Thomas Tuchel hat mit dem FC Chelsea bei seinem Blitz-Debüt ein Erfolgserlebnis verpasst. Nur knapp 24 Stunden nachdem der ehemalige Bundesliga-Trainer die glücklose Klubikone Frank Lampard als Teammanager beim englischen Spitzenklub beerbt hatte, kamen die Blues gegen die Wolverhampton Wanderers nicht über ein 0:0 hinaus. Dabei wurden aber gleich mehrere Premier-League-Rekorde geknackt.
"Wir haben wenige Konter zugelassen, die Räume gut geschlossen und im letzten Drittel viele Bälle erobert. Ich bin sehr glücklich über die Leistung der Mannschaft. Sie hat sehr viel Energie in dieses Spiel gesteckt", sagte Tuchel nach Spielende bei beIN Sports.
"Leider haben wir nicht gewonnen, ein Sieg wäre verdient gewesen. Ich habe den Jungs eben in der Kabine auch klar gesagt, dass es keinen Grund gibt, enttäuscht zu sein oder zu zweifeln. Ich bin zufrieden - das ist erst der Anfang."
Tatsächlich wäre ein Sieg gegen die Wolves nicht unverdient gewesen: Chelsea hatte die Mehrzahl von Chancen und stellte in der ersten Halbzeit mit 433 erfolgreichen Pässen einen neuen Premier-League-Rekord auf. Am Ende kamen die Blues auf 820 angekommene Zuspiele und 78,9 Prozent Ballbesitz. Beides Bestmarken bei einem Trainerdebüt in Englands höchster Spielklasse - und ein deutlicher Hinweis auf den Fußball, den Tuchel mit Chelsea spielen lassen will.
Tuchel: Der "Kontrollfreak", den Chelsea braucht?
"Ich hatte nicht erwartet, dass wir nach einer Trainingseinheit und zwei Treffen auf diesem Level sind. Es hat mich ein bisschen an unsere Spiele in Dortmund erinnert", sagte Tuchel bei der BBC. "Wenn man bei Chelsea unterschreibt, dann weiß man, dass es um Titel geht. Aber man muss realistisch sein - es liegen jede Menge Mannschaften und Punkte zwischen uns und dem vierten Platz."
Für den 47-Jährigen war es der Start ins schwierige Unterfangen, den Verein der Nationalspieler Timo Werner, Kai Havertz und Antonio Rüdiger nach dem jüngsten Absturz ins Mittelfeld der Premier League wieder Richtung Minimalziel Champions League zu führen, das fünf Punkte entfernt ist.
"Ich möchte dem FC Chelsea für das Vertrauen in mich und meine Mitarbeiter danken", hatte Tuchel am Dienstag bei seiner Vorstellung gesagt: "Wir alle haben den größten Respekt vor der Arbeit von Frank Lampard und dem Vermächtnis, das er bei Chelsea geschaffen hat. Gleichzeitig kann ich es kaum erwarten, mein neues Team kennenzulernen und in der aufregendsten Liga des Fußballs zu arbeiten. Ich bin dankbar, jetzt Teil der Chelsea-Familie zu sein - es fühlt sich großartig an."
Verglichen mit seinem Vorgänger Lampard sei "Über-Nerd" Tuchel" ein Upgrade in jeder Hinsicht, außer einer: "Er ist nicht Frank", schrieb der Guardian vor dem Debüt des ehemaligen Coaches von Paris St. Germain.
Für die Times ist Tuchel der "Kontrollfreak, den Chelsea braucht". Der Telegraph würdigte ihn als "verrücktes Genie" und einen der "hellsten Köpfe" im europäischen Fußball.
Tuchel-Debüt bei Chelsea: Werner 90 Minuten auf der Bank
Tuchel, den die BBC einen "taktischen Visionär" genannt hatte, baute am Mittwochabend an der Stamford Bridge im zentralen offensiven Mittelfeld von Beginn an auf Havertz und in der Innenverteidigung auf Rüdiger. Werner musste Olivier Giroud zunächst den Vortritt lassen und mit der Bank Vorlieb nehmen. Dort blieb er auch über die gesamte Spieldauer.
Mit der Anfangsphase durfte Tuchel zufrieden sein, auch wenn Chelsea zunächst keine Torchancen erspielte. In den ersten 20 Minuten hatten die Gastgeber teilweise über 80 Prozent Ballbesitz, gegen kompakt verteidigende Wolves fehlten jedoch die zündenden Ideen.
Tuchel lebte das Spiel wie gewohnt äußerst intensiv an der Seitenlinie mit, gestikulierte immer wieder und suchte den Kontakt zu seinen Spielern. Mit Rüdiger kommunizierte er kurz vor der Pause gut hörbar auf Deutsch.
Mit Erfolg: Nach einem Freistoß stieg Rüdiger auf der Höhe des zweiten Pfostens zum Kopfball hoch, den Wolves-Keeper Rui Patricio parierte (39.). Auf der Gegenseite köpfte Leander Dendoncker (40.) über das Tor.
Auch nach dem Seitenwechsel tat sich Chelsea gegen weiter clever agierende Wolves schwer. Erst nach einer Viertelstunde prüfte Giroud aus spitzem Winkel Patricio. Im nächsten Angriff verfehlte Benjamin Chilwell. Chelsea drängte auf den Führungstreffer, hatte bei Pedro Netos Lupfer auf die Latte aber viel Glück, nicht in Rückstand zu geraten.
FC Chelsea: Spielplan in den kommenden Wochen
Wettbewerb | Datum | Gegner | Ort |
Premier League | 31.01.2021 | Burnley | H |
Premier League | 04.02.2021 | Tottenham | A |
Premier League | 06.02.2021 | Sheffield | A |
FA Cup | 10.02.2021 | Barnsley | A |