"Dies ist das Jahr des FC Barcelona", räumte Real-Trainer Bernd Schuster zur Verwunderung der Fans ein. Die Madrilenen liegen neun Punkte hinter Barca zurück, das den Titelanwärter FC Valencia zuvor mit 4:0 überrollt hatte.
"Adios Madrid", titelte das in Barcelona erscheinende Fachblatt "Sport" schadenfroh. Und am Samstag muss das Schuster-Team auch noch zum Klassiker des spanischen Fußballs in Barcelona antreten.
"Die Partie im Camp-Nou-Stadion macht mir die geringste Sorge", meinte Schuster fast schon resignierend. "In unserer jetzigen Form wird es für uns nicht möglich sein, dort zu gewinnen. Wir werden versuchen, ein gutes Bild abzugeben. Von mehr können wir derzeit nicht sprechen."
Diarra fällt für Rest der Saison aus
Die Zeitung "El Pais" hielt dem Trainer vor, vorzeitig zu kapitulieren: "Auch wenn Schuster Barca für haushoch überlegen hält, ist es unverantwortlich, dies in aller Öffentlichkeit zu sagen."
Zusätzliche Sorgen bereitet die Verletzung von Mahamadou Diarra. Der Mittelfeldspieler wird Real Madrid wie auch Torjäger Ruud van Nistelrooy bis zum Saisonende fehlen.
Wie der Club mitteilte, wurde der Profi aus Mali am rechten Knie operiert. Dabei stellten die Ärzte fest, dass die Verletzung gravierender ist als ursprünglich angenommen.
Der 27-Jährige leide nicht nur an einem Meniskusriss, es seien auch andere Bereiche des Kniegelenks in Mitleidenschaft gezogen. Nach Angaben der Vereinsärzte werde es sechs bis neun Monate dauern, bis Diarra wieder eingesetzt werden kann.
Real kämpft - und verliert trotzdem
Trotz aller Schwarzmalerei bewiesen die Madrilenen gegen Sevilla einen unbändigen Kampfgeist. Sie waren nach einem Fehler ihres Torwarts Iker Casillas früh durch Luis Adriano (3. Minute) in Rückstand geraten. Raul (18.) konnte ausgleichen, aber Ndri Romaric (21.) und Frederic Kanoute (38.) schossen Sevilla zur Halbzeit 3:1 in Führung.
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Das Schuster-Team gab nicht auf, schaffte durch Gonzalo Higuain (66.) und Fernando Gago (68.) sogar den Ausgleich, musste sich nach einer Gelb-Roten Karte für Arjen Robben jedoch in Unterzahl durch einen Treffer des Sevillaners Renato (85.) geschlagen geben.
Viel schlimmer als das 3:4 im Bernabeu-Stadion waren für die Madrilenen die Ereignisse, die sich wenige Stunden zuvor im Kongress-Palast auf der Mitgliederversammlung Reals abspielten.
Eklat bei Mitgliederversammlung
Klubchef Ramon Calderon erhielt zwar eine knappe Mehrheit für sein Budget, aber das Treffen wurde von heftigen Tumulten überschattet.
Radikale Fans der berüchtigten Ultras Sur schrien Calderon-Gegner nieder, zahlreiche Delegierte sprachen von Manipulation und verlangten den Rücktritt des Präsidenten.
"Das Budget ist gerettet, aber die Mitgliedschaft gespalten", meinte die Zeitung "El Mundo". Das Sportblatt "Marca" zog das Fazit: "Real ist ein kaputter Verein."
Die Frage, ob Schuster im Amt bleiben oder entlassen werden sollte, stellt sich in Madrid derzeit kaum jemand. Real plagt sich mit Problemen herum, die viel gewichtiger zu sein scheinen als die Trainerfrage.