Timo Werner wechselt von RB Leipzig zum FC Chelsea: Fragen und Antworten

Timo Werner verlässt RB Leipzig - ein Wechsel zum FC Bayern stand aber nie wirklich im Raum.
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Das Tauziehen ist beendet: Timo Werner wechselt von RB Leipzig zum FC Chelsea. Bei den Londonern erhält der deutsche Nationalstürmer einen Vertrag bis 2025. Warum fällt seine Wahl ausgerechnet auf die Blues?

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SPOX und Goal beantworten fünf Fragen zum Wechsel des gebürtigen Stuttgarters nach London.

RB Leipzig und Timo Werner: Warum verlässt der Nationalspieler RBL?

Werner spielte schon im vergangenen Sommer mit dem Gedanken, Leipzig zu verlassen, entschied sich letztlich aber für eine Vertragsverlängerung zu besseren Bezügen und eine Saison unter den Fittichen von Neu-Coach Julian Nagelsmann. Nun, im Alter von 24 Jahren, ist aus seiner Sicht die Zeit gekommen für den nächsten Karriereschritt, der nicht nur sportlich seinen Reiz hat.

Englische Medien berichten, dass dem Rechtsfuß in London rund zehn Millionen Euro pro Jahr winken. Damit würde er zum Topverdiener aufsteigen. Bisher galten Torwart Kepa Arrizabalaga und Mittelfeldspieler N'Golo Kante mit einem Jahressalär von umgerechnet 8,7 Millionen Euro als bestbezahlte Spieler bei den Blues.

Eine derartige Summe konnte Leipzig Werner nicht bieten. Außerdem sei es "schon immer ein Traum" für ihn gewesen, "einmal in der Premiere League, der stärksten Liga der Welt, zu spielen".

Weshalb wechselt Timo Werner ausgerechnet zum FC Chelsea?

Der FC Liverpool mit dem deutschen Trainer Jürgen Klopp sowie Manchester City waren ebenfalls an Werner interessiert, zeigten sich aber nicht bereit, die von Leipzig geforderten 53 Millionen Euro zu zahlen. Chelsea schon. Die Blues bemühten sich am intensivsten um den 29-fachen Nationalspieler - und hingen damit auch Real Madrid und den FC Barcelona problemos ab. Diese hatten Werner nach Informationen von SPOX und Goal zwar auf dem Zettel, sahen in ihm aber nicht mehr als eine Alternative, sollten andere Wunschsspieler der Katalanen und Königlichen dem Ruf aus Spanien nicht folgen. Deshalb gingen die beiden Top-Klubs im Tauziehen nie in die Vollen.

Auch der FC Bayern wurde mal mehr, mal weniger als Abnehmer für Werner gehandelt. Werner selbst erteilte den Münchnern Anfang Mai sogar eine klare Absage, indem er in einem Interview mit der Bild sagte, dass ihn vielmehr ein Wechsel ins Ausland reize. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass die Münchner nie ernsthaft ins Geschehen um Werner eingriffen. Er hätte 2019 für 25 Millionen Euro an die Isar wechseln können, doch die Entscheider um Sportchef Hasan Salihamidzic waren der Meinung, dass Werner nicht ins Bayern-System passen würde.

Ihre Priorität war und ist bis heute eine Verpflichtung von Leroy Sane (24). Sie vermittelten Werner zu keinem Zeitpunkt die maximale Wertschätzung. Anders als die Blues mit ihrem Teammanager Frank Lampard, der seinem Wunschspieler per Telefonat einen Wechsel an die Stamford Bridge schmackhaft machte. "Lampard wollte Werner unbedingt, genauso wie er Hakim Ziyech unbedingt wollte", sagt Chelsea-Experte Nizaar Kinsella von Goal UK.

Investor Roman Abramovich sei gar "bereit, in diesem Sommer noch weitere Großinvestitionen zu tätigen". Mit Ben Chilwell (23, Leicester City) soll zunächst ein neuer Linksverteidiger kommen. Aber auch Werners Nationalmannschaftskollege Kai Havertz (21, Bayer Leverkusen) steht laut Kinsella "auf der Wunschliste".

"Chelsea war in den vergangenen Jahren durch die Sperre nicht imstande, Transfers zu tätigen. Die Verpflichtungen von Ziyech und Werner zeigen nun, dass der Klub wieder ganz nach oben will. Das Ziel lautet, Liverpool und Manchester City anzugreifen. Ich denke, dass Chelsea gerade jetzt für viele Spieler eine attraktive Adresse ist", so Kinsella.

Wie könnte der FC Chelsea mit Timo Werner spielen?

