D'oh!

Oliver BirknerDominik StenzelFrank Oschwald
08. Mai 201718:35
Tony Adamsgetty
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Arsenal-Haudegen Tony Adams walzt mit Granada durch die Liga und CR7 bricht erstmals in seiner Karriere eine sinnvolle Schallmauer. Jose Mourinho macht sich über Arsenal lustig und Francesco Totti wird vom Rivalen verehrt. Die Blitzlichter aus Europa.

Serie A

Von Oliver Birkner

Ovationen des Spieltags: Zur Rivalität gehört auch Anerkennung. Bereits vergangenen Februar erhielt Francesco Totti im San Siro verdienten Applaus der Inter-Tifosi für eine großartige Roma-Karriere, die definitiv im Sommer endet. Die gleiche Reverenz erwiesen ihm nun die Milanisti. Beim Verlesen der Kader hielt der Sprecher nach Tottis Namen rund 20 Sekunden inne und das gesamte Stadion erhob sich zu Ovationen. Zudem hatte die AC-Südkurve das Transparent "Unsere Hochachtung vor dem Rivalen Francesco Totti" vorbereitet. In den eigenen Reihen sieht das etwas anders aus. Der Roma-Monolog führte zu einer sicheren Führung, als Coach Luciano Spalletti in der 84. Minute wechselte.

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Für Doppeltorschützen Edin Dzeko kam... Leandro Paredes. Che cazzo? Spalletti ist ein findiger Trainer, doch diese bittere Ohrfeige hätte er sich sparen können. Die Roma erhielt noch einen Strafstoß und freilich hätte es nach zahllosen Schlachten damit zu einem würdigen Totti-Abschied von San Siro kommen können. Nichts gegen Signor Paredes, aber der (nicht erste) Affront gegenüber Totti erschien unnötig und unverständlich. So feierten die Ränge mit "Totti gol" und "Es gibt nur einen Capitano" bis zum Schlusspfiff, ehe Totti das San Siro ohne Rasenkontakt letztmals als Profi verließ. "Vielleicht war mein Wechsel ein Fehler", räumte Spalletti am späten Abend ein. Aber nur ganz, ganz vielleicht.

Wichser des Spieltags: Ein echter Krimi läuft derzeit zwischen Juventus und der öffentlich-rechtlichen Rai. Die interviewte Medhi Benatia nach dem Stadtduell, als der Verteidiger sich plötzlich ans Ohr griff und wütete: "Wer hat das gesagt?" Über den Knopf im Ohr hatte ihn eine Stimme als "Scheiß Marokkaner-Wichser" tituliert. Benatia sauste wütend davon und momentan läuft die Jagd nach dem schuldigen Mr. X. Womöglich war es jener Unbekannte, der nach Angaben von Toro-Coach Sinisa Mihajlovic ständig "Scheiß Zigeuner" in Richtung Trainerbank schleudert. "Jeder weiß, wo ich wohne. Ich bin gespannt, ob er die Eier hat mal vorbeizuschauen, und mir das ins Gesicht zu sagen." Beinahe spannender, als das Derby selbst.

Altro? "Dieser Sieg ist für mich so viel wert wie ein Remis", sagte Sinisa Mihajlovic nach dem 1:1 ebenfalls. Offenbar sind alle Interisti, ob Ex oder nicht, aktuell etwas neben der Spur. Wenigstens jagt die seelenlose Internazionale beharrlich einen Allzeit-Rekord: Beim Kellerkind Genoa (zuvor ein Punkt aus sieben Spielen) verloren die Mailänder 0:1, verschossen kurz vor Schluss einen Elfmeter und kassierten Rot für Geoffrey Kondogbia. Macht zwei Remis und fünf Niederlagen aus den vergangenen sieben Partien - acht sieglose Spiele in Folge erreichte der Klub in seiner Geschichte lediglich 1948. Bei den nächsten Aufgaben Sassuolo und Lazio müsste die Bestmarke eigentlich zu knacken sein. Der einzige (Ex-)Interista , der überraschend ordentlich seinem Beruf nachging, war Genua-Torschütze Goran Pandev. Die Inter-Fans feierten ihn mit minutenlangen Gesängen, bloß Pandev ließ das Jubeln sein - ein Comedian erklärte später warum: "Aus Achtung vor den Verstorbenen".

