Samuel Umtiti beim FC Barcelona: Weltklasse zum Schnäppchenpreis

Ben Barthmann
11. Januar 201817:08
Samuel Umtiti vom FC Barcelona ist beinahe ein Schnäppchen auf dem Transfermarktgetty
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Samuel Umtiti ist beim FC Barcelona zu einem der besten Innenverteidiger der Welt gereift. In Relation zu anderen Verteidigern ist der Franzose inzwischen ein regelrechtes Schnäppchen. Das wirft Fragen auf.

Es gibt nicht viele Spieler auf dieser Welt, deren Fehlen den FC Barcelona in Panik versetzen kann. Samuel Umtiti ist einer von ihnen. Als der 24-jährige Franzose sich gegen Celta Vigo verletzte und nach rund 75 Minuten ausgewechselt werden musste, hielten die Katalanen gesammelt den Atem an.

Das lag nicht daran, dass Thomas Vermaelen, bislang klar als Fehleinkauf abgestempelt, seinen Platz einnehmen musste, sondern daran, dass Barcelona in der Saison 2017/18 ein wichtiger Leistungsträger fehlt, wenn Umtiti verletzt ist. Bisher ist die Blaugrana-Zeit des in Kamerun geborenen Verteidigers eine absolute Erfolgsgeschichte.

Für 25 Millionen Euro wurde Umtiti im Sommer 2016 verpflichtet. Damals hatte er noch nicht diese unglaublich starke Europameisterschaft gespielt, für viele war er ein unbeschriebenes Blatt. Das änderte sich schnell, etablierte er sich doch ohne Umschweife in der Mannschaft von Luis Enrique und ebenso in der von Ernesto Valverde.

Umtiti in der Weltklasse angekommen

Das Duo Gerard Pique und Samuel Umtiti verkörpert vieles, was Barcelona von seinen beiden Innenverteidigern einfordert. Zwei körperlich starke Innenverteidiger, die dennoch eine gewisse Schnelligkeit mitbringen. Intelligente Verteidiger mit ordentlichen Fähigkeiten am Ball, die auch in einer Unterzahlsituation nicht die Ruhe verlieren.

Schon vor seiner Zusammenarbeit mit Pique war Umtiti ein sehr guter Verteidiger. In Barcelona hat er allerdings nochmals einen Schritt nach vorne gemacht und verkörpert inzwischen Höchstniveau. Mit nur 24 Jahren zählt er zu den besten Innenverteidigern im europäischen Fußball.

Somit könnte alles so sorgenfrei sein beim FC Barcelona - selbst wenn man beachtet, dass Umtiti derzeit mit der aus dem Celta-Spiel zugezogenen Muskelverletzung voraussichtlich bis Februar fehlen wird. Ein Gerücht der L'Equipe ließ zuletzt allerdings aufhorchen.

Van Dijk setzt neue Maßstäbe

Die französische Zeitung berichtete, dass Umtiti aufgrund seiner 60 Millionen Euro schweren, bzw. leichten Ausstiegsklausel bei Manchester City auf dem Zettel stehen würde. "Die Klausel existiert, sie können daraus einen Vorteil ziehen", bestätigte Trainer Valverde wenig später zumindest die Möglichkeit eines Abschieds.

Der Trainer führte direkt den entscheidenden Punkt an: "Aber dafür muss der Spieler auch wollen." Mit anderen Worten: Barcelona ist abhängig vom Willen des Spielers. Mit Blick auf die Summen, die aktuell auf dem Transfermarkt für Verteidiger investiert werden, sind 60 Millionen Euro für einen 24-jährigen Top-Verteidiger geradezu ein Schnäppchen.

Nicht erst Virgil van Dijk (80 Millionen Euro zum FC Liverpool) ist dafür entscheidend. Im Sommer 2017 wechselte der 30-jährige Leonardo Bonucci für 42 Millionen Euro zum AC Milan, im August 2016 ließen sich die Citizens den 22-jährigen John Stones satte 56 Millionen Euro kosten.

Keine Relation zu anderen Klauseln

Der Sprung bis hin zu Umtiti ist eigentlich kein Sprung mehr, sondern schon vielmehr ein minimaler Schritt. Die festgeschriebene Ablösesumme von 60 Millionen Euro ist ohne Frage sehr gering angesetzt. Besonders mit Blick darauf, dass Barcelona sonst sehr gerne völlig unrealistische Ablösen in den Verträgen seiner Stars festsetzt.

Marc-Andre ter Stegen kostet 180 Millionen Euro, Ivan Rakitic 125 Millionen Euro. Selbst Ergänzungsspieler Rafinha würde 75 Millionen Euro einbringen, Ersatztorwart Jasper Cillessen befindet sich ebenfalls bei 60 Millionen Euro. Eine Relation ist im Fall Umtiti nicht gegeben.

Wurde Umtiti eine derartige Entwicklung nicht zugetraut? War die Ablösesumme in den Verhandlungen ein entscheidender Punkt? Die Gründe sind unklar, allerdings lässt sich eine Tendenz erkennen: Nicht zum ersten Mal würde Barcelona aufgrund einer zu niedrig angesetzten Ausstiegsklausel ins Schwimmen kommen.

Barca verlor auch Thiago und Bartra

Klar, dass Neymar für 222 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain wechseln würde, war schwer vorherzusehen. Doch bedeutender sind die Verluste von Spielern wie Thiago oder Marc Bartra.

Bei Thiago fehlten wenige Einsätze, um seinen Vertrag automatisch zu verlängern und die Ausstiegsklausel damit deutlich anzuheben. Dies verpasste Barcelona, der so hoch talentierte Mittelfeldspieler zog weiter zum FC Bayern München.

Marc Bartra konnte nach 14 Jahren im Verein nicht rechtzeitig von einer Verlängerung überzeugt werden, Borussia Dortmund zog die Ausstiegsklausel in Höhe von acht Millionen Euro. Barca hatte das Einbauen einer Rückkaufklausel verpasst.

Ebenfalls 2016 verloren die Katalanen mit Dani Alves einen enorm wichtigen Baustein der Mannschaft ablösefrei und hatten keinen Ersatz parat - wieder aufgrund einer Klausel, die dem Brasilianer versprochen worden war. Kürzlich wurde Sergi Roberto intensiv umworben, da er nach wie vor für rund 40 Millionen Euro zu haben wäre.

Alles hängt am Willen des Spielers

Das sind Planungslücken, die einem Weltverein nicht gut zu Gesicht stehen. Allerdings kann der Fall Roberto wegweisend für den Fall Umtiti sein: Trotz geringer Ausstiegsklausel und großem Interesse blieb der Nationalspieler in Barcelona. Der Klub zeigte ihm eine sportliche Perspektive auf.

Diese hat Umtiti schon seit geraumer Zeit. Er ist Stammspieler, unumstritten neben Pique, in der Zukunft wird eher ein Partner für den Franzosen gesucht werden. Klar ist aber, dass der Spieler wohl keinen Sinn darin sehen wird, seinen bis 2021 dotierten Vertrag schon bald zu verlängern.

Damit wird auch die Ausstiegsklausel nicht angezogen werden. Das bringt Barca in Schwierigkeiten: Wollen sie die Klausel ausbauen, müssten sie sie Umtiti mit mehr Gehalt abkaufen - oder aber sie leben bis 2021 in steter Unsicherheit, ob der Franzose nicht doch eines Tages eine spannendere Aufgabe entdeckt. Das würde erst recht für Panik sorgen.