Torwart-Torjäger, Marxisten und Superstars

Von Fatih Demireli
Schreiben sie Geschichte? Bursaspor wäre erst der fünfte Klub, der Süper-Lig-Meister wird
© anadolu

Bursaspor ist weiter das Überraschungsteam der Süper Lig. Vier Spieltage vor dem Saisonende rangiert der Klub weiter an der Spitze und träumt vom Titel. "Wir lassen uns nicht beirren und werden Meister", ist sich Trainer Ertugrul Saglam sicher. Doch was ist das für eine Mannschaft, die Fenerbahce, Galatasaray und Besiktas das Fürchten lehrt? Wer sind die Leistungsträger? SPOX stelllt die Erfolgskicker vor.

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Die Top-Elf

Dimitar Ivankov: Der ehemalige Nationaltorhüter Bulgariens ist nicht nur zwischen den Pfosten ein überragender Mann. Auch vom Elfmeterpunkt ist der 34 Jahre alte Schlussmann eiskalt: Mit aktuell 42 Toren ist er auf dem dritten Platz der torgefährlichsten Torhüter der Welt. Ivankov spricht flüssig türkisch, ist für jeden Spaß zu haben. Trainer Ertugru Saglam arbeitete mit ihm schon bei Kayserispor zusammen.

 

Ali Tandogan: Der rechte Außenverteidiger ist aus dem Team nicht wegzudenken. Sein rechter Fuß ist seine Waffe, seine Schüsse und Pässe sehr gefürchtet. Mit Genclerbirligi erreichte er vor ein paar Jahren das Viertelfinale des UEFA-Pokals. Unter Ertugrul Saglam spielte Ali schon bei Besiktas. Sein einziges Manko: Die Nerven! Privat ein ruhiger Genosse, auf dem Platz ständig unter Strom und nicht selten vor einem Platzverweis.

 

Mustafa Keceli: Der linke Verteidiger ist der Daum-Schreck! Sein 1:0 für Denizlispor in der 90. Minute am letzten Spieltag der Saison 2006/2007 gegen Fenerbahce kostete dem Deutschen den Job bei Fenerbahce. Zwar gelang in der Nachspielzeit noch der Ausgleich, aber das Unentschieden reichte nicht zum Titel. Nutznießer Galatasaray feiert Keceli heute noch mit Sprechchören. Der erfahrene Linksfuß spielte auch schon für Trabzonspor.

 

Ömer Erdogan: Der Mannschaftskapitän und Abwehrchef! Geboren wurde Ömer Erdogan in Kassel, begann seine Karriere auch bei Hessen Kassel und wechselte später in die 2. Liga zu St. Pauli. Seit 1998 ist der kopfball- starke Ömer in der Süper Lig, 2003/2004 spielte er sogar Seite an Seite mit Frank de Boer bei Galatasaray. Sein großer Traum ist der Einsatz in der Nationalmannschaft, aber eingeladen wurde der 32-Jährige noch nie.

 

Ibrahim Öztürk: Selbst in der Türkei ist Ibrahim ein Nobody, aber für Trainer Ertugrul Saglam an der Seite von Ömer Erdogan in der Abwehr unersetzlich. Auch Ibrahim wurde in Deutschland geboren, doch der Berliner startete seine Karriere in der Türkei in seiner Heimatstadt Kayseri. Auf Kayseri ist der kopfballstarke Verteidiger besonders stolz, trägt die Rückennummer 38 - das Autokennzeichen der Stadt Kayseri.

 

Hüseyin Cimsir: Der ehemalige Nationalspieler der Türkei unterschrieb vor der Saison eigentlich schon einen Vertrag bei Dynamo Kiew, aber Bursaspor stimmte ihn doch noch um. Hüseyin war jahrelang Kapitän von Trabzonspor, musste aber im Zuge des Umbruchs den Klub verlassen. Dies sorgte für Protestaktionen der Fans. Bei Bursaspor ist Hüseyin die unermüdliche Arbeitsbiene im defensiven Mittelfeld.

