"Bisher war es nicht perfekt": Federico Chiesa kommt beim FC Liverpool überhaupt nicht in die Gänge

Von Mark Doyle
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Im Sommer wechselte Federico Chiesa überraschend von Juventus zum FC Liverpool. Wird er im Winter schon wieder verliehen?

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Kurz bevor das Flugzeug mit Federico Chiesa im Sommer in Liverpool landete, schaute er aus dem Fenster und sah Anfield. Der Italiener drehte sich prompt zu seiner Frau und sagte: "Spiel das Lied - You'll Never Walk Alone - ich will mir vorstellen, dort zu spielen und den Gesang der Fans zu hören!"

Chiesa durfte dieses Gefühl tatsächlich nur wenige Wochen später live erleben, als er beim Premier-League-Sieg gegen Bournemouth am 21. September spät ins Spiel kam. Vier Tage später stand er beim Liga-Pokal-Triumph über West Ham erstmals vor der berühmten Kop-Tribüne, und die Fans verabschiedeten den fleißigen Flügelstürmer mit einem großen Applaus, als er nach einer Stunde ausgewechselt wurde. Chiesa war offensichtlich nicht in bester physischer Verfassung, aber er schien zweifellos eine aufregende Ergänzung zu einer bereits herausragenden Offensivreihe zu sein, ein potenzieller Ersatz für Mohamed Salah.

Das Problem ist jedoch, dass man Chiesa seitdem nicht mehr gesehen hat. Und nicht, weil er es aus Leistungsgründen nicht mehr in Arne Slots Kader geschafft hätte. Er war einfach nicht fit genug, um aufzulaufen, was Spekulationen ausgelöst hat, dass der Sommer-Neuzugang von Juventus möglicherweise weniger als sechs Monate nach seiner Ankunft in Liverpool bereits wieder ausgeliehen werden könnte.

Für ihn selbst kommt ein schneller Abgang im Winter, wie Sky berichtet, zwar nicht infrage, aber ob die Entscheidung wirklich beim 27-Jährigen liegt, ist fraglich.

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Der Weg zur Genesung

Chiesas Fitnessprobleme waren kein Geheimnis. Er sprach offen darüber und gab zu, dass die Verletzung am Kreuzband, die er im Januar 2022 erlitt, seine Karriere "verlangsamt" habe. Selbst nach seiner Rückkehr sieben Monate später hatte sein Körper Schwierigkeiten, wieder auf Touren zu kommen. Kleinere Muskelprobleme war ein wiederkehrendes Problem. Zudem hatte er mit Müdigkeit zu kämpfen

Letzte Saison begann Chiesa jedoch, wie sein altes explosives und effektives Ich auszusehen. Er absolvierte 37 Pflichtspiele für Juve in der Saison 2023/2024 - die meisten Einsätze, die er seit der Spielzeit vor der EM 2020 absolviert hatte, die mit dem Triumph Italiens in Wembley endete und bei der Chiesa nach einer Reihe entscheidender und dynamischer Darbietungen in den K.o.-Runden in die Mannschaft des Turniers gewählt wurde.

Chiesa konnte also mit Fug und Recht behaupten, wieder nahe an seiner Top-Form zu sein. Doch das war wohl nur eine kurze Momentaufnahme.

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Federico Chiesa: Ein Risiko, das es wert war, eingegangen zu werden?

Warum war Juve bereit, ihn gehen zu lassen? Im Wesentlichen wegen des Geldes. Die Bianconeri boten Chiesa eine Vertragsverlängerung an, aber zu den fast gleichen Bedingungen wie in seinem bisherigen Vertrag - was der Spieler und sein Berater nicht akzeptieren wollten.

Folglich entschied sich Juve, den italienischen Nationalspieler an den Höchstbietenden zu verkaufen.

Auch Inter, Milan und die Roma sollen interessiert gewesen sein, aber es gab keine konkreten Angebote. Offensichtlich hatten Juves Serie-AKonkurrenten nicht das Gefühl, dass es sich lohnen würde, eine erhebliche Summe Geld in einen Spieler mit einer besorgniserregenden Verletzungshistorie in Ablöse und Gehalt zu investieren.

Liverpool hingegen sah das anders.

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Chiesa sollte ein Spieler sein, der "das Vorhandene verbessert"

Für Liverpool schien Chiesa ein risikoarmer Transfer zu sein, die Art von "opportunistischer" Verpflichtung, über die Richard Hughes kurz nach seiner Übernahme als neuer Sportdirektor des Clubs im Sommer gesprochen hatte. Schließlich ist es selten, dass ein Europameister von solch unbestrittenem Talent für nur zwölf Millionen Euro verfügbar wird - das gleiche Geld, das die Reds 2012 für einen gewissen Fabio Borini zahlten.

Natürlich gab es auch Stimmen, die nicht zu Unrecht meinten, dass Liverpool eigentlich keinen weiteren Außenstürmer brauchte. Ein linker Innenverteidiger und ein defensiver Mittelfeldspieler wurden vielmehr als Transfermarktprioritäten des Clubs angesehen.

Dennoch schien Klopp-Nachfolger Arne Slot zufrieden zu sein. "Ich habe den ganzen Sommer über gesagt, dass es nicht einfach ist, Spieler für Liverpool zu verpflichten, weil der Standard der Spieler, die wir haben, so hoch ist. Aber bei Federico bin ich fest davon überzeugt, dass wir jemanden verpflichten, der das bereits Vorhandene verbessert", wurde der Niederländer in der offiziellen Webseite des Klubs zitiert.

"Es sind nicht nur seine körperlichen Talente; Federico hat Erfahrung im Gewinn von Titeln und im Umgang mit Rückschlägen und Herausforderungen. Es ist die Mentalität, die wir hier bei Liverpool wollen. Nicht nur das, er ist jemand, der eine unglaubliche Arbeitsmoral hat, um seinem Talent gerecht zu werden. Er ist ein Spieler, der einen Unterschied machen und dem Team helfen kann, also ist das ein Verdienst von Richard Hughes und allen Beteiligten, die ihn nach Liverpool gebracht haben", sagte er.

Chiesa schien ein kalkuliertes Risiko mit großer Aussicht, dass sich der Wechsel auszahlen würde. Im Moment allerdings besteht die Angst, dass es schwerwiegend nach hinten losgehen wird.

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Trainer Arne Slot hat Mitleid mit Federico Chiesa

Während wir uns dem Ende des Novembers nähern, ist Chiesas Zustand für Liverpool bereits zu einem Rätsel geworden, von Slot als gleichzeitig "einfach" und "schwierig" beschrieben.

Das Fazit ist, dass er es bisher auf nur drei Einsätze für Liverpool mit mageren 78 Minuten Spielzeit bringt. Zahlen, die unter den Anhängern leichte Panik auslösen.

Slot jedoch argumentiert noch immer mit der Tatsache, dass Chiesa unter Juves neuem Trainer Thiago Motta nicht mit der Mannschaft trainieren durfte und daher noch körperliche Probleme hätte. Dabei ist er nun mehr als zwei Monate in England!

Der Reds-Trainer hat auch argumentiert, dass die Versuche des 27-Jährigen, seine volle Fitness wiederzuerlangen, auch dadurch behindert wurden, dass er "in eine Liga gewechselt ist, in der die Intensität möglicherweise sogar höher ist als in der italienischen Liga". Slot gab zu: "Wir haben gerade gegen die beiden italienischen Teams (AC Milan und Bologna in der Champions League) gespielt, daher kann ich das jetzt sagen. Jedenfalls macht all das für ihn den Schritt zu den Intensitätsstufen, auf denen sich der Rest des Teams gerade befindet, schwierig. Es ist eine große Enttäuschung für ihn, dass er ständig aus den Trainingseinheiten gehen muss. Es tut mir leid für ihn."

Eine Rückkehr nach Italien?

Wie nicht anders zu erwarten, führten Slots Kommentare nur noch zu mehr Spekulationen darüber, dass Chiesa während des Transferfensters im Januar wieder nach Italien geschickt werden könnte. Womöglich auf Leihbasis, um in einer gewohnten Liga richtig fit zu werden.

Die üblichen Namen wurden als mögliche Abnehmer genannt - Inter, Milan und Roma - aber einmal mehr machen finanzielle Aspekte einen Vorstoß unwahrscheinlich. Es sei denn, Liverpool wäre bereit, einen beträchtlichen Teil seines Gehalts weiter zu zahlen.

Natürlich vorausgesetzt, dass ihn die Reds tatsächlich im Winter schon wieder gehen lassen wollen. Slot jedenfalls sagt, dass dies ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen ist.

"Zuallererst steht, dass er wieder fit wird, und dann können wir sehen, wo er steht", sagte er bereits Ende Oktober. "Er hat die Vorbereitung [mit Liverpool] verpasst und in der Vorbereitung [mit Juventus] hatte er nur niedrig-intensives Training, da er mit drei oder vier Spielern getrennt vom Rest der Gruppe trainieren musste."

Der Niederländer ergänzte: "Bisher war es nicht perfekt, also versuchen wir, den richtigen Weg zu finden, ihn aufzubauen, ohne ihn zu überfordern. Das war bis jetzt schwierig, weil es bei ihm etwas auf und ab geht. Manchmal ist er bei uns, trainiert ein paar Tage, und dann fällt er wieder wegen einer Verletzung aus. Aber ich habe volles Vertrauen, dass es ihm gelingen wird, also lassen wir ihn zuerst fit werden."

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Die wichtigsten sechs Wochen in Chiesas Karriere

Ungünstig war, dass Chiesa durch seinen körperlichen Zustand bislang die Möglichkeit verpasst hat, sich zu zeigen. Wegen Diogo Jotas Verletzung "hatten wir nur vier Angreifer zur Verfügung, also hätte dies ein großartiger Moment für Federico sein können, um mehr Spielzeit zu bekommen", sagte Slot.

Da nun die letzte Länderspielpause 2024 vorbei ist, werden die großen Spiele für Liverpool in einem intensiven Dezember nicht weniger werden, immerhin schielen die Reds auf den Titel.

Natürlich werden die Fragen zu Chiesas Zukunft nur intensiver, wenn er es weiter nicht in den Spieltagskader schafft, zumal das schottische Talent Ben Doak, der derzeit an Middlesbrough ausgeliehen ist, momentan wie ein passenderer Salah-Stellvertreter für die nächste Saison aussieht.

Slot hat vollkommen recht, wenn er sagt, dass Chiesas Qualität "seit mehreren Jahren sehr klar ist", aber seine Verletzungsprobleme bereiten seit einiger Zeit Sorgen - und die letzten Monate haben gezeigt, warum. Chiesa hat seinen Platz im Italien-Kader verloren und kaum bei seinem neuen Verein gespielt. In diesem Sinne könnten die nächsten sechs Wochen wirklich zu den wichtigsten in Chiesas Karriere gehören. Er muss spielen und sich beweisen - sei es bei Slot oder für einen möglichen neuen Klub im Januar.