Premier League

Von Dominik Stenzel

Premiere des Spieltags: Genau 4529 Tage ist es her, dass Jose Mourinho und Arsene Wenger zum ersten Mal in der Premier League aufeinander trafen. Am 22. Dezember 2004 trennten sich Arsenal und Chelsea - damals noch im Highbury - mit 2:2. Die Torschützen an jenem Tag: Thierry Henry gelang vor heimischer Kulisse ein Doppelpack, aufseiten von Chelsea waren John Terry und Eidur Gudjohnsen erfolgreich. Lang, lang ist's also her. Über die nächsten Jahre entwickelte sich zwischen den beiden Startrainern der Inbegriff einer Erzrivalität, die nicht nur an der Seitenlinie ausgetragen wird. Die beiden liefern sich vor allem einen verbalen Kleinkrieg - und besonders Jose Mourinho hat dabei leicht reden. Schließlich hatte der Portugiese noch kein einziges Duell gegen den von ihm ernannten "Spezialist im Versagen" in der höchsten englischen Spielklasse verloren. Bis Sonntag.

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Erstmals konnte Wenger eine Partie in der Premier League gegen seinen Lieblingsfeind für sich entscheiden - nach 13 Jahren und 13 Ligaduellen zwischen den beiden. Ironischerweise gelingt ihm das ausgerechnet in seiner wohl schwersten Saison bei den Gunners. Mourinho, dessen Red Devils in Auswärtsspielen bei den Topteams noch immer keinen einzigen Treffer zu Stande brachten, zeigte sich im Vorfeld des Duells im Übrigen ungewohnt zahm: Er hoffe, dass Arsenal Wenger auch weiterhin das Vertrauen schenken werde (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!). Ohne die beiden Streithähne wäre es aber auch ein gutes Stück langweiliger. Und für die Arsenal-Fans hatte er ebenfalls ein paar warme Worte parat: "Zum ersten Mal verlasse ich das Emirates und die Fans sind glücklich und ich freue mich für sie", zeigte sich The Special One auch nach der Partie überaus freundlich.

Schuldzuweisung des Spieltags: Die Woche verlief durchaus bezeichnend für die Saison des FC Liverpool. Am Montag wurde in Watford noch ein enorm wichtiger Sieg im Kampf um die Top Four gefeiert - inklusiver einer Hammer-Bude von Emre Can, die schon jetzt als Tor des Jahres gehandelt wird. Nur sechs Tage später kehrte nach einer sehr müden Nullnummer gegen Southampton jedoch wieder mal Ernüchterung ein bei den Reds. Nach der Partie nahm Jürgen Klopp Pechvogel James Milner, der nach ordentlich Trash Talk durch Keeper Frasier Foster seinen ersten Elfmeter der Saison verschossen hatte, aus der Schusslinie.

Vielmehr sei der Platz Schuld am teilweise schlampigen Auftritt der Reds: "Ich weiß, keiner will das hören, aber ich bin tapfer genug, um es zu sagen. Der Platz war heute sehr trocken. Wir haben ihm so viel Wasser gegeben wie wir konnten, aber nach 15 Minuten war er durch den Wind wieder trocken", sagte Klopp nach dem Spiel. Auf den Platzwart der Anfield Road könnten nun also schwere Zeiten zukommen. Und wir erinnern uns: Der Wind spielte laut Kloppo schon beim Ausscheiden im League Cup gegen Southampton im Januar eine nicht unerhebliche Rolle.

Anything Else? In der knallharten Championship ging der 46. und letzte Spieltag der regulären Saison über die Bühne. Und es fielen einige Entscheidungen. Aston Villa machte Newcastle doch noch zum Last-Minute-Meister, die Blackburn Rovers müssen 22 Jahre nach ihrer Meisterschaft den Gang in die Drittklassigkeit antreten, Trainerfuchs Harry Redknapp hat dagegen mit Birmingham City tatsächlich doch noch die Rettung geschafft. Für Reading, Sheffield Wednesday, Huddersfield und Fulham geht die lange Saison übrigens noch weiter: In den Playoffs wird zwischen ihnen der letzte Premier-League-Aufsteiger ausgespielt. Huddersfields Trainer David Wagner hat momentan trotzdem Ärger. In all seiner Weitsicht schonte der Deutsch-Amerikaner schon in den vergangenen Wochen einige seiner Stammspieler. Gegen Birmingham setzte er gar auf eine satte 10-Mann-Rotation. Die Football League kündigte daher Nachforschungen an, sogar eine Strafe liegt im Bereich des Möglichen. Wagner nennt das Vorgehen "respektlos" gegenüber den Spielern, die auf dem Platz standen.

Primera Division

Von Frank Oschwald

Tony Adams des Spieltags: Wir wussten es bereits vor wenigen Wochen, haben nun allerdings auch schwarz auf weiß die Bestätigung: Tony Adams ist ein absoluter Teufelskerl! Vor fünf Spielen übernahm der Arsenal-Haudegen den FC Granada. Wir wollen ja jetzt nicht mit Fingern auf andere Personen zeigen, doch nicht wenige dachten sich da: Ojeojeojeoje, das kann ja heiter werden. Der hat ja kaum Erfahrung als Trainer und ist taktisch auf einer Stufe mit einem dicken Stück Mettwurst. Da bringt ihm auch seine Erfahrung als Sportlicher Leiter beim südkoreanischen Zweitligisten Chongqing Dangdai Lifan nichts. Schließlich ist das Team dermaßen uninteressant, das wohl niemand gemerkt hat, dass es sich dabei eigentlich um einen chinesischen Erstligisten handelt. Doch du hast es deinen Kritikern gezeigt.

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Na gut, aus deinen ersten fünf Spielen gab's jetzt bislang noch keinen Punkt, sondern fünf Niederlagen. Aber das kann ja jedem einmal passieren. Dauert ja auch, bis die Spieler die komplexe Spielidee verstanden haben. Auch die 13 kassierten Tore und die 89 zugelassenen Torschüsse lassen wir jetzt mal gekonnt unter den Tisch fallen. Denn schließlich gab's auch schon ein Granada-Törchen unter deiner Führung. Und das (!) gibt Selbstvertrauen. Großspurig ließ Adams deshalb vor dem Match gegen, och jo, Real Madrid verlauten, dass sie durchaus eine Chance haben, wenn Ronaldo nicht spielt. Zeitlich etwas versetzt können wir sagen: Ronaldo spielte nicht. Doch nach 35 Minuten stand's 0:4. D'oh!

Indianer des Spieltags: Eigentlich waren wir uns sicher, dass es Ex-Barca-Keeper Jose Manuel Pinto nach seiner aktiven Karriere zu einem nordamerikanischen Indianerstamm verschlägt. Doch der Spanier unterdrückt seinen heimlichen Wunsch nun schon seit Jahren gekonnt und schlägt eine andere Richtung erfolgreich ein: Pinto ist erfolgreicher Musikproduzent. Als "Pinto Wahin" tackert er seit geraumer Zeit heiße Beats zusammen. "Jeder von meinen Mitspielern wusste, was ich machen werde. Viele kennen mich als Fußballspieler, wissen aber nicht, dass ich mit 14 Jahren schon Songs komponiert habe. Musik hat mich zu einem besseren Spieler gemacht. Wenn du einen schlechten Tag hattest, gab mir die Musik wieder Kraft", so Pinto in einem Interview mit Billboard.com. Endlich wissen wir das auch.

Algo mas? Cristiano Ronaldo hat die nächste Schallmauer durchbrochen. Nein, Quatsch, nicht diese alberne 400-Tore-Marke. Das kann ja jeder Kicker, der sich halbwegs Schienbeinschoner anziehen kann. Es geht um Zahlen von echter Bedeutung: Instagram-Follower! Der Portugiese empfing zuletzt auf seinem Kanal den Follower Nummer 100.000.000. Wir arbeiten an einer ähnlichen Marke, sind aber noch 99.999.934 User davon entfernt. Gut, dass Ronaldo deshalb unter der Woche noch mal seine Herkunft klarstellte: "Ich komme von diesem Planeten." Puh, und wir dachten schon ... Ach ja, eine Botschaft an viele User hatte Ronaldo passend zum Jubiläum auch noch: "Hater, hasst mich weiter, denn ohne euch bin ich nicht, was ich heute bin, also weiter so." Uuuuuuund bitte!