Darüber berichteten Mitglieder einer 18-köpfigen Delegation der Internationalen Bau- und Holzarbeiter-Vereinigung (BWI) am Donnerstag nach Abschluss einer viertägigen Inspektionsreise durch das Emirat. Katar war Ende des vergangenen Monats wegen Medienberichten über den Tod von 44 nepalesischen Arbeitern auf den WM-Baustellen infolge von Verstößen gegen Arbeitsschutzrichtlinien international in die Kritik geraten.
"Es gab klare Manipulationen", sagte BWI-Generalsekretär Ambet Yuson vor Beendigung der schon vor den bekannt gewordenen Todesfällen geplanten Reise der Zeitung "Doha News". Im Zentrum der Hauptstadt Doha wurde Yusons Delegation der Zutritt zu einer Baustelle trotz vorheriger Absprache mit Katars Komitee zum Schutz für Menschenrechte verweigert. "Man hat uns nur Vorzeige-Projekte präsentiert, uns aber nicht dorthin gelassen, wohin wir wollten."
Moderne Sklaverei
In einer offiziellen Mitteilung forderte der BWI "sofort einschneidende Maßnahmen, nicht erst in Zukunft". Die internationale Vereinigung von 350 Arbeiterschutz-Organisationen in 135 Ländern mit insgesamt über zwölf Millionen Mitgliedern hatte bereits vor Jahresfrist die Arbeitsbedingungen in Katar als "moderne Sklaverei" bezeichnet.
Der schwedische BWI-Inspektor Johan Lidholm schilderte in einem Interview mit einem Radiosender aus seinem Heimat erschreckende Details. "Die Arbeiter müssen an sechs Tagen der Woche um halb vier Uhr morgens aufstehen, kommen um sechs Uhr auf ihren Baustellen an und sind nie vor sieben Uhr am Abend wieder zurück. Wenn sie einen Tag wegen Krankheit ausfallen, ziehen die Bauunternehmen ihnen den Lohn für drei Tage ab."
Katars WM-Organisatoren haben eine internationale Rechtsanwalts-Sozietät mit der Untersuchung der Berichte über Todesfälle auf den WM-Baustellen beauftragt. Beim Weltverband FIFA kündigte Präsident Joseph S. Blatter in der Vorwoche an, bei einem anstehenden Besuch in Katar auf die Einhaltung von Menschenrechten und Arbeitsschutzbestimmungen zu drängen.
Die WM-Quali im Überblick