 

Ivan Ergic: Der Australier mit serbischen Wurzeln hat eine bewegte Karriere hinter sich. Stand bei Juventus Turin unter Vertrag, sollte auch 2003 fest eingebunden werden, aber eine Verletzung und spätere Depressionen verhinderten den großen Durchbruch. Beim FC Basel war der zentrale Mittelfeldspieler jahrelang Führungsspieler unter Christian Gross. Offen geht Ergic mit seiner politischen Gesinnung um: Ergic ist bekennder Marxist.

 

Volkan Sen: Mit Sercan Yildirim wohl der gefragteste Spieler auf dem Transfermarkt. Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas stehen ohnehin Schlange, auch der VfB Stuttgart soll Interesse zeigen. Der Offensivspieler, am liebsten auf der rechten Außenbahn zu Hause, ist der Shootingstar des türkischen Fußballs. Für die Nationalmannspielt debütierte er erst kürzlich, in den Zukunftsplanungen von Guus Hiddink spielt er eine wichtige Rolle.

 

Ozan Ipek: Als Bursaspor im Februar 2010 nach 0:2-Rückstand bei Fenerbahce doch noch mit 3:2 gewann, ging sein Stern auf. Der Linksaußen machte ein überragendes Spiel im Sükrü-Saracoglu-Stadion und erzielte den Siegtreffer. Auch Ozan debütierte bereits in der Nationalmannschaft. Er ist ein Senkrechtstarter, spielte bis zur vergangenen Saison noch in der 2. Liga. Zudem der Schwarm der weiblichen Fans.

 

Sercan Yildirim: Wenn das Team einen Superstar hat, dann ist es er. Die beiden Manchester-Klubs United und City wollen das Stürmertalent schon seit geraumer Zeit unter Vertrag nehmen. Die Ablöseforderung liegt aktuell bei 11 Millionen Euro. Der 20-Jährige macht auch mit seinem Privatleben auf sich aufmerksam, düst mit einem 250.000-Euro-Wagen durch die Straßen. Für Schlagzeilen sorgte auch sein Verhältnis zu einer berühmten TV-Moderatorin.

 

Turgay Bahadir: Entdeckt wurde Turgay Bahadir in Österreich von seinem Gegenspieler Tolunay Kafkas, der wenige Jahre später sein Trainer bei Kayserispor wurde. Wechselte zu Saisonbeginn zu Bursaspor und ist bei Ertugrul Saglam ein wichtiger Spieler. Fatih Terim lud den Stürmer 2008 in die Nationalmannschaft ein. Dumm nur, dass Turgay schon für Österreich im Einsatz war. Für die Alpenrepublik ist der Austria-Türke auch weiter im Einsatz.

Galatasaray vs. Bursaspor im LIVE-TICKER (Sonntag, 17.45 Uhr)

Die Macher

Ertugrul Saglam: Schon zu seiner aktiven Karriere war Saglam eine schillernde Figur. Bei Besiktas war er nicht nur Publikumsliebling, sondern auch ein starker Torjäger. Sein steiler Aufstieg als Trainer gipfelte mit seinem Wechsel von Kayserispor zu Besiktas 2007. Nach Unstimmigkeiten mit dem Vorstand trat Ertugrul, der vor allem für seine ruhige Art geschätzt wird, zurück. Mit Bursaspor will der 40-Jährige nun die Sensation schaffen.

 

Ibrahim Yazici: Der 62 Jahre alte Unternehmer ist zum zweiten Mal Präsident des Klubs. Yazici hat auch eine politische Vergangenheit, war Abgeordneter im türkischen Parlament. Von den Fans von Bursaspor wird er geschätzt, weil er sich der Konkurrenz aus Istanbul auch verbal nicht beugt. Millionenangebote für seine Spieler lehnte er mit den Worten "Wir wollen selbst Meister werden, ich bin doch nicht blöd" ab.

 

Die Fans: Der 12. Mann bei Bursaspor! Es gibt kaum eine zweite Fangruppierung in der Türkei, die so verbunden mit ihrem Klub ist wie in Bursa. Auch zu schweren Zeiten, als der Klub absteigen musste, war das Atatürk-Stadion stets ausverkauft. Auch bei Auswärtsfahrten sind die Grün-Weißen immer zahlreich vertreten. Legendär ist die Freundschaft mit den Anhängern von Ankaragücü, groß ist die Abneigung gegenüber Besiktas.

Der gesamte Bursaspor-Kader im Überblick