Sebastian Kneißl über ...
... die Faszination Premier League: Um den ganzen Fußball herum herrscht eine unglaubliche Leidenschaft. Für die Engländer ist das wie eine Religion, der Spieltag ein regelrechtes Event. Man trifft sich vier oder fünf Stunden vorher im Pub und diesen Enthusiasmus spürt man selbst als Spieler. Das macht die Atmosphäre für jeden Spieler auch so besonders.
... seinen persönlichen Top-Trainer: Das ist ganz schwer zu sagen, wobei es Mauro Pochettino sensationell gemacht hat. Tottenham hat ebenfalls eine klasse Saison gespielt, wobei ich mit Claudio Ranieri meinen alten Mentor herausheben muss. Ich habe zwei Jahre bei Chelsea mit ihm zusammengearbeitet und er hat mich zur ersten Mannschaft hochgezogen.
... die Trainer-Enttäuschung der Saison: Jose Mourinho. Es war natürlich schwer für ihn, als sich in der Kabine - und das kann ich aus eigener Info bestätigen - mehrere Grüppchen gebildet haben. Das ist unglaublich schwer für einen Trainer, daraus dann eine Mannschaft zu formen. Allerdings hat er selbst den Anspruch an sich, das hört man in jeder Pressekonferenz und das mussten wir uns auch als Spieler in jeder Ansprache anhören. In dieser Hinsicht hat er ganz klar versagt.
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... Chelsea: Enttäuschend. Jose Mourinho hat die Kabine verloren und es gab Grüppchenbildung. Da kann man keine Erfolge feiern. Guus Hiddink hat es dann wieder geschafft, das Ganze einigermaßen zusammenzukitten und den zehnten Platz zu erreichen, aber die Saison verlief natürlich absolut enttäuschend. Aber dennoch ist die Meisterschaft in der kommenden Saison natürlich wieder ein Thema
.... die Red Devils unter Mourinho: Wenn selbst Sir Alex Ferguson sagt, dass Mourinho sein Nachfolger werden soll, dann kann das nur funktionieren. Die Philosophie und die Mentalität für Manchester United passt genau. Er hat ein paar Spieler aussortiert, seinen Kader aber auf 23 Feldspieler aufgestockt. Dabei wird es interessant zu sehen sein, wie er daraus eine Mannschaft formt. Aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass er sehr akribisch ist und viele Einzelgespräche führt. Das war auch Anfang 2004 genau der Schlüssel zum Erfolg, dass unter den Spielern ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl entstand, für den Trainer durchs Feuer zu gehen.
... Robert Huth: Er passt einfach nach England. Ich habe fünf Jahre bei Chelsea mit ihm zusammen gespielt, wir haben zusammen in einem Haus gewohnt. Es war vorherzusehen, dass er in England erfolgreich sein wird. Er ist gemacht für den englischen Fußball, er legt Wert auf die Zweikämpfe und bevorzugt das harte Spiel. Das hat er mit Leicester bekommen. Das war genau die gleiche Philosophie wie damals bei Chelsea unter Ranieri, der immer gesagt hat: 'Robert, gewinn den Ball und gib ihn Frank Lampard!'.
... die Macken von Robert Huth: Da gibt es einige, die kann ich nun gar nicht alle sagen. (lacht) Aber wir haben zum Beispiel eines Tages versucht, Golf zu spielen. Wir waren auf dem Golfplatz, wobei man da natürlich nur mit einer Platzreife drauf darf. Wir hatten sie aber beide nicht und haben uns irgendwie draufgemogelt. Robert hat das Ding dann über drei Bahnen gehauen, die Kraft hat er ja. Zum Glück ist nichts passiert.
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... Per Mertesacker: Wenn man ihn sieht, würde man nicht unbedingt sagen, er ist ein Profi-Fußballer. Aber er ist unglaublich intelligent, kassiert nur ganz wenige Gelbe Karten. Er hat eine klare Zweikampfführung und glänzt durch sein gutes Stellungsspiel. Umso bedauernswerter ist nun seine Verletzung.
... Mesut Özil: Er hat 19 Vorlagen gegeben und hatte eine Passquote von 86 Prozent. Für mich wird er nach wie vor unterbewertet. Er ist in England war ein Star, aber es geht trotzdem noch besser. Er wirkt hin und wieder zu lässig, und wenn er da noch etwas mehr Power reinbekommt, ist er noch torgefährlicher und auch noch wertvoller für die Mannschaft. Aber es kommt natürlich auch immer darauf an, wie die mentale Einstellung und die Motivation sind, wobei er definitiv noch Potenzial nach oben hat.
... ein mögliches Überraschungsteam: Everton oder West Ham werden immer einen guten Fußball spielen und es wird Spaß machen, ihnen zuzuschauen. Aber interessant wird sein, wie sich Tottenham diese Saison entwickelt. Sie haben clever eingekauft mit Vincent Janssen als Unterstützung für Harry Kane, der damit etwas weiter hinten auflaufen kann.
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