Bei den Leipzigern profitierte Top-Torschütze Werner (26 Bundesliga-Tore) häufig von seinen Sturmpartnern Yussuf Pulsen und Patrick Schik. Ein wie unter Nagelsmann zumeist praktiziertes System mit einer variablen Doppelspitze würde ihm sicherlich zugute kommen. Chelsea agierte in der bisherigen Saison aber meist nur mit einem Stoßstürmer: Eigengewächs Tammy Abraham (22). "Werner eröffnet Lampard viele Möglichkeiten", so Kinsella. "Ich kann ihn mir auch gut mit dem robusteren Abraham zusammen vorstellen."

Werner wäre auch auf den Außenbahnen einsetzbar. Dort haben die Londoner mit dem international erprobten Ziyech (27) und den "jungen Wilden" Christian Pulisic (21) und Callum Hudson-Odoi (19) aber genügend Optionen. Wahrscheinlich ist, dass Werner im Lampard'schen 4-3-3 erst einmal in vorderster Front startet. So oder so dürfte er der Offensive Chelseas mehr Dynamik und Energie verleihen.

Er ist kein klassischer Neuner wie Abraham oder die bisherigen Backups Michy Batshuayi (26) und Olivier Giroud (33). Schnellere und lauffreudigere Stürmer als Werner gibt es kaum, deutlich vielseitigere auch nicht. Denn seit er unter Nagelsmann spielt, hat er gelernt, sich auch in engeren Räumen zurechtzufinden. Eine Fähigkeit, die ihm Salihamidzic im Januar noch abgesprochen hatte.

Werner ist außerdem pressingresistenter als Abraham und verfügt über genug Spielintelligenz, sich neue Räume zu suchen, sollten die Flügelstürmer den Weg ins Zentrum suchen.

Wie reagiert RB Leipzig auf den Werner-Abgang?

In 157 Pflichtspielen erzielte Werner für Leipzig 93 Tore und bereitete 40 weitere Treffer vor. "Du kannst einen Spieler ja nicht klonen", sagte RB-Coach Nagelsmann erst kürzlich im Interview mit SPOX und DAZN im Hinblick auf den Abgang seines wichtigsten Stürmers. Auch Sportdirektor Markus Krösche erklärte nach der Bekanntgabe des Wechsels: "Einen Spieler wie Timo Werner kann man nicht sofort Eins-zu-Eins ersetzen."

Gleichwohl informierte die Werner-Seite die Verantwortlichen von RB bereits vor Monaten über den Wunsch des Spielers, in der kommenden Saison ein neues Abenteuer antreten zu wollen. Sie konnten sich dementsprechend auf einen Abgang vorbereiten und über mögliche Nachfolger beraten. Wie SPOX und Goal wissen, steht Milot Rashica (23) von Werder Bremen im Fokus der Leipziger.

Der Wechsel könnte nach Beendigung der Bundesliga-Saison über die Bühne gehen. Als Alternative zu Rashica gilt Hee-Chan Hwang (24) von Schwesterklub RB Salzburg. Gut möglich, dass er und Rashica sogar im Doppelpack kommen - auch weil nicht klar ist, ob Roma-Leihgabe Patrik Schick fest verpflichtet werden kann.

Mit den 53 Werner-Millionen haben die Sachsen aber jetzt zumindest genug Spielraum, sich bis zum Anbruch der neuen Spielzeit im Offensivbereich zu verstärken. "Wir haben immer betont, dass es für unser Business in Leipzig wichtig ist, auch Spieler zu verkaufen. Nur mit diesen Transfererlösen können wir weiter Schritt für Schritt wachsen und RB Leipzig sukzessive international ausrichten", so Geschäftsführer Oliver Mintzlaff.

Timo Werner: Leistungsdaten in der Saison 2019/20

WettbewerbEinsätzeToreVorlagen
Bundesliga32268
Champions League842
DFB-Pokal323

Warum darf Timo Werner nicht mehr in der Champions League für RB Leipzig spielen?

Weil der Fünfjahresvertrag, den Werner bei den Blues unterzeichnete, ab dem 1. Juli greift und die wegen der Coronakrise unterbrochene Champions League erst im August fortgesetzt wird. Leipzig steht nach dem eindrucksvollen Weiterkommen gegen den ins Straucheln geratenen Vorjahresfinalisten Tottenham Hotspur im Viertelfinale, das zwischen dem 12. und 15. August in Lissabon stattfindet.

Für seinen neuen Klub darf Werner übrigens erst ab der neuen Saison spielen - sowohl in der Premier League als auch in der Königsklasse. Den Blues droht nach dem 0:3 gegen den FC Bayern im Hinspiel des Achtelfinals aber ohnehin das Aus.

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