Arsene Wenger: Triple-Team des FC Bayern von 2013 war besser als aktuelle Mannschaft

Von SPOX
Arsene Wenger, ehemaliger Trainer des FC Arsenal, hat im Interview mit dem Spiegel erklärt, warum die Mannschaft des FC Bayern beim Gewinn des Triples 2013 besser als das heutige Team von Trainer Hansi Flick war.
© imago images / Ulmer

Arsene Wenger, ehemaliger Trainer des FC Arsenal, hat im Interview mit dem Spiegel erklärt, warum die Mannschaft des FC Bayern beim Gewinn des Triples 2013 eine bessere war als das heutige Team von Trainer Hansi Flick. Zudem schwärmt der 70-Jährige von BVB-Stürmer Erling Haaland.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Damit will ich die Leistung der aktuellen Mannschaft nicht kleinreden. Die Bayern sind aktuell das beste Team Europas. Aber das liegt auch daran, dass es keine anderen großen Mannschaften gibt. Barcelona ist schwach. Real Madrid ist schwach", sagte der Franzose.

Den großen Unterschied zu heute würden dabei die damaligen Stars des Rekordmeisters machen. "Lahm, Ribery, Robben, Schweinsteiger, Kroos. Sie hatten auf jeder Position Spitzenqualität", betonte Wenger. Jedoch lobte er auch den Kern der heutigen Mannschaft. Mit Kimmich, Goretzka, Gnabry und Lewandowski habe der FCB "immer noch" eine enorme Qualität und der Transfer von Sane würde das Konstrukt gut ergänzen, so Wenger: "Die Mannschaft kann sich auch noch entwickeln, vielleicht erreicht sie das Topniveau von 2013. Aber so weit sind sie noch nicht."

Bayern-Angreifer Serge Gnabry kennt Wenger noch aus gemeinsamen Tagen in London, ehe er den Klub 2016 "unter nicht ganz fairen Umständen" in Richtung Werder Bremen verließ, wie Wenger in seiner Autobiographie schrieb. "Er ist nach Bremen gegangen, aber ich glaube, es war der FC Bayern, der den Transfer subventioniert hat. Zu Beginn der Verhandlungen bot Bremen eine lächerlich geringe Ablösesumme. Am Ende bekamen wir viel mehr. Ich habe von Leuten mit Zugang zum FC Bayern gehört, dass der Klub hinter dem Wechsel stand. Er garantierte Bremen das Geld."

Nach nur einem Jahr zog Gnabry dann tatsächlich weiter nach München und hatte maßgeblichen Anteil am Quintuple. Gegen solche Deals sei man letztlich "machtlos", erklärte Wenger: "In dem Fall war das besonders schade, denn Gnabry ist ein riesiges Talent. Er ist kreativ, er kann dribbeln, er ist schnell und kann mit rechts und links abschließen." Für den Nationalspieler gebe es "kein Limit".

Serge Gnabry spielte mehrere Jahre für Arsenal.
© imago images / Paul Merriott
Serge Gnabry spielte mehrere Jahre für Arsenal.

Wenger: Spieler haben "an technischer Qualität eingebüßt"

Spieler hätten in Wengers Augen jedoch "in den vergangenen zehn Jahren an technischer Qualität eingebüßt. Athletik ist wichtiger geworden als Technik und Entscheidungsfindung. Es geht mehr um körperliche Eigenschaften und Intensität, um Explosivität. Und es geht auch darum, ein Showman zu sein".

Als Beispiel nennt er seinen ehemaligen Schützling Mesut Özil, der beim FC Arsenal wohl kaum noch eine Zukunft hat und meist auf der Tribüne sitzt. "Er war nicht unbedingt derjenige mit der größten Disziplin auf dem Platz. Und das Spiel gegen den Ball war nicht seine Stärke. Aber damit kann man umgehen, wenn man ihm manchen eher defensiv denkenden Spieler zur Seite stellt. Hauptsache, die Balance zwischen Angriff und Verteidigung stimmt", sagte Wenger, der aber auch viel Positives in Özils früheren Leistungen sah.

Ähnlich wie Messi. Cesc Fabregas und Dennis Bergkamp zählt Wenger den Ex-Nationalspieler zu jenen Fußballern, die das große Ganze auf dem Spielfeld erkennen. "Es ist kein Zufall, dass sie am Ball so ruhig wirken. Sie nehmen mehr Informationen auf als andere und spielen deshalb überlegen. Es ist alles bereits erledigt, bevor man den Ball bekommen hat. Die, die sehen, lassen dich gewinnen."

Wenger kritisiert Özil für seine fehlende Disziplin.
© getty
Wenger kritisiert Özil für seine fehlende Disziplin.

Wenger: Haaland? "Er ist ein Gewinner"

Eine Fähigkeit, die auch Borussia Dortmunds Stürmer Erling Haaland mit 19 Jahren schon in Perfektion ausübt, so Wenger: "Haaland schießt so viele Tore, weil er genau das tut. Das ist kein Zufall. Und er ist ein Gewinner. Man sieht ihm sein Verlangen an, seine tiefe Motivation. Es muss für Lucien Favre (Trainer BVB, Anm. d. Red.) interessant sein, mit ihm zu arbeiten, denn von ihm kann viel kommen. Und ich glaube, Favre kann ihn sehr gut entwickeln."

Dass er noch mal auf die Trainerbank zurückkehrt, ist aktuell kein Thema für Wenger. "Im Moment konzentriere ich mich auf meinen Job bei der FIFA. Ich glaube, so kann ich dem Fußball helfen", betonte er. Bereits während seiner Tätigkeit bei Arsenal hatte er mehrere Angebote von anderen Top-Klubs abgelehnt, darunter vom FC Bayern, Paris Saint-Germain, Juventus Turin und "zweimal" von Real Madrid. An den Gedanken, die Gunners zu verlassen, verschwendete er aber keine Zeit. "Ich wollte den Job bei Arsenal zu Ende bringen. Ich habe diesem Verein bis zum letzten Tag meiner Karriere mit absoluter Integrität und Hingabe gedient. Und darauf bin ich stolz."

Wenger war von 1996 bis 2018 Trainer des FC Arsenal.