Fidschi, Vanuatu, Neukaledonien und Bahrain - den Weg der Neuseeländer zur WM 2010 nach Südafrika könnte man getrost als "geschenkt" bezeichnen.
Um das ganze mit der FIFA-Weltrangliste zu veranschaulichen: Fidschi (Platz 133), Vanuatu (Platz 157), Neukaledonien (Platz 139) und Bahrain (Platz 61), so einfach hat sich wohl noch nie eine Nation für die WM qualifiziert.
Damit reist das Team von Trainer Ricki Herbert - der schon bei der ersten WM-Teilnahme als junger Verteidiger dabei war - nach 28 Jahren wieder zu einer WM-Endrunde.
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Reglement kommt All Whites entgegen
Die zweite WM-Teilnahme nach 1982 haben die All Whites aber eigentlich nur zwei Änderungen im Reglement der WM-Qualifikation zu verdanken.
Einerseits wechselte mit Australien der einzige ernstzunehmende Konkurrent Ozeaniens in den asiatischen Kontinentalverband und zum anderen wurde das Playoff-Spiel nicht mehr gegen den Südamerika-Fünften, sondern gegen den Fünften aus Asien durchgeführt.
Damit entging Neuseeland in den Playoffs den - im Vergleich zum Bahrain - höher einzuschätzenden Uruguayern.
Begeisterung ja, Erwartungen nein!
So fährt Neuseeland als großer Außenseiter nach Südafrika, wo sich das Team schon über den ersten WM-Punkt seiner Geschichte freuen würde.
Bei der WM 1982 in Spanien musste Neuseeland nach Niederlagen gegen Schottland, die Sowjetunion und Brasilien punktlos und mit 2:12 Toren die Heimreise antreten.
Die Begeisterung nach der Qualifikation war in Neuseeland zwar groß, doch große Erwartungen an das Abschneiden der All Whites in Südafrika hat in der Rugby-Nation niemand.
Ryan Nelsen hofft insgeheim
So kann die Mannschaft ohne Druck zur WM reisen und dort eigentlich nur positiv überraschen. Insgeheim wittert das Team aber schon eine kleine Chance und Kapitän Ryan Nelsen hofft auf die Auslosung: "Ich wünsche mir die einfachste Gruppe, und hoffentlich überstehen wir sie dann."
Abwehr-Chef Nelsen gehört als Stammspieler bei den Blackburn Rovers zu den bekanntesten neuseeländischen Profis in Europa. Der 32-Jährige wechselte 2005 zu den Rovers und absolvierte seit dem weit über 100 Premier-League-Spiele.
Ebenfalls in England spielt der Matchwinner aus den Playoffs gegen Bahrain, Rory Fallon. Der 27-jährige Stürmer steht beim Zweitligisten Plymouth Argyle unter Vertrag und gab erst im Sommer 2009 sein Debüt für die Kiwis.
FIFA ermöglicht Fallons spätes Debüt
Fallon hatte in der Jugend für England gespielt und hätte deshalb - nach der alten FIFA-Regel - mit spätestens 21 einen Nationalitäten-Wechsel beantragen müssen. Da Fallon damals noch mit einer Länderspielkarriere für England spekulierte, ließ er die Frist der FIFA verstreichen.
Erst als die FIFA im Sommer die Regel modifizierte und einen Nationalitäten-Wechsel auch älteren Spielern erlaubte, konnte Fallon den Wechsel nach Neuseeland vollziehen.
So konnte der Sohn des ehemaligen Nationaltrainers Kevin Fallon in den Playoffs gegen Bahrain per Kopfball den entscheidenden Treffer erzielen.
Der Bomber aus Göppingen
Fallons Kollegen im Sturm sind der in Göppingen geborene Shane Smeltz (28) und der ebenfalls 28-jährige Chris Killen (Celtic Glasgow). Killen spielte seit 1999 bei mehreren britischen Vereinen und erzielte ab Januar 2006 für Hibernian und Celtic 18 Tore in 51 Spielen der schottischen Premier League.
Smeltz - der zwischen 2005 und 2007 Gastspiele bei mehreren unterklassigen englischen Klubs gab - spielt seit dieser Saison für den australischen Klub Gold Coast United und tritt dort regelmäßig als Torschütze in Erscheinung.
Auch in der Qualifikation zeigte sich Smeltz - der aufgrund seiner deutschen Herkunft Bomber genannt wird - treffsicher und war mit acht Toren der erfolgreichste Torschütze der All Whites.
WM-Teilnahme als Antrieb
Zu diesen in Europa eher unbekannten Namen gesellen sich mit Chris Wood (West Bromwich Albion), Kris Bright (Shrewsbury Town) und dem ehemaligen schottischen U-21-Nationalspieler Michael McGlinchey (ehemals Celtic und Dunfermline) noch weitere Spieler, die zumindest über Profi-Erfahrungen auf der Insel verfügen.
Damit es in Zukunft vielleicht den ein oder anderen neuseeländischen Topstar geben wird, will der Verband nun die Chance nutzen, den Fußballsport im Zuge der aktuellen Euphorie im eigenen Land populärer zu machen.
Zudem sollen auch ein Teil der Einnahmen aus der WM-Qualifikation in die Jugendförderung investiert werden. So möchte der Verband in der Zukunft beispielsweise mehr Lehrgänge und Trainingscamps für Nachwuchskicker anbieten.
Und wer weiß - vielleicht ist Neuseeland dann irgendwann so weit, dass sie eine Qualifikation auch gegen Australien oder Uruguay überstehen würden.