes vor dem Spiel beispielsweise tippelt er drei, vier Mal ganz schnell und macht dann einen Satz nach oben. Partie für Partie der immer gleiche Ablauf. Daran ist ja auch nichts auszusetzen. Aber Herr Ronaldo, wir wissen, dass Sie in Ihrem perfekten Deutsch regelmäßig die Blitzlichter lesen, deshalb eine direkte Bitte an Sie: Könnten Sie beim nächsten Mal bitte darauf achten, dass Sie dabei keine kleinen Mädchen erschrecken? Danke.

Premier League

Von Dominik Stenzel

Benjamin Button des Spieltags: Vor dem Duell mit Sunderland trauten viele Anhänger der Red Devils am Sonntag ihren Augen nicht als die Aufstellung ihres Teams hereinflatterte. Dass Marouane Fellaini, der unter den eigenen Fans nicht gerade den besten Ruf genießt, in der Startformation stand war ja eigentlich schon schlimm genug. Auf dem Spielberichtsbogen stand aber auch noch ein großes C hinter dem Namen des belgischen Wuschelkopfs. Fellaini Kapitän? Das hatten sich die meisten United-Fans wohl nicht einmal in ihren kühnsten Albträumen ausgemalt. Dementsprechend setzte es in den Sozialen Medien auch einen Shitstorm gegen Jose Mourinhos Entscheidung - und auch Experte Jamie Redknapp traute seinen Ohren nicht.

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Doch es handelte sich eben nicht um einen verspäteten April-Fool's-Day-Scherz des Portugiesen, denn eine knappe Stunde später führte Fellaini tatsächlich seine Mannschaftskollegen als Käpt'n ins Stadium of Light. Zugegebenermaßen hatte Mourinho aber auch nicht gerade die Qual der Wahl bei der Benennung eines geeigneten Rooney-Vertreters. Schließlich fehlten neben David De Gea weitere erfahrene Spieler wie Phil Jones oder Michael Carrick in der ersten Elf. Ginge es jedoch rein nach Leistung und Charisma, hätte ganz klar Zlatan Ibrahimovic die Binde tragen müssen. Der Schwede erzielte beim ungefährdeten Sieg seinen 17. Saisontreffer und befand sich auch nach Abpfiff wie gewohnt in Höchstform. Ein Reporter wollte wissen, warum er mit Mitte 30 immer noch regelmäßig derart gute Leistungen bringen könne (seit seinem 30. Geburtstag hat Ibrahimovic nun 250 Tore erzielt). Zlatans Antwort darauf war gewohnt schlagfertig: "Ich bin wie Benjamin Button. Ich wurde alt geboren und werde jung sterben." Wenn das so ist, können wir ja noch einiges erwarten von Ibracadabra.

Regeländerung des Spieltags: Im St. James' Park lief am vergangenen Mittwoch die 29. Minute als Newcastles Dwight Gayle im gegnerischen Strafraum zu Boden ging und Schiedsrichter Keith Shroud auf den Punkt zeigte. Matt Ritchie schnappte sich das Leder und verwandelte zur vermeintlichen Führung für die Magpies. Der Jubel hielt allerdings nicht lange an. Shroud hatte ganz genau hingeschaut und erkannt, dass Gayle zu früh in den Strafraum gelaufen war. Die Spieler und die 48.814 Zuschauer wussten natürlich, was nun passieren würde: Der Strafstoß muss erneut ausgeführt werden.

Das war Shroud aber offenbar zu langweilig und so änderte er kurzerhand das Regelwerk. Anstatt eines weiteren Elfers ging es mit indirektem Freistoß für die Gäste aus Burton weiter. Auch nach ausgiebigen Diskussionen mit seinem Assistenten und dem Vierten Offiziellen korrigierte der Schiri seine Entscheidung nicht. Die Fans äußerten ihren Unmut lautstark und auch der sonst so besonnene Rafa Benitez war verständlicherweise außer Rand und Band. Glück für Shroud (der sich mittlerweile entschuldigt hat): Ritchie erzielte in der zweiten Halbzeit dann doch noch den einzigen Treffer des Abends - und Newcastle ist als Tabellenzweiter weiterhin auf bestem Weg, direkt in die Premier League zurückzukehren.

Anything Else? Lange tat sich der FC Liverpool in Stoke schwer und lag sogar in Rückstand. In der zweiten Halbzeit konnte sich Kloppo jedoch auf seine beiden Brasilianer Philippe Coutinho und Roberto Firmino verlassen, die das Spiel mit ihren Toren innerhalb kürzester Zeit drehten. Firminos Treffer zählte sicherlich zu den schöneren Toren des Spieltags. In völliger Ekstase riss sich der Ex-Hoffenheimer anschließend sein Trikot vom Leib und sah - so besagt es schließlich die Regel - von Mike Dean die Gelbe Karte. Seit der Saison 2012/2013 war es bereits das siebte Mal, dass Firmino für übertriebenen Torjubel verwarnt wurde - Rekord in den europäischen Topligen.