Serie A
Von Oliver Birkner
Risiko des Spieltags: Eine der großartigsten italienischen Komödien erschien 1997. Das Komiker-Trio Aldo, Giovanni und Giacomo, alle übrigens eingefleischte Inter-Fans, drehte "Drei Männer und ein Bein" und in einer Szene wird darüber sinniert, dass man für wenig Geld eine Strandbar in Costa Rico eröffnen könnte. Freilich wäre es höchst riskant, alle Zelte abzubrechen, worauf Aldo mit der Frage konfrontiert wird, ob er im Leben überhaupt schon mal ein existenzielles Risiko eingegangen sei. Antwort: "Ja, ein einziges Mal: Im Toto habe ich bei Inter gegen Cagliari eine 2 angekreuzt." 20 Jahre später konnten sich ähnliche Inter-Hasardeure womöglich zumindest eine Eck-Kneipe in Costa Rica leisten. Einfach wie Aldo alles vogelwild riskieren, eine 1 bei Crotone gegen Inter ankreuzen, die restlichen Resultate erahnen und zack auf zu fernen Gestaden. Manch Interista nahm es mit Humor und kommentierte, dass wahnwitzige Pleiten daheim gegen Beer Sheva und bei Crotone ja auch nicht jeder erleben darf.
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Andere zwitscherten indes von sichtlicher Verbesserung: "Im letzten Spiel die zweite Halbzeit abgeschenkt, in Crotone die erste - das nenne ich Fortschritt." Trainer Stefano Pioli schien mit seinem biblischen weißen Bart um zehn Jahre gealtert und Sportchef Piero Ausilio wütete nach dem phlegmatischen 1:2-Auftritt: "Das Team war arrogant, abscheulich, anmaßend. Es wäre noch geschmeichelt zu sagen, unsere Leistung bewegte sich auf Kreisklassen-Niveau." Am besten der Klub schickt das Team kollektiv zu einer ehemaligen Flamme von Christian Vieri. Als man dem Ex-Interista letzte Woche in einer Talkshow die Bilder all seiner Eroberungen zeigte, schreckte er bei einer auf: "Oh Gott, die schlug und kratzte mich, ein Mal kam sie mit der Peitsche und verzierte meinen Hintern voller Striemen bis ich halbnackt aus der Wohnung geflohen bin." Manchmal muss man eben alles riskieren.
Zwei mal zwei macht fünf des Spieltags: Wie akribisch sich Profis auf den Gegner vorbereiten, bewies Stürmer Carlos Bacca. Der Kolumbianer schrieb am Sonntag in sein Facebook-Profil: "Heute 15 Uhr Milan gegen Fiorentina! 8.45 Uhr kolumbianischer Zeit. Eine harte Partie, in der der Sieg die einzige Option ist." Die Frühaufsteher in Kolumbien und auch Bacca mögen sich gewundert haben, als der Gegner plötzlich nicht in Viola auflief. Der Gast kam aus Palermo. Überhaupt schien etwas Wirres in der Luft des San Siro zu schwirren, denn der TV-Reporter erzählte später, dass "fünf Spieler am Boden liegen, zwei pro Team", und am Ende abschloss: "Morgen wird Milan zwei wichtige Tage erleben." Zwei mal zwei macht fünf, an zwei wegweisenden Tagen binnen 24 Stunden - wahrscheinlich gegen Florenz.
Altro? Viel wird in diesen Wochen über anstehende Trainerabschiede gemunkelt. Luciano Spalletti in Rom oder auch Juves Max Allegri, der sich schon seit Wochen über die Kritik beschwert, seine Turiner würden keinen attraktiven Calcio liefern. "Wenn ihr eine Show wollt, geht in den Zirkus", ätzte Allegri am Wochenende, und könnte den Kritikern aus der Heimat demnächst nach England entfliehen. Neapels Maurizio Sarri findet die Trainerwechsel-Gerüchte hingegen absolut begründet: "Irgendwann ist der letzte Kniff ausgereizt. Ein Coach ist wie ein Fisch - es kommt der Tag, an dem er anfängt scheußlich zu stinken." Napoli hofft, dass Sarris Rasierwasser noch mindestens eine Saison seine Aufgabe erfüllt.