Fünf Niederlagen in den letzten sechs Punktspielen, wütende Fans und Sponsoren auf der Flucht: Die Krise von Juventus Turin hat ihren Tiefpunkt erreicht. John Elkann, Vizepräsident des Autobauers Fiat, Mehrheitsaktionär des italienischen Rekordmeisters, drängt auf die Entlassung von Trainer Ciro Ferrara, der nach der 1:2-Pleite beim Heimspiel gegen AS Rom noch stärker ins Kreuzfeuer der Kritik geraten ist.
Nach dem Spiel zogen einige Juve-Anhänger spontan zur Geschäftsstelle zu einer Demonstration und forderten Umstrukturierungen in der Vereinsführung.
"Es ist die schlimmste Krise von Juventus Turin der letzten 30 Jahre", kommentierte die Turiner Tageszeitung "Tuttosport" am Montag. Seit Tagen wird in den italienischen Medien über eine Ablösung des 42 Jahre alten Trainers spekuliert, der jedoch freiwillig das Handtuch nicht werfen will. Seine Entlassung wäre der fünfte Trainerwechsel in vier Spielzeiten - ein Rekord in der Geschichte des Vereins.
Kommt Lippi nach der WM?
Turins Generaldirektor Roberto Bettega ist laut italienischen Medien bereits auf der Suche nach einem neuen Trainer. Zu den Kandidaten zählen der ehemalige Nationalmannschaftscoach Dino Zoff, sowie der Ex-Trainer des FC Chelsea, Gianluca Vialli. Der Verein könnte sich auch zu einer Übergangslösung entscheiden, bis der Nationalcoach Marcello Lippi nach der WM in Südafrika wieder ungebunden wäre, um zu seinem Ex-Verein zurückzukehren.
Lippi hatte die alte Dame bereits zweimal von 1994 bis 1998 und dann von 2001 und 2004 gecoacht. Juventus gewann unter Lippi fünf Meisterschaften. Die Führung des Klubs, die in den letzten Jahren stark auf Sparkurs gesetzt hat, um ihre Bilanzen in Ordnung zu halten, will keine riesige Summen für einen neuen Trainer ausgeben.
Daher scheint es vorerst unwahrscheinlich, dass der Niederländer Guus Hiddink nach Turin wechseln könnte. Der russische Nationaltrainer hatte zuletzt vom eigenen Verband die Erlaubnis erhalten, nebenbei noch einen Klub zu trainieren.
Fans ein Unsicherheitsfaktor
Allerdings macht dem Juve-Management nicht nur der sportliche Niedergang zu schaffen. Auch die Fans bleiben ein Sorgenfaktor.
Beim Spiel gegen Rom wurden die Juve-Tifosi von der südlichen Fankurve des Olympia-Stadions ausgeschlossen, nachdem sie beim Spiel gegen FC Chievo vor einer Woche erneut wegen rassistischer Gesänge gegen Inter-Stürmer Mario Balotelli negativ aufgefallen waren.
Die Talfahrt wirkt sich auch negativ auf die Finanzen des Klubs aus. Mehrere Sponsoren überlegen, ihre Verträge mit Juve und einigen ihrer Stars aufzulösen.