In der Stunde seines größten Erfolgs als Trainer trennte Diego Maradona die Guten von den Bösen. Nach dem 1:0 (0:0) über Uruguay in Montevideo und dem damit gelösten Direkt-Ticket zur WM-Endrunde in Südafrika tanzte Argentiniens Fußball-Idol mit den Spielern und herzte demonstrativ den in die Rolle seines Widersachers geschlüpften Ziehvater Carlos Bilardo.
Die heimische Presse, deren Kritik auf dem steinigen Qualifikationsweg nach der 1:6-Blamage in Bolivien und den Pleiten gegen Brasilien (1:3) und in Paraguay (0:1) an Schärfe zugenommen hatte, bewarf das mit neuem Leben erweckte Großmaul dagegen mit wilden Schimpftiraden.
"Sie haben mich wie Abfall behandelt", giftete "El Diez" und forderte die Widersacher auf: "Ihr könnt mir einen blasen - die Damen mögen das entschuldigen."
Den vulgären Worten schickte er als Warnung hinterher: "Ich habe ein Gedächtnis und werde mich jetzt mehr als je zuvor erinnern." Der angestaute Frust musste raus.
"Ich bin weiß und schwarz - nie grau!"
Auf die Frage, ob sein Verhältnis zu Carlos Bilardo zerrüttet sei, meinte Maradona nochmals: "Blast mir einen - und macht weiter damit!"
Verdrängt waren die qualvollen Auftritte der jüngsten Vergangenheit, der Zwist mit den Verbandsoberen, das unsichere Wirken Dieguitos bei der Zusammenstellung des Kaders und an der Seitenlinie. "Ich bin weiß und schwarz, grau werde ich in meinem Leben nie sein", ließ der Weltmeister von 1986 wissen.
Veron fordert genaue Analyse
Doch sein Team blieb in der Schlacht am Rio de la Plata erneut farblos. Der zweimalige Weltmeister beschränkte sich auf die vom Münchner Martin Demichelis verstärkte Defensive, überstand zahlreiche brenzlige Situationen mit Mühe und Not und wurde erst durch ein spätes Tor des kurz zuvor eingewechselten Mario Bolatti (84.) erlöst.
"Heute haben mir die Spieler die Trainerweihen verliehen", bekannte Dieguito trotzdem. Im Gebälk knirscht es aber weiter.
"Wir können die Dinge nicht unter den Teppich kehren", gestand Routinier Juan Sebastian Veron, der eine Analyse "von oben bis unten, vom Präsidenten bis zum letzten Spieler" fordert.
Tageszeitung "Nacion" giftet gegen Maradona
Auch die argentinische Presse ging am Tag danach hart mit der Albiceleste ins Gericht - vor allem aber mit Maradona. In einem Kommentar der Tageszeitung "Nacion", die Maradona zuletzt heftig kritisiert hatte, stand: "In jedem anderen Betrieb wäre man nach solch einer Aussage entlassen worden."
Maradona indes wollte von Selbstkritik nichts wissen. "Wir sind ohne fremde Hilfe bei der WM", erinnerte er abschließend.
Uruguay in Playoffs gegen Costa Rica
Dorthin können neben den Gauchos sowie den bereits zuvor qualifizierten Teams von Brasilien, Chile und Paraguay auch noch Uruguay, das als Fünfter nun die Playoff-Duelle am 14. und 18. November gegen den CONCACAF-Vierten Costa Rica bestreiten wird.
Ecuador, das mit einem Sieg in Chile an den Urus vorbeigezogen wäre, verpasste dagegen durch ein 0:1 (0:0) seine dritte WM-Teilnahme in Folge. Dabei erzielte Humberto Suazo (52.) das Siegtor für La Roja und wurde mit zehn Treffern Torschützenkönig der Eliminatorias.
Chile sichert sich Platz zwei
Trotz eines 0:0 daheim gegen Venezuela behielt Brasilien mit den Bundesliga-Legionären Josue vom VfL Wolfsburg (gelbgesperrt) und Naldo von Werder Bremen (Reservist) als Zuschauer die Spitzenposition nach 18 Spielrunden.
Paraguay fiel durch ein 0:2 (0:0) gegen Kolumbien nach Toren von Gustavo Ramos (62.) und Hugo Rodallega (81.) hinter Chile auf Platz drei zurück.
Im Duell der Kellerkinder sorgte Johan Fano (53. ) mit seinem Tor für Perus 1:0 (0:0) gegen Bolivien und den damit erst dritten Eliminatorias-Sieg des Schlusslichts.