Es schien alles angerichtet, als Lionel Messi im August 2005 von Argentiniens Nationaltrainer Jose Nestor Pekerman vom Aufwärmen zur Auswechselbank gerufen wurde. Nach 64 Minuten kam der neue Hoffnungsträger vom FC Barcelona im zarten Alter von 18 Jahren zu seinem Länderspieldebüt - an der Seite von Albiceleste-Größen wie Hernan Crespo oder Roberto Ayala.
Die Freude in Messis Gesicht sollte von kurzer Dauer bleiben, vielmehr entwickelte sich sein Debüt in einen Alptraum. Nicht einmal 60 Sekunden dauerte es, da war sein Arbeitstag bereits wieder beendet. Der deutsche Schiedsrichter Dr. Markus Merk schickte ihn wegen einer Tätlichkeit mit Rot vom Platz.
"Er wurde bei seiner ersten Ballaktion gehalten, schlug nach hinten aus und traf seinen Gegenspieler am Hals. Das geschah im Affekt", erinnerte sich Merk auch 15 Jahre später im Interview mit SPOX und Goal noch genau an die Begegnung im Ferenc-Puskas-Stadion zu Budapest zurück.
Lionel Messis erste Rote Karte: "Vielleicht half es ihm"
Dennoch blieb dem Unparteiischen nach eigener Aussage keine Wahl. "Gelb wäre auch vertretbar gewesen. Meine Linie war aber immer, konsequent zu sein - egal, ob in der ersten oder letzten Minute, in einem EM-Finale oder Freundschaftsspiel", erklärte er.
Während Messi an jenem Sommerabend wohl am liebsten im Erdboden versunken wäre, wollte Merk nicht ausschließen, dass der Platzverweis in gewisser Weise positiven Einfluss auf den weiteren - äußerst erfolgreichen - Karriereverlauf des Ausnahmespielers hatte.
"Vielleicht half es Messi sogar dabei, später so häufig zum Weltfußballer gewählt zu werden", spekulierte Merk und sprach davon, dass durch ein solch "einschneidendes Erlebnis" in jungem Alter "ein Lernprozess eingesetzt" haben könnte.
Lionel Messi flog bislang dreimal mit Rot vom Platz
In der Tat galt Messi im weiteren Karriereverlauf nie als unfairer Spieler. Über 15 Jahre später steht er bei insgesamt drei Roten Karten in seiner Laufbahn. 2019 geriet er im Spiel um Platz drei bei der Copa America mit Chiles Gary Medel aneinander, woraufhin beide des Feldes verwiesen wurden.
Der Frust dürfte damals eine gewisse Rolle gespielt haben, denn gleich zweimal verlor Messi mit seinen Argentiniern in den Jahren zuvor das Endspiel der Copa gegen die Chilenen.
Bei seinem dritten und jüngsten Platzverweis am Wochenende im spanischen Supercup-Finale gegen Athletic Club, als er in der Nachspielzeit der Verlängerung beim Stand von 2:3 den sich ihm in den Weg stellenden Asier Villalibre auf den Hinterkopf schlug, dürfte ebenfalls eine große Portion Frust im Spiel gewesen zu sein.
Es war sein erste Rote Karte im Trikot der Blaugrana, und das im 753. Spiel. Was jahrelang undenkbar war, scheint mittlerweile Realität: Der Frust hat Messi auch im Barca-Trikot heimgesucht.