Die U 23 von 1899 Hoffenheim machte sich auf Vermittlung von Lutz Pfannenstiel auf ins Trainingslager nach Windhoek, Namibia. Die Mission zwischen den Einheiten: Kinderaugen zum Leuchten bringen.
Keiner der Nachwuchsfußballer von 1899 Hoffenheim wusste wohl vor dem Trip nach Windhoek so recht, was ihn erwarten würde. Doch nach neun Tagen in Namibia sind sich alle einig: Das war das ungewöhnlichste und bereichernste Trainingslager, das man sich vorstellen kann.
Inspiriert wurden die Kraichgauer Manager Ernst Tanner und Lutz Pfannenstiel, dem Weltenbummler unter den deutschen Torhütern. Er hat inzwischen mehr als 300 ehemalige Fußball-Stars um sich geschart, die sein Projekt "Global United" unterstützen. Die Ex-Profis nehmen mit Pfannenstiel bei Benefizspielen und anderen Aktionen teil, um Geld für soziale Projekte und den Klimaschutz zu sammeln und auf die Folgen der globalen Erwärmung aufmerksam zu machen.
Auf diesen Spuren, da war man sich in Hoffenheim sicher, können die U-23-Kicker nicht nur an Kondition und Ballbehandlung feilen, sondern sich auch persönlich weiterentwickeln, den Horizont erweitern.
Frankfurt - Windhoek: 24 Stunden später, 40 Grad heißer
Es lagen geschlagene 24 Stunden und 40 Grad Unterschied zwischen der Abreise aus dem klirrend kalten, verschneiten Zuzenhausen und der ersten Einheit im Independence Stadium von Windhoek. Regen machte den Hitzeschock erträglich, perfekte Bedingungen zum Kicken.
Für 1899-Teamleiter Thomas Gomminginger begann die Reise mit einem Highlight der anderen Art: Kurzfristig nahm er an einer Pressekonferenz mit dem Tabellenführer und Rekordmeister Namibias, Black Africa, teil.
Mit dem Premier-League-Team kamen auch die Spieler in Kontakt. Nach dem 3:2-Sieg im ersten Test gegen eine Kombination der Erstligisten SK Windhoek und Ramblers unterlagen die Hoffenheimer dem Spitzenteam von Black Africa mit 1:3.
Beeindruckend: Die "Hand in Hand for Children e.V."-Suppenküche
Die brütende Hitze, die seit dem zweiten Trainingstag in Windhoek herrschte, hinterließ Spuren. Um so mehr freuten sich die Spieler über Abwechslung. Sie besuchten eine Grundschule, ein SOS Kinderdorf und eine Suppenküche im Armenviertel Okahandja Park.
Letztere wird von "Hand in Hand for Children e.V." unterstützt und kocht jeden Tag für 400 zwei- bis 16-Jährige, die zum großen Teil ohne Eltern aufwachsen. Sieben Erzieherinnen sorgen für eine Grundausbildung. Der Besuch aus dem fernen Deutschland erlebte hier bewegende Momente. Keiner der oft so coolen Fußballer blieb hier unberührt.
Ihre Mitbringsel, Trikots und Bälle, waren heiß begehrt und es musste im Hotel für Nachschub gesorgt werden. Natürlich wurde auch gekickt. Ein Junge auf einem Schulhof brachte jedoch die ganze Mannschaft mit seinen mühelosen Flik-Flaks zum Staunen.
Tim Paterok rettet Bus und Zeitplan
Für die lustigste Anekdote sorgte jedoch das alte Gefährt, das dem Team bei den vielen Ausflügen, beispielsweise ins Küstenstädtchen Swakopmund, treue Dienste leistete. Nicht so am fünften Tag. Da beschloss der Bus, Pause zu machen und das Programm drohte durcheinanderzugeraten.
Aber nicht mit 1899-Keeper Tim Paterok. Der KFZ-Mechaniker, gerade erst mit der Ausbildung fertig geworden, ließ sich nicht zwei Mal bitten und brachte den Bus wieder zum Laufen. Ganz klar: Tim war von da an der absolute Held, vor allem für Busfahrer Cleophas.
Zum Abschluss einer langen, aber großartigen Woche steht am Donnerstag der Test gegen Namibias U-23-Nationalmannschaft auf dem Programm, bevor es zurück ins kalte Deutschland geht.
Lutz Pfannenstiel: Seine Karriere als Spieler im Steckbrief