Robin Koch von Leeds United im Interview: "Mein größtes Ziel ist die Rückkehr in die Nationalmannschaft"

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Robin Koch hat sich beim englischen Abstiegskandidaten Leeds United zum Führungsspieler entwickelt - und hofft jetzt auf eine Rückkehr in die deutsche Nationalmannschaft. Im Interview mit SPOX und GOAL erzählt der 26-jährige Verteidiger von bejubelten Tacklings und Marc Rocas Deutsch-Fähigkeiten.

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Koch war 2020 für 13 Millionen Euro vom SC Freiburg nach Leeds gewechselt. Aktuell kämpft er mit seiner Mannschaft um den Klassenerhalt in der Premier League.

Herr Koch, bei Leeds United geht es turbulent zu: Anfang Februar wurde Jesse Marsch entlassen, nach drei Spielen unter Interimstrainer Michael Skubala übernahm Javi Gracia. Wie erleben Sie diese Zeiten?

Koch: Wenn ein Trainer gehen muss, ist es nie gut. Unter Michael Skubala standen direkt sehr wichtige Spiele an. Zwei Derbys gegen Manchester United, das Duell gegen Everton. Wir wollten auch aus diesen Spielen mehr holen. Jesse Marsch wünsche ich auf jeden Fall nur das Beste für die Zukunft.

Unter Garcia gelang im ersten Spiel direkt der erste Sieg, es folgten zwei Niederlagen und ein Remis. Was ist Ihr erster Eindruck vom neuen Trainer?

Koch: Wir wollen uns jetzt so schnell wie möglich auf ihn einstellen, seine Idee vom Spiel verinnerlichen und gemeinsam Punkte einfahren, um aus dem Tabellenkeller rauszukommen.

Trotz aller Turbulenzen sind Sie unumstrittener Stammspieler, bei einem Spiel gegen den FC Brentford haben Sie im Herbst sogar die Kapitänsbinde getragen. Wie beurteilen Sie Ihre Entwicklung?

Robin Koch: Ich fühle mich sehr wohl in der Stadt und in der Mannschaft. Ich habe mir auch vorgenommen, noch mehr in eine Führungsrolle hineinzuwachsen, die Mannschaft auf dem Platz noch mehr zu führen, im Training noch lauter zu sein. Dann ist es ein schönes Feedback, von der Mannschaft zu einem der stellvertretenden Kapitäne gewählt zu werden. Wichtig ist dabei natürlich auch, auf dem Platz Leistung zu bringen.

Haben Sie das Ziel, Kapitän von Leeds United zu werden?

Koch: Warum nicht? Ja. Aber selbst ohne Binde will ich ein Leader im Team sein und auch außerhalb des Platzes mit gutem Beispiel vorangehen.

Robin Koch absolvierte bisher acht Länderspiele. Bei der EM 2021 stand er im Kader, kam aber nicht zum Einsatz.
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Ihr Vertrag läuft bis 2024. Gab es schon Gespräche über eine Verlängerung?

Koch: Während der Saison will ich mich so wenig wie möglich mit Zukunftsplanungen ablenken. Aktuell laufen die ersten Gespräche zwischen dem Verein und meinem Berater. Gegen Ende der Saison und in der Sommerpause werde ich mich damit beschäftigen. Jetzt liegt mein Fokus zu 100 Prozent auf unseren Spielen und Zielen.

Leeds ist aktuell Tabellen-19. und befindet sich wieder auf einem Abstiegsplatz. Könnten Sie sich vorstellen, in die zweite Liga zu gehen?

Koch: Die Frage stellt sich nicht. Ich bin überzeugt davon, dass wir nicht absteigen.

Was sind die Gründe für die Krise?

Koch: Der Tabellenplatz spiegelt nicht unsere Leistung wider. Wir machen zwar viele gute Spiele, vergessen dabei aber zu punkten. Wir müssen abgezockter werden.

Sie sind 26 Jahre alt: Welche Ziele haben Sie für Ihre restliche Karriere?

Koch: Mein größtes Ziel ist die Rückkehr in die Nationalmannschaft. Ich will noch ein großes Turnier spielen. Bei der EM 2021 war ich dabei, hatte aber leider keinen Einsatz. Auch Titel auf Vereinsebene will ich definitiv noch gewinnen.

Seit der EM 2021 wurden Sie nicht mehr nominiert, auch bei der WM in Katar standen Sie nicht im Kader der deutschen Nationalmannschaft. Wie läuft der Austausch mit Bundestrainer Hansi Flick?

Koch: Während und nach meiner Verletzung (Hüftbeschwerden im Herbst 2021, Anm. d. Red.) standen wir regelmäßig im Austausch. Der Bundestrainer hat sich erkundigt, wie es mir geht und mir versichert, dass er mich beobachtet. Dass ich ausgerechnet während seiner Anfangszeit ausgefallen bin, war aber nicht optimal für mich. Danach war es schwierig dazuzustoßen. Bei meiner letzten Nominierung musste ich wegen einer Corona-Erkrankung absagen. Das war leider unglücklich. Zuletzt hatten wir keinen Kontakt.

Wie haben Sie die WM-Zeit verbracht?

Koch: Ich habe mir die Spiele im Fernsehen angeschaut und die Zeit genutzt, um Kraft für die neue Saison zu tanken.

Deutschland ist in der Gruppenphase gescheitert. Wie bewerten Sie das?

Koch: Aus der Distanz ist es für mich schwierig zu beurteilen, warum es so gelaufen ist oder was die Mannschaft vielleicht beeinträchtigt hat. Ich habe auf jeden Fall mit den Jungs mitgelitten.

Es gab viele Diskussionen über die Menschenrechtslage in Katar und die letztlich verbotene One-Love-Binde. Als Konsequenz hielten sich die Nationalspieler beim Mannschaftsfoto vor dem Auftaktspiel gegen Japan den Mund zu. Wie fanden Sie die Geste?

Koch: Die Jungs werden sich ihre Gedanken gemacht haben. Sie haben ein Zeichen gesetzt.

Robin Koch stand in 24 von 26 Premier-League-Spielen dieser Saison in der Startelf.
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Zurück zu Leeds: Im Sommer kam Marc Roca vom FC Bayern München. Welchen Eindruck haben Sie von ihm?

Koch: Er ist ein super Fußballer. Das hat er auch schon bei Bayern aufblitzen lassen. Außerdem ist er ein sehr ehrgeiziger Typ. Marc tut der Mannschaft gut. Er spricht sehr gut Deutsch. Als er kam, habe ich ihm gleich gesagt, dass wir das hier beibehalten. Wir verstehen uns aber nicht nur, weil er Deutsch spricht.

Wie viel Kontakt haben Sie mit Ihren Mitspielern abseits des Platzes - auch im Vergleich zu Ihrem Ex-Klub Freiburg?

Koch: In Freiburg habe ich mit den Jungs privat extrem viel unternommen. Da sind enge Freundschaften entstanden, die bis heute und sicher noch länger andauern. Das ist sehr selten im Fußball. Hier in Leeds verstehen wir uns abseits des Platzes auch super und unternehmen einiges privat. Aber nicht so viel wie in Freiburg. Das liegt auch daran, dass hier mehr Jungs schon Familie haben. In Freiburg war das nicht der Fall.

Was habt Ihr in Freiburg dann gemeinsam unternommen?

Koch: Meine Wohnung war sehr zentral gelegen. Meistens haben wir uns alle dort getroffen, gemeinsam Champions League geschaut, gegessen oder einen Kaffee getrunken.

Wie unterscheidet sich das Leben in der Öffentlichkeit in den beiden Städten?

Koch: Das war in Freiburg schon anders als in Leeds. Wenn ich hier mit ein paar Jungs durch die Stadt schlendere, erkennen mich viele Fans und wollen ein Selfie. Aber das ist doch schön und zeigt die große Faszination für den Klub hier.

"Bei einem guten Tackling oder Angriff gehen die Fans mehr mit als in Deutschland": Robin Koch gefällt die Stimmung in der Premier League.
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Wie erleben Sie die Stimmung an der Elland Road?

Koch: Außergewöhnlich, bei jedem Spiel herrscht Gänsehaut-Atmosphäre. Die Stimmung ist völlig anders als in Deutschland. Hier kommen die Gesänge von allen Seiten und nicht wie in Deutschland nur aus einer Kurve. Das merkt man auf dem Platz extrem. Außerdem ist hier alles spielbezogen. Bei einem guten Tackling oder Angriff gehen die Fans mehr mit als in Deutschland. Als Verteidiger ist es schön, wenn Fans bei einem Tackling durchdrehen.

Abgesehen von der Elland Road: Welches Premier-League-Stadion ist das stimmungsvollste?

Koch: Da fällt mir als erstes Newcastle ein. Old Trafford war auch gut, aber das ist gegen uns auch ein Derby. Ansonsten würde ich noch die Stadien von Liverpool und Aston Villa nennen.

Welcher Stürmer ist am schwierigsten zu verteidigen?

Koch: Ich finde es interessant, dass in der Premier League jeder Klub einen guten Stürmer hat. Da ist es schwierig, einen herauszupicken. Aber Erling Haaland ist schon außergewöhnlich. Im Spiel gegen uns war er zwar sehr unauffällig, hat aber trotzdem zwei Tore geschossen. Er ist einer der besten, wenn nicht sogar der beste Stürmer der Welt momentan. Wilfried Zaha von Crystal Palace und Ollie Watkins von Aston Villa sind auch sehr gefährlich. Letztlich kann ich mich Spieltag für Spieltag mit einem absoluten Top-Stürmer messen. Genau das, was ich will.

Zuletzt stand die Premier League vor allem wegen der irren Transfersummen in den Schlagzeilen, der FC Chelsea hat beispielsweise alleine in der Winterpause rund 330 Millionen Euro ausgegeben.

Koch: Die Summen sind natürlich Wahnsinn, sind mir ehrlich gesagt aber auch egal, wenn ich gegen diese Mannschaft spiele.