Zurück in die Zukunft

Von Marco Kieferl
Der FC Liverpool 2015: Jürgen Klopp soll Sturridge, Milner, Can und Co. Beine machen
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Gute Verteidigung? Die Tendenz geht in die richtige Richtung. Mittelfeld? Gut, aber keineswegs Weltklasse. Gerade in diesem Mannschaftsteil verlieren die Reds nach dem Abgang von Steven Gerrard derzeit noch am meisten auf die Fab Four. Das zentrale Mittelfeld ist mit den eigentlichen Stammspielern Millner und dem erst 25-jährigen Henderson gut aufgestellt. Fehlt der Skipper aber wie in den letzten beiden Monaten mit einem Mittelfußbruch, lässt gerade die Kreativität im Spielaufbau beträchtlich zu wünschen übrig.

Stevie G 2.0

Lucas Leiva und Joe Allen sind Arbeiter, aber keine Taktgeber oder gar Männer für den magischen Pass. Bis Mitte November wird man Henderson schmerzlich vermissen, in einigen Jahren hofft man hier auf Jordan Rossiter. Das 18-jährige Edeltalent aus der eigenen Jugend wird langsam an die Profis herangeführt und wurde durch sein Tor im Pokal zum zweitjüngsten Torschützen der Vereinsgeschichte. Pool-Legende Robbie Fowler verglich ihn bereits 2013 mit Steven Gerrard.

Eine spielerisch starke Lösung könnte im zentralen Mittelfeld dennoch Sinn ergeben. Portos 18-jähriges Juwel Ruben Neves wird gehandelt, wäre mit einer Ausstiegsklausel von über 40 Millionen Euro aber einmal mehr ein großes Risiko in Liverpools Transferpolitik.

Für Klopps Fußball brauchte es in der Vergangenheit in seinem favorisierten 4-5-1 stehts schnelle, aggressive und vor allem technisch begabte Offensivakteure im Mittelfeld. Im 19-jährigen Jordan Ibe hat Liverpool einen Rohdiamanten, der geradezu dafür prädestiniert ist. Ibe zieht seine Stärke aus seiner Schnelligkeit und einem guten Abschluss, was der ab und an noch etwas verspielte Engländer dafür braucht, ist aber Platz. Den sollen im Optimalfall Adam Lallana, Philippe Coutinho und Ex-Hoffenheimer Roberto Firmino besorgen.

Warten auf Firmino

Während Coutinho aber in den letzten beiden Jahren den Sprung zu Liverpools offensivem Alleinunterhalter gemacht hat, kämpfen Lallana und Firmino mit ihrer Form. Lallana kam im vergangenen Jahr mit großen Vorschusslorbeeren, konnte aufgrund vieler kleinerer Blessuren aber nie die Form aus Southampton bestätigen.

Firmino hat in Hoffenheim Erfahrungen im aggressiven Gegenpressing gemacht und sollte sich schnell in Klopps bevorzugten Spielstil einfinden. Noch ist dem Brasilianer die Anpassung an die Premier League nicht vollends geglückt, eine Rückenverletzung erfordert Geduld über das geplante Rückkehrdatum vom 25.10 hinaus.

Was fehlt, ist neben Ibe ein klassischer Flügelspieler. Coutinho und Millner können die Position bekleiden, suchen aber wie Firmino in Hoffenheim verstärkt den Weg durch die Mitte. Gerüchte um Andre Ayew machen derzeit an der Anfield Road die Runde. Der 25-Jährige machte mit vier Toren in seinen ersten acht Spielen auf der Insel auf sich aufmerksam.

Hoffen auf Sturridge

Die größte Konstante im Kader bietet der Angriff. Dort wurde mit Christian Benteke eine teure, aber hochwertige Ergänzung zum verletzungsanfälligen Daniel Sturridge gefunden. Der Engländer meldete sich mit zwei Toren in seinen ersten drei Spielen der Saison standesgemäß zurück, konnte sich mit dem angeschlagenen Benteke aber noch nicht einspielen. Divock Origi und Danny Ings stellen die beweglichen Alternativen zu Benteke dar und bringen ihre Schnelligkeit gewinnbringend ein. Angesichts des Überangebots im Sturm wäre ein 4-3-3 oder eine Alternative mit zwei Angreifern durchaus denkbar.

Jürgen Klopp wurde zu Beginn nicht müde zu betonen, dass er seinen Drei-Jahres-Vertrag brauchen werde, um die Entwicklung seiner Mannschaft gewinnbringend voranzutreiben. Neben seiner eigenen Umstellung auf eine andere Liga wird er dabei sicherlich auch seinen hochtalentierten, aber eben extrem jungen Kader im Blick gehabt haben.

Entwicklung braucht Zeit

Zeit brauchte Klopp auch, als er 2008 in Dortmund anheuerte. Damals starrte er in der Kabine nicht nur in die Augen von Spielern wie Delron Buckley oder Alex Frei. Inmitten der altbewährten, aber erfolglosen Dortmunder Generation blickten auch die 20-jährigen Nuri Sahin und Marcel Schmelzer sowie der 19-jährige Kinderriegel aus Neven Subotic und Mats Hummels zu ihm auf. Spieler, die nur drei Jahre später ihre erste Meisterschaft in Schwarz-Gelb feiern durfte.

An der Merseyside wartet schon viel länger auf den einen Titel, wenn am Ende aber der eine, von Klopp bereits angedeutete Triumph stehen sollte, wird man sich gerne in Geduld üben und sicher noch den ein oder anderen Klopp-Song schmettern.

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