Serie A
Von Oliver Birkner
Ovationen des Spieltags: Zur Rivalität gehört auch Anerkennung. Bereits vergangenen Februar erhielt Francesco Totti im San Siro verdienten Applaus der Inter-Tifosi für eine großartige Roma-Karriere, die definitiv im Sommer endet. Die gleiche Reverenz erwiesen ihm nun die Milanisti. Beim Verlesen der Kader hielt der Sprecher nach Tottis Namen rund 20 Sekunden inne und das gesamte Stadion erhob sich zu Ovationen. Zudem hatte die AC-Südkurve das Transparent "Unsere Hochachtung vor dem Rivalen Francesco Totti" vorbereitet. In den eigenen Reihen sieht das etwas anders aus. Der Roma-Monolog führte zu einer sicheren Führung, als Coach Luciano Spalletti in der 84. Minute wechselte.
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Für Doppeltorschützen Edin Dzeko kam... Leandro Paredes. Che cazzo? Spalletti ist ein findiger Trainer, doch diese bittere Ohrfeige hätte er sich sparen können. Die Roma erhielt noch einen Strafstoß und freilich hätte es nach zahllosen Schlachten damit zu einem würdigen Totti-Abschied von San Siro kommen können. Nichts gegen Signor Paredes, aber der (nicht erste) Affront gegenüber Totti erschien unnötig und unverständlich. So feierten die Ränge mit "Totti gol" und "Es gibt nur einen Capitano" bis zum Schlusspfiff, ehe Totti das San Siro ohne Rasenkontakt letztmals als Profi verließ. "Vielleicht war mein Wechsel ein Fehler", räumte Spalletti am späten Abend ein. Aber nur ganz, ganz vielleicht.
Wichser des Spieltags: Ein echter Krimi läuft derzeit zwischen Juventus und der öffentlich-rechtlichen Rai. Die interviewte Medhi Benatia nach dem Stadtduell, als der Verteidiger sich plötzlich ans Ohr griff und wütete: "Wer hat das gesagt?" Über den Knopf im Ohr hatte ihn eine Stimme als "Scheiß Marokkaner-Wichser" tituliert. Benatia sauste wütend davon und momentan läuft die Jagd nach dem schuldigen Mr. X. Womöglich war es jener Unbekannte, der nach Angaben von Toro-Coach Sinisa Mihajlovic ständig "Scheiß Zigeuner" in Richtung Trainerbank schleudert. "Jeder weiß, wo ich wohne. Ich bin gespannt, ob er die Eier hat mal vorbeizuschauen, und mir das ins Gesicht zu sagen." Beinahe spannender, als das Derby selbst.
Altro? "Dieser Sieg ist für mich so viel wert wie ein Remis", sagte Sinisa Mihajlovic nach dem 1:1 ebenfalls. Offenbar sind alle Interisti, ob Ex oder nicht, aktuell etwas neben der Spur. Wenigstens jagt die seelenlose Internazionale beharrlich einen Allzeit-Rekord: Beim Kellerkind Genoa (zuvor ein Punkt aus sieben Spielen) verloren die Mailänder 0:1, verschossen kurz vor Schluss einen Elfmeter und kassierten Rot für Geoffrey Kondogbia. Macht zwei Remis und fünf Niederlagen aus den vergangenen sieben Partien - acht sieglose Spiele in Folge erreichte der Klub in seiner Geschichte lediglich 1948. Bei den nächsten Aufgaben Sassuolo und Lazio müsste die Bestmarke eigentlich zu knacken sein. Der einzige (Ex-)Interista , der überraschend ordentlich seinem Beruf nachging, war Genua-Torschütze Goran Pandev. Die Inter-Fans feierten ihn mit minutenlangen Gesängen, bloß Pandev ließ das Jubeln sein - ein Comedian erklärte später warum: "Aus Achtung vor den Verstorbenen".