"Ich bin sehr glücklich. Ich fühle mich gut aufgenommen. Das ganze Paket hat einfach gepasst", sagte der 63-malige Nationalspieler vor seiner Vorstellung und der ersten Einheit am Donnerstag im PSV-Campus De Herdgang. Dies sei "der richtige Ort für mich", betonte er.
Die Erwartungen an ihn sind schon jetzt riesig, "auch wenn er nicht mehr der Götze von vor ein paar Jahren ist", wie das Fachblatt Voetbal International schrieb. Dennoch: Als "Super Mario" empfing ihn De Telegraaf. "PSV-Coup mit Weltmeister", titelte Algemeen Dagblad.
John de Jong, Technischer Leiter des Klubs, bezeichnete Götze als "ein Geschenk des Himmels". "Dank unseres Trainers hat sich Mario für PSV interessiert", erklärte er. "Letztendlich ist er jetzt die großartige Gelegenheit, auf die wir immer gehofft haben. Wir sind sehr stolz darauf, dass er sich für PSV entschieden hat."
Mario Götze hatte mehrfach Kontakt zu Roger Schmidt
Zwischen Götze und Trainer Schmidt bestand laut Angaben von Eindhoven mehrfach Kontakt in den vergangenen Monaten. "Ich hatte einige angenehme Gespräche mit Roger und habe mehr und mehr ernsthaft darüber nachgedacht, einen Schritt in Richtung Niederlande zu machen", wird Götze vom Verein zitiert. "In diesem Sommer sind viele Dinge auf mich zugekommen, aber ich bin ein emotionaler Mensch und kann die Entscheidungen treffen, die ich will. Ich bin bereit für eine ganz andere Herausforderung, und ich habe sie hier in Eindhoven gefunden".
"Er kann im Angriff, auf den Flügeln und im Mittelfeld agieren, und das gibt uns zusätzliche Optionen auf mehreren Positionen. Und natürlich hat er sehr viel Erfahrung", sagte De Jong. Götze betonte, dass er sich nach Saisonende beim BVB fit gehalten habe, "damit ich gut in ein neues Abenteuer starten kann. Ich freue mich darauf, wieder in einer Gruppe zu trainieren und auf die Spiele hinzuarbeiten".
Götze war seit einiger Zeit ohne Klub, sein auslaufender Vertrag beim BVB wurde nicht verlängert. Gerüchte um seine Zukunft kursierten seitdem immer wieder. Als heißester Anwärter auf die Dienste des 28-Jährigen galt zuletzt Hertha BSC.
Götze war auch bei Hertha, Leverkusen und Bayern Thema
Nach der 3:4-Last-Minute-Niederlage der Berliner gegen Bayern München am Sonntag hatte Trainer Bruno Labbadia öffentlich über ein mögliches Engagement gesprochen: "Ich habe immer gesagt, das ist ein sehr guter Spieler gewesen". Die Frage sei, ob Hertha "so einen Spieler auffangen" könnte.
Die Antwort war nein, denn die Berliner verpflichteten den Finaltorschützen von Rio bis zum Transferschluss der Bundesliga am Montagabend nicht. Wie die Sport Bild berichtet, hatte Götze intensiven Kontakt mit Labbadia gehabt. In einem 100-minütigen Telefonat sei es bereits um Götzes mögliche Position bei der Hertha sowie dessen Fitnessstand gegangen. Aus einem Wechsel wurde dennoch nichts. Auch andere Klubs, die zwischenzeitlich als mögliche neue Arbeitgeber für den offensiven Mittelfeldspieler gehandelt wurden, wie Bayer Leverkusen oder Bayern München, hatten längst abgewinkt.
In die USA wollte Götze noch nicht wechseln. "Mein Fokus liegt auf Europa", hatte der Ex-Dortmunder zuletzt erklärt: "Ich habe ehrgeizige Ziele und will unbedingt noch die Champions League gewinnen."
Mario Götze verzichtet für PSV auf viel Gehalt
Mit Eindhoven und dem deutschen Trainer Roger Schmidt kann er dieses Ziel allerdings in dieser Saison nicht erreichen. Die PSV qualifizierte sich lediglich für die Europa League und wird in Gruppe E auf den FC Granada (Spanien), Omonia Nikosia (Zypern) und PAOK Saloniki aus Griechenland treffen.
"Ich brauche das Gefühl, dass ich zu dem Verein, dem Trainer und dessen Philosophie passe", sagte Götze, der nach seiner Rückkehr zum BVB 2016 auch aufgrund diverser gesundheitlicher Probleme nicht wie gewünscht zum Zug kam. Bei Trainer Lucien Favre spielte er keine Rolle mehr. Der Vertrag wurde deshalb auch nicht verlängert.
Geld spielte bei der Entscheidung für einen neuen Klub eher eine untergeordnete Rolle. Angeblich hat Götze in Dortmund zehn Millionen Euro pro Jahr verdient. "Selbstverständlich kann in Zeiten von Corona eine solche Summe nicht als Grundlage für meine Verhandlungen dienen", sagte er: "Die entscheidenden und wirklich wichtigen Faktoren sind die Sportlichen: Meine Sehnsucht nach Fußball ist sehr groß." Übereinstimmenden Medienberichten zufolge verdient Götze bei PSV nur noch rund drei Millionen Euro.
Götze ist nicht der erste deutsche WM-Held, der in den Niederlanden quasi von vorne anfangen will. 1960 "flüchtete" Helmut Rahn, legendärer Siegtorschütze beim Wunder von Bern 1954, vom 1. FC Köln zum Sportclub Enschede. In 69 Spielen gelangen dem Boss damals 39 Tore. Mit dieser Quote könnte wohl auch Götze leben - am 18. Oktober geht es im Auswärtsspiel bei PEC Zwolle für ihn los.
Götze, Fein, van Ginkel: Eindhoven schlägt am Deadline Day zu
In den Niederlanden schloss das Transferfenster erst am Dienstag, Götze hätte als vereinsloser Spieler aber ohnehin auch noch später bei einem neuen Klub unterschreiben können. Allerdings mussten die Europapokalteilnehmer am Dienstag ihre Spieler nominieren. Am Deadline Day verpflichtete Eindhoven unter anderem bereits Adrian Fein (FC Bayern) und Marco van Ginkel (FC Chelsea) auf Leihbasis. Früher in der Transferperiode waren zudem Philipp Max vom FC Augsburg und Leipzig-Keeper Yvon Mvogo zur PSV gewechselt.
Ein Angebot von Inter Miami, dem Klub von David Beckham, hatte Götze abgelehnt. "Die USA und die MLS finde ich auch spannend - aber aktuell ist das kein Thema für mich", sagte er. Dafür seien seine Ambitionen zu hoch.
Götze, der insgesamt fünfmal die deutsche Meisterschaft gewann, war 2013 für 37 Millionen Euro vom BVB zu Bayern München gewechselt. Nach drei Jahren kehrte er für 22 Millionen zurück.
Mario Götze: Statistiken beim BVB und FC Bayern
Verein | Spiele | Tore | Vorlagen | Minuten |
BVB (2019/20) | 19 | 3 | 1 | 501 |
BVB (gesamt) | 217 | 45 | 61 | 14.379 |
FC Bayern | 114 | 36 | 24 | 7.